Kita-Pflicht: Muss mein Kind einen Kindergarten besuchen?

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
kita-pflicht
Gibt es eine allgemeine Kita-Pflicht?

Trotz zunehmender Unterstützungsmöglichkeiten gehen nach wie vor nicht alle Kinder in einen Kindergarten. Eine entsprechende Kita-Pflicht existiert bis dato nicht.

Warum sprechen sich viele Menschen für eine Kita-Pflicht aus?

Im Fokus dieser Überlegungen stehen vor allem Kinder aus bildungsfernen Schichten, die zu Hause nur eingeschränkten Zugang zu anderen Kindern haben. Zudem stehen diese Kinder häufig vor großen sprachlichen Herausforderungen, sobald Sie eingeschult werden.

Was spricht gegen eine Kita-Pflicht für alle Kinder?

Längst nicht überall in Deutschland haben Kinder die gleichen Startvoraussetzungen. Besorgte Eltern stellen sich also zu Recht die Frage, ob ihre Kinder in einer Einrichtung tatsächlich besser gefördert werden oder aber die familiäre Bindung nicht einen wichtigeren Aspekt der Erziehung ausmacht.

Bislang gibt es in Deutschland keine Kita-Pflicht. Alle Eltern dürfen selbst entscheiden, ob Sie Ihre Kinder in den Kindergarten schicken. Aber macht dies tatsächlich Sinn?

Wir setzen und kritisch mit dem Thema auseinander und zeigen, welche Vor- und Nachteile eine allgemein geltende Kita-Pflicht mit sich bringen würde.


1. Kita-Pflicht in Deutschland – ein schwieriges Thema mit hitzigen Debatten

Im Hinblick auf die Erziehung gibt es unzählige Modelle, die mehr oder weniger erstrebenswert sind. Dabei stellt sich oft heraus, dass es nicht die eine richtige Erziehung gibt.
Stattdessen existieren viele verschiedene Ansätze, um Kindern den Start ins Leben zu erleichtern.

kinder in der kita

Bereits jetzt besuchen sehr viele Kinder eine Kita.

In Deutschland herrscht allgemeine Schulpflicht. Je nachdem, in welchem Bundesland Sie leben, müssen Ihre Kinder die Schule für 9 oder auch 10 Jahre besuchen, da der Bereich Bildung Ländersache ist.
Das entsprechende Gesetz in NRW, welches die Schulpflicht für alle Kinder, die zum Schuljahresbeginn bis zum 30. September 6 Jahre alt werden, fordert, finden Sie beispielsweise hier.

Aber wie sieht es mit der Zeit vor der Einschulung aus? Auch die Vorschule hat durchaus ihren Sinn. Auf der anderen Seite sollten Eltern doch selbst entscheiden dürfen, was sie für richtig und falsch halten.

Es gibt also jede Menge Punkte auf der Pro- sowie der Contra-Liste. Wichtig ist jedoch, dass die Diskussion rund um das Thema der Kita-Pflicht sachlich vonstattengehen sollte.
Zudem sollten Eltern bei einer hitzigen Debatte nicht aus den Augen verlieren, dass die Kinder im Fokus stehen und es darum gehen sollte, was für sie das Beste ist.

2. Argumente für eine allgemeine Kita-Pflicht in Deutschland

Immer mehr Kinder im Alter zwischen 2 und 6 Jahren besuchen einen Kindergarten. Die Quote steigt seit der gesetzlichen Regelung, dass jedem Kind ein Kitaplatz zur Verfügung gestellt werden muss, kontinuierlich ein.

Ab einem Alter von 3 Jahren bis zur Einschulung liegt die Quote der Kinder, die eine Kita besuchen, bereits bei über 93 %.
Im Alter zwischen 2 und 3 Jahren gehen hingegen nur ein Drittel der Kinder bereits in den Kindergarten.
Diese durchaus beachtliche Quote zeigt, dass die meisten Eltern sehr daran interessiert sind, dass die eigenen Kinder betreut werden.

Als Hauptargument der Befürworter einer Kita-Pflicht wird immer wieder angeführt, dass besonders benachteiligte Kinder von einem Kindergartenbesuch profitieren würden. Sie lernen nicht nur die eigene Kultur kennen, sondern kommen in Kontakt mit anderen Kindern.
Auf diese Weise verbessert sich spielerisch die Sprache, sodass es Kinder mit Migrationshintergrund in der Schule leichter haben.
Dieses Argument mag zwar nur auf einen kleinen Teil der Bevölkerung zutreffen, ist jedoch gerade dort besonders wichtig.

Andere Kinder profitieren im Hinblick auf geregelte Mahlzeiten. Auch wenn es für einen Großteil der Menschen völlig normal sein mag, dass Kinder Mittagessen bekommen, so ist die gerade in Randgruppen leider nicht immer der Fall.
Schließlich ist das Geld knapp und es gibt mehr Dinge auf der Prioritätenliste als gesundes Essen zu kochen.

Doch nicht nur Kinder aus Brennpunkten, sondern auch Kinder einer ganz gewöhnlichen Bilderbuchfamilie profitieren davon, wenn sie die Kita besuchen.

Sie können malen, musizieren und Sport treiben. Im Kindergarten lernen die Kinder sehr viele verschiedene Aspekte des Lebens kennen. Die Förderung in einigen speziellen Bereichen lässt sich zwar durchaus zu Hause realisieren, die soziale Interaktion kann allerdings nicht simuliert werden.
Gerade dieser Punkt bereitet Kinder intensiv auf die Einschulung vor, sodass der Unterschied nicht mehr zu Problemen führen sollte.

3. Diese Punkte sprechen gegen eine deutschlandweite Kita-Pflicht

Viele Eltern suchen nach Antworten für die perfekte Erziehung. Auch wenn es diese tatsächlich nicht gibt, da jedes Kind andere Stärken, Schwächen und Bedürfnisse hat, so hilft eine klare Ausrichtung in jedem Fall.

bleistifte mit einem schild welches recht auf bildung fordert

Es ist nicht leicht, das Recht auf Bildung mit einer Pflicht zu verbinden.

Bislang ist die Erziehung entsprechend des Grundgesetzes Aufgabe der Eltern. Auch wenn es in einigen Kita inzwischen sehr gute Ansätze zur Verbesserung der allgemeinen Betreuungssituation gibt, so bedeutet dies noch lange nicht, dass alles so läuft, wie es denn laufen sollte.

Zu große Kitagruppen, zu wenig Zeit und schlichtweg nicht ausreichende Kapazitäten sind nur einige Punkte auf der Liste der Gegner einer Kita-Pflicht.

Einige Eltern aus dem Bildungsbürgertum sorgen sich um die Qualität der Förderung. Im Gegensatz zur Schule haben die Betreuer und Betreuerinnen im Kindergarten in den meisten Fällen lediglich einen mittleren Bildungsabschluss.
Ob ein Uni-Abschluss bei der Kinderbetreuung tatsächlich einen Mehrwert darstellt, darf zwar durchaus bezweifelt werden. Fakt ist jedoch, dass das Lernen bei vielen heutigen Erziehern und Erzieherinnen nicht unbedingt an erster Stelle im Leben stand.

Aber abgesehen von der generellen Frage, ob die Qualität der Kita ausreichend ist, um eine Kita-Pflicht daraus zu machen, so stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit.

Wenn immer mehr Eltern Ihre Kinder in die Kita schicken, so scheint es wenig hilfreich, um jeden Preis eine Pflicht daraus zu machen.
Vielmehr sollte die Aufgabe der Politik darin bestehen, Kitas so attraktiv zu machen, dass Eltern ihre Kinder gerne dort abgeben.

Zusätzlich steht zur Debatte, ab wann eine solche Kita-Pflicht gelten sollte. Kleine Kinder unter 3 Jahren sind sicherlich noch zu jung, obwohl sich viele positive Effekte gerade bei sehr jungen Kindern beobachten lassen.

Deutlich mehr Sinn macht hingegen die Einführung eines verpflichtenden Vorschuljahres, um den Wissenstand der Kinder anzugleichen.
Allerdings stehen wir hier wiederum vor dem Dilemma, dass einige Kinder bereits sehr viel mehr wissen und das vierte oder fünfte Jahr im Kindergarten sicherlich keine besonders spannende Erfahrung mehr sein wird.

4. Die wichtigsten Punkte im Überblick

Damit Sie sich leichter einen Überblick verschaffen können, haben wir die wichtigsten Aspekte, die für und gegen eine allgemeine deutsche Kita-Pflicht sprechen, noch einmal übersichtlich für Sie zusammengefasst:

  • alle Kinder werden jeden Tag versorgt
  • jedes Kind erhält die gleichen Chancen
  • besonders Kinder aus bildungsfernen Schichten profitieren von einer Kita-Pflicht
  • Kinder lernen frühzeitig, sich in sozialen Strukturen mit Gleichaltrigen zurechtzufinden
  • innerhalb Deutschlands gibt es große Qualitätsunterschiede einzelner Kitas
  • bislang stehen noch nicht flächendeckend genügend Kitaplätze zur Verfügung
  • eine Kita-Pflicht beträfe nur sehr wenige Kinder (dabei nicht unbedingt nur Kinder bildungsferner Schichten)
  • die Einführung einer Kita-Pflicht untergräbt das Erziehungsmonopol der Eltern

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