Kommunikationsmodell von Thun: Wie Du effektiver mit Deinen Kindern kommunizierst

   
von Redaktion - letzte Aktualisierung:
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Worauf basiert das Kommunikationsmodell von Thun?

Das Kommunikationsmodell von Thun geht davon aus, dass jede Botschaft vier verschiedene Aspekte oder „Seiten“ hat, die gleichzeitig kommuniziert werden. Tipps zur Anwendung.

Was sind die vier Ebenen der Kommunikation nach Thun?

Die vier Ebenen der Kommunikation nach Thun sind: Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell. Mehr dazu.

Wie kann das Kommunikationsmodell von Thun zu besserer Kommunikation beitragen?

Das Modell kann zu einer besseren Kommunikation beitragen, indem es das Bewusstsein für die Vielschichtigkeit jeder Botschaft schärft und hilft, Missverständnisse zu vermeiden und Beziehungen zu verbessern.

Das Kommunikationsmodell von Thun, entwickelt von dem Psychologen Friedemann Schulz von Thun, ist ein faszinierendes Werkzeug, um die Kommunikation Familie und im sozialen Umfeld zu verbessern. Es bietet Einblicke, wie Botschaften auf verschiedenen Ebenen gesendet und empfangen werden und kann besonders hilfreich sein, um Konflikte in Krippe, Kindergarten und Familienalltag besser zu verstehen und zu lösen.

Das Kommunikationsmodell von Thun – ein Überblick

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Kommunikation hat verschiedene Ebenen, die auf den ersten Blick manchmal nicht ersichtlich sind.

Das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun, auch „Vier-Seiten-Modell“ oder „Nachrichtenquadrat“ genannt, ist ein Rahmen zur Analyse zwischenmenschlicher Kommunikation.

Es erweitert das einfache Sender-Empfänger-Modell um zusätzliche Dimensionen und zeigt, dass jede Nachricht vier verschiedene Aspekte oder „Seiten“ hat, die gleichzeitig übermittelt werden.

Diese vier Seiten sind:

1) Sachebene

Auf dieser Ebene geht es um die Daten, Fakten und Informationen, die kommuniziert werden. Hier wird der objektive Inhalt einer Nachricht vermittelt.

Beispiel: Ein Kind sagt zu einem Elternteil: „Es regnet draußen“.

2) Selbstoffenbarung

Diese Seite der Kommunikation verrät etwas über die Person, die spricht. Sie zeigt, was sie bewusst oder unbewusst von sich preisgibt.

Beispiel: Mit der Aussage „Es regnet draußen“ kann ein Kind auch ausdrücken, dass es enttäuscht ist, weil es nicht nach draußen gehen kann.

3) Beziehungsebene

Hier wird deutlich, wie der Sender zum Empfänger steht und was er von ihm hält.

Wichtig: Durch Stimmlage, Blickkontakt, Gestik und Formulierung wird die Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern definiert.

Beispiel: Wenn das Kind „Es regnet draußen“ in einem vorwurfsvollen Ton sagt, kann das bedeuten, dass es sich vom Elternteil eine Lösung erhofft oder das Gefühl hat, dass der Elternteil seine Wünsche ignoriert.

4) Appellebene

Jede Nachricht enthält auch eine Aufforderung an den Empfänger, etwas zu tun oder zu denken. Der Sender beabsichtigt oft, das Verhalten oder die Einstellung des Empfängers zu beeinflussen.

Beispiel: Das Kind könnte mit der Aussage „Es regnet draußen.“ hoffen, dass der Elternteil eine Alternative für den Aufenthalt im Freien vorschlägt oder zumindest Mitgefühl zeigt.

Das Kommunikationsmodell von Thun hilft zu verstehen, dass Missverständnisse häufig entstehen, weil Sender und Empfänger auf unterschiedlichen Ebenen kommunizieren können.

Beispielsweise kann ein Sender etwas auf der Sachebene ausdrücken, während der Empfänger dies als persönlichen Angriff auf der Beziehungsebene interpretiert.

Wenn Du lernst, Botschaften auf diesen vier Ebenen zu analysieren und bewusst zu gestalten, kannst Du effektiver kommunizieren und Konflikte besser lösen.

Nutzung des Modells zur effektiven Konfliktlösung

Dieses Modell ist besonders nützlich in der Erziehung, in Partnerschaften und im beruflichen Kontext, da es hilft, die Dynamik und Komplexität menschlicher Interaktionen zu verstehen und zu verbessern.

Durch die Analyse jeder Nachricht anhand der vier Seiten des Modells kannst Du besser verstehen, was die Beteiligten wirklich meinen, und so zu einer effektiveren Konfliktlösung beitragen.

Hier sind konkrete Strategien, wie Du das Modell nutzen kannst:

Identifizierung der vier Ebenen von Konfliktbotschaften

Wenn ein Konflikt auftritt, ist es hilfreich, zunächst die verschiedenen Ebenen einer Nachricht zu identifizieren und zu verstehen, welche Rolle sie im Konflikt spielen.

Beispiel: Wenn ein Kind zu einem anderen sagt: „Du gibst mir nie den Ball!

  • Sachebene: Das Kind will den Ball haben.
  • Selbstoffenbarung: Es könnte sich übergangen oder frustriert fühlen.
  • Beziehungsebene: Es könnte eine Ungleichheit in der Beziehung zum anderen Kind signalisieren oder das Gefühl haben, dass das andere Kind dominant ist.
  • Appell: Es fordert das andere Kind auf, ihm den Ball zu überlassen.

Klärung der Selbstdarstellung

In Konflikten neigen Kinder (und Erwachsene) dazu, ihre persönlichen Gefühle oder Unsicherheiten indirekt auszudrücken.

Durch das Erkennen und Ansprechen dieser Selbstoffenbarungen kann eine Atmosphäre von Verständnis und Empathie geschaffen werden.

Beispiel: Ein Kind sagt traurig: „Niemand spielt mit mir“.

Als Pädagoge oder Elternteil kannst Du darauf eingehen, indem Du empathisch reagierst: „Es hört sich so an, als ob du dich gerade sehr allein fühlst. Lass uns gemeinsam überlegen, wie wir das ändern können.“

Beziehungsebene stärken

Viele Konflikte haben ihre Wurzeln in gestörten Beziehungen oder Missverständnissen darüber, wie jemand über den anderen denkt.

Indem Du aktiv an der Verbesserung der Beziehungsebene arbeitest, kannst Du helfen, Konflikte zu entschärfen.

Beispiel: Zwei Kinder streiten sich häufig.

Als Mediator könntest Du darauf hinweisen, wie wichtig es ist, dass sie einander zuhören und sich gegenseitig respektieren.

Tipp: Du könntest sie ermutigen, positive Dinge übereinander zu sagen, um gegenseitiges Verständnis und Wertschätzung zu fördern.

Auf diese Weise kann die Beziehungsebene gestärkt werden.

Adressierung und Neuformulierung des Appells

Der Appell in einer Nachricht kann oft versteckt sein oder vom Empfänger missverstanden werden. Hilf den Beteiligten dabei, ihre Aufforderungen klar zu formulieren und auf die Aufforderungen anderer angemessen zu reagieren.

Beispiel: Ein Kind sagt: „Lass mich das machen!“

Du kannst dem Kind helfen, seine Bitte klarer zu formulieren, indem du sagst: „Willst du auch eine Chance, das auszuprobieren? Lass uns dafür sorgen, dass jeder eine faire Chance bekommt.“

Wenn Du diese Strategien im Rahmen des Kommunikationsmodells von Schulz von Thun anwendest, kannst Du als Pädagoge oder Elternteil effektiver auf Konflikte reagieren und den Kindern beibringen, wie sie ihre kommunikativen Fähigkeiten verbessern können.

Dies fördert nicht nur die Lösung von Konflikten, sondern auch die Entwicklung stärkerer und gesünderer zwischenmenschlicher Beziehungen.

Weitere Ideen zur Umsetzung des Modells

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Bei Kommunikation zählt nicht nur das Gesagte, sondern noch viel mehr.

Um Kindern das Modell näher zu bringen und sie für die verschiedenen Kommunikationsebenen zu sensibilisieren, gibt es verschiedene Wege. Hier sind einige Ideen:

Rollenspiele

Führe Rollenspiele mit Kindern durch, die ihnen helfen, die verschiedenen Aspekte der Kommunikation zu verstehen.

Tipp: In diesen Rollenspielen können Kinder in verschiedene Rollen schlüpfen und dadurch verstehen, wie unterschiedlich Nachrichten empfangen und interpretiert werden können.

Idee: Kinder spielen eine Szene im Klassenzimmer nach, wo ein „Lehrer“ einem „Schüler“ eine Aufgabe gibt. Anschließend diskutiert die Gruppe, welche Botschaften auf den verschiedenen Ebenen gesendet und empfangen wurden.

Kommunikationstagebuch für Kinder

Ermutige die Kinder dazu, ein Tagebuch über ihre täglichen Kommunikationserlebnisse zu führen. Sie können z.B. aufschreiben oder zeichnen, wie sie sich in verschiedenen Gesprächssituationen gefühlt haben, und anschließend reflektieren, welche Nachrichten sie auf den vier Ebenen empfangen haben.

Beispiel: Ein Kind notiert, wie es sich gefühlt hat, als es mit einem Freund über ein geteiltes Spielzeug verhandelt hat, und analysiert die verschiedenen Nachrichtenebenen, die im Gespräch eine Rolle gespielt haben.

Visuelle Hilfsmittel

Erstelle visuelle Hilfsmittel wie Poster oder Karten, die das Kommunikationsmodell darstellen. Diese können in Klassenzimmern oder zu Hause eingesetzt werden, um Kindern zu helfen, ihre eigenen Nachrichten sowie die anderer besser zu verstehen.

Beispiel: Ein großes Poster im Klassenzimmer zeigt die vier Seiten einer Nachricht. Kinder können mit Post-Its eigene Beispiele an die entsprechenden Stellen kleben und so ihre Einschätzung stärken.

Durch diese spezifischen Ansätze kannst Du Kindern helfen, ein tiefes Verständnis für die verschiedenen Aspekte und Ebenen der Kommunikation zu entwickeln, was ihnen nicht nur in der Schule, sondern in allen Lebensbereichen zugutekommen wird.

Stärkung von Bindungen durch bewusste Kommunikation

Indem Du das Kommunikationsmodell im Alltag mit Kindern anwendet, nicht nur in der Familie, sondern auch in Bildungseinrichtungen, förderst Du ein Umfeld, in dem sich jedes Kind verstanden und wertgeschätzt fühlt.

Dies stärkt nicht nur die individuellen Kommunikationsfähigkeiten, sondern verbessert auch die Beziehungen und das soziale Miteinander.

Durch die Anwendung der genannten Techniken kannst Du also eine tiefere Verbindung zu Deinen Kindern aufbauen und ihnen helfen, sich zu empathischen, selbstbewussten und kommunikationsstarken Individuen zu entwickeln.

Lerne, jede Botschaft in all ihren Facetten zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren, und Du wirst bald merken, wie sich die Dynamik in Deiner Familie und darüber hinaus zum Positiven verändert.

Quellen

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