Kleinwüchsige Kinder

   
von Redaktion - letzte Aktualisierung:
Das sollten sie über Kleinwüchsigkeit wissen
  • Von Kleinwüchsigen Kindern oder Babys sprechen Mediziner, wenn die Körpergröße unterhalb der altersentsprechenden Normgrenze liegt. 
  • Es gibt zahlreiche Ursachen für Kleinwüchsigkeit. Meist ist sie jedoch nur ein Symptom einer anderen Grunderkrankung.
  • Kleinwüchsigkeit ist jedoch nicht selten ein nur vorübergehendes Phänomen. Einige Kleinwüchsige Kinder und Babys gelten zwar zeitweilig als erkrankt, können den Rückstand im Laufe des Lebens jedoch wieder aufholen.

Ab wann gilt man eigentlich als Kleinwüchsig? Frauen unter 1,40 Meter und Männern unter 1,50 Meter gelten offiziell als Kleinwüchsig. Ob ein Kind auch tatsächlich unter „Kleinwuchs“ leidet, kann jedoch nur mit einer ausführlichen Anamnese über einen längeren Zeitraum festgestellt werden. Je nach Auslöser der Krankheit und damit Ursache für Kleinwüchsigkeit gibt es verschiedene Therapien und Ansätze. In unserem Ratgeber erfahren Sie alles rund um das Thema Kleinwüchsigkeit und welche Therapien sich für die jeweilige Ursache eignet.

1. Ein kleinwüchsiges Baby bringt viele Herausforderungen für die Eltern mit sich

Sagen Sie lieber kleine Menschen, anstatt Minderwüchsige

Laut Schätzungen gibt es in Deutschland ungefähr 100.000 kleinwüchsige Menschen. Der Alternative Begriff für Kleinwüchsigkeit „Minderwuchs“ wird von den Erkrankten eher abgelehnt, weil ihm ein diskriminierender Unterton anhaften soll. Dadurch verschwindet dieser Begriff langsam aus dem deutschen Sprachgebrauch.

Die Ursachen für Kleinwüchsigkeit sind vielfältig und nicht immer leicht zu ermitteln. Im Großteil aller Fälle wird die Kleinwüchsigkeit jedoch von mindestens einem der Elternteile auf das Kind vererbt. Allerdings können auch Hormon- oder Stoffwechselstörungen sowie Mangelernährung und Rauchen in der Schwangerschaft eine negative Auswirkung auf das Wachstum des Kindes haben.

Während Kinder, die an familiär bedingtem Kleinwuchs erkranken, auch als Erwachsene klein bleiben, können anders entstandene Wachstumsstörungen in der Kindheit oft therapiert werden. Es wird insgesamt zwischen 450 verschiedenen Arten von Kleinwüchsigkeit unterschieden.

Zudem wird auch zwischen proportioniertem und disproportioniertem Kleinwuchs unterschieden. Bei ersterem stehen der Kopf, Rumpf und die Extremitäten in normaler Relation zu einander. Beim Zweiten ist entweder der Kopf zu groß oder die Extremitäten in Relation zum Rumpf zu kurz.

Die Eltern eines kleinwüchsiges Babys müssen besonders darauf achten, ihren Nachwuchs nicht in Watte einzupacken und dabei helfen, ein starkes Selbstbewusstsein aufzubauen. Zu oft wird kleinwüchsigen Kinder weniger zugetraut, als normal großen Kindern im selben Alter – vor allem von Außenstehenden.

2. Die Ursachen von Kleinwüchsigkeit sind zahlreich, jedoch gut erforscht

kind mit down-syndrom.

Das Down-Syndrom kann auch mit Kleinwüchsigkeit einhergehen.

Wie bereits erwähnt, ist der familiäre Kleinwuchs der häufigste Grund dieser Erkrankung. In seltenen Fällen kommt es jedoch vor, dass auch normal große Eltern ein kleinwüchsiges Baby bekommen.

In diesem Fall sprechen Mediziner von einer „verdeckten Vererbung“. In einem der beiden Elternteile schlummerte die Anlage zur Kleinwüchsigkeit in den Genen.

Es werden auch einige Störungen der Erbanlagen von Kleinwuchs begleitet, wie zum Beispiel:

  • das Down-Syndrom
  • das Prader-Willi-Syndrom
  • das Noonan-Syndrom

Besonders schwerwiegend ist das Ullrich-Turner-Syndrom, welches nur bei Mädchen auftreten kann. Dabei bleiben die Betroffenen kleinwüchsig und die Pubertät bleibt aus, was ebenfalls mit einer lebenslangen Unfruchtbarkeit verbunden ist.

2.1 Auch hormonelle Störungen können zu Kleinwuchs bei Kindern führen

Hormonelle Störungen sind eine weitere Ursache für kleinwüchsige Kinder. Eine besonders häufige Ursache ist beispielsweise eine Unterfunktion der Hirnanhangsdrüse. Fehlt oder mangelt es dem Körper an den entsprechenden Wachstumshormonen, kann es zu Kleinwüchsigkeit kommen.

Wann stellt man fest, dass ein Kind kleinwüchsig ist? Grundsätzlich ab dem 1. Jahr. Das Wachstum verläuft nicht dem Alter entsprechend und es ist eine Verzögerung der knöchernen Entwicklung zu erkennen. Ein Gehirntumor, der diese Symptome ebenfalls hervorrufen kann, muss jedoch vor der Diagnose ausgeschlossen werden.

Ist die Funktion der Schilddrüse gestört, die ebenfalls zur Produktion der entsprechenden Hormone wichtig ist, kommt es nicht nur zur Kleinwüchsigkeit, sondern auch zur Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung.

Das SGA-Syndrom (Small for Gestational Age) bezeichnet Kinder, die leichter und kleiner als erwartet geboren werden. Die Auslöser dieses Syndroms sind unter anderem Erkrankungen wie Röteln aber auch Nikotin oder Alkoholkonsum. Einige Kinder holen diese Wachstumsverzögerung bis zum 2. Lebensjahr wieder auf. Wachstumshormone können eventuell helfen, wenn das Wachstum stillsteht.

Allerdings gibt es auch noch die Gruppe der Spätentwickler. Hier spricht der Mediziner von einem konstitutionellen Kleinwuchs. Sowohl die Größe, als auch die Entwicklung des Skeletts ist hierbei verzögert. Im Erwachsenenalter haben betroffene Kinder jedoch meist eine durchschnittliche Größe.

Sie merken, die Ursachen für Kleinwuchs bei Kindern sind äußerst vielfältig. Daher ist meist eine lange Diagnostik notwendig, um die Ursache im Einzelfall zu bestimmen.

3. Eine Therapie von Kleinwüchsigkeit ist in den meisten Fällen nicht möglich

Genetisch bedingter Kleinwuchs ist nicht therapierbar. Für andere Formen des Kleinwuchses gibt es aber Hilfe. Als Standardtherapie für andere Bilder der Kleinwüchsigkeit werden Wachstumshormone eingesetzt. Diese sollen das Längenwachstum anregen und bergen dabei kaum Risiken.

Andere Therapien mit Hormonen beinhalten beispielsweise Östrogen (zum Beispiel beim Ullrich-Turner-Syndrom), Testosteron ( Pubertät Verzögerung beim Jungen) oder Thyroxin (bei Schilddrüsenunterfunktionen). Neben einer Hormontherapie gibt es auch holistische Therapiearten, wie beispielsweise die Fuß-Reflexzonen-Massage oder homöopathische Mittel.

Um die richtige Therapie zu finden, müssen Sie sich als Eltern von einem Facharzt beraten lassen, der alle Symptome und Bilder einer Kleinwüchsigkeit erkennen kann.

4. Trauen Sie Ihrem kleinwüchsigen Kind ruhig etwas zu

kind mit bauhelm.

Damit Ihr Kind ein starkes Selbstvertrauen entwickeln kann, dürfen Sie es nicht anders behandeln, als normal große Kinder.

Babys reagieren sehr sensibel darauf, wie die Umwelt auf sie reagiert. Durch ihre geringere Größe werden kleinwüchsige Kinder schneller unterschätzt und für jünger gehalten. Es wird ihnen weniger zugetraut und mehr abgenommen, als normal großen Kindern.

Durch die Probleme im Alltag und der regelmäßigen Unterstützung bei schwierigeren Tätigkeiten kommt es schnell dazu, dass das Kind noch zusätzlich von einem geringen Selbstvertrauen geplagt wird.

Für die Eltern ist es deshalb besonders wichtig, ihr Kind richtig zu unterstützen und zu stärken. Ermutigen Sie Ihr Kind, eigene Lösungswege für seine Probleme im Alltag zu finden. Dadurch wird Ihr Kind schon früh unabhängiger und selbstbewusster.

Leute aus dem Umfeld, wie Verwandte, Freunde, Erzieher und Lehrer sollten darüber informiert werden, kleinwüchsige Kinder ihrem Alter entsprechend zu behandeln – nicht entsprechend der Körpergröße.

Es gibt Selbsthilfegruppen, Vereine und Verbände, um sich mit Eltern auszutauschen, die ähnliche Probleme haben. Zu beginn ist der Großteil der Eltern überfordert, wenn die Diagnose „Kleinwuchs“ gestellt wird. Durch diese Möglichkeit können Sie als Eltern Tipps und Informationen erhalten, wie Sie ihren Alltag gemeinsam mit ihrem Kind gut meistern können.

Tipp: Wird von den Eltern zur Diagnostik ein Facharzt oder eine passende Therapie gesucht, kann der Bundesverband kleinwüchsiger Menschen und ihre Familien e.V. (BKMF) tatkräftig zur Seite stehen. Dieser Verein besteht seit über 25 Jahren und kümmert sich um die Belange kleinwüchsiger Personen. Hier kommen Sie zur Webseite dieses Vereins.

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