Ein Kinderpsychotherapeut oder eine Kinderpsychotherapeutin ist auf die Behandlung von Kindern von der Geburt bis ins Jugendalter spezialisiert.
Manche Verhaltensauffälligkeiten verschwinden von selbst wieder. Es gibt jedoch auch psychische Störungen, die ein Kinderpsychotherapeut behandeln muss.
Die Kosten für die Therapie beim Kinderpsychotherapeuten trägt in der Regel die Krankenkasse.
Die Entwicklung von Kindern verläuft sehr unterschiedlich. Schwierige Phasen sind bei Kindern und Jugendlichen ganz normal. Eltern sind jedoch oft verunsichert, wenn sich Ihr Kind merkwürdig verhält und Auffälligkeiten in der Entwicklung oder im sozialen Bereich zeigt. Müssen diese Verhaltensauffälligkeiten beim Kinderpsychotherapeut behandelt werden oder verschwinden sie nach einiger Zeit wieder von selbst?
In unserem Ratgeber geben wir Ihnen Auskunft darüber, was ein Kinderpsychotherapeut ist und wann eine Behandlung notwendig ist. Wie geben außerdem einen Überblick über die verschiedenen Therapieformen. Zuletzt klären wir Sie darüber auf, wo Sie Beratung und den richtigen Therapeuten finden.
Inhaltsverzeichnis
Umgangssprachlich hört man den Begriff des Kinderpsychologen wesentlich häufiger, als den des Psychotherapeuten. Oft meint man damit jedoch das falsche. Den Berufen des Kinderpsychologen, Kindertherapeuten und des Kinderpsychiaters liegen verschiedene Ausbildungen zu Grunde. Auch die Arbeitsfelder nach der abgeschlossenen Ausbildung unterscheiden sich enorm.
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist es, dass man bei einer Therapie einem Psychologen gegenübersitzt – dem ist jedoch nicht so. Der Begriff Psychologe ist rechtlich geschützt und beschreibt Personen, die im Hauptfach Psychologie studiert haben. Hat man ein Studium der Psychologie absolviert, kann man anschließend beispielsweise in der Wirtschaft arbeiten. Psychologen werden häufig im Recruiting, der Mark- und Zielgruppenforschung oder für Gruppentrainings eingesetzt.
Den „Kinderpsychologen“ an sich gibt es nicht. Dennoch kann ein Psychologe nach seinem Grundstudium eine Weiterbildung im Bereich der Erziehung oder Bildung absolvieren und qualifiziert sich dadurch für die Arbeit mit Kindern, zum Beispiel als Schulpsycholge. Ein Psychologe ist jedoch kein Arzt! Die Annahme, dass ein Psychologe diagnostiziert und behandelt ist falsch – das ist Aufgabe des Kinderpsychotherapeuten.
Der Kindertherapeut, auch psychologischer Psychotherapeut genannt, sitzt dem Kind bei der Gesprächstherapie tatsächlich gegenüber und ist für seine Diagnose und Behandlung zuständig. Die Begriffsverwirrung kommt vermutlich daher, dass eine der Voraussetzungen als Ausbildung zum Kindertherapeuten ist, dass man vorher ein Studium der Psychologie absolviert haben sollte. Nach dem Grundstudium erfolgt eine Weiterbildung zum Kinder- und Jugendtherapeuten. Diese kann, je nachdem ob man sich für eine berufsbegleitende Version entscheidet, zwischen drei und fünf Jahren dauern.
Doch nicht nur durch ein Psychologiestudium kann man im Bereich der Kinder- und Jugendpsychotherapie arbeiten. Auch Studiengänge im Bereich der Pädagogik, Sozialpädagogik oder der sozialen Arbeit qualifizieren Anwärter für die Weiterbildung zum Kinderpsychotherapeuten.
Als Kindertherapeut erhält man nach erfolgreichem Abschluss eine Approbation, ist also als behandelnder Arzt zugelassen. Kindertherapeuten können in einer eigenen Praxis oder auch in Kinderkliniken, Rehabilitationskliniken, Frühförderstellen oder in Kinderzentren mit Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 21 Jahren tätig sein.
Die Aufgabe eines Kindertherapeuten besteht darin, auf die Psyche und die Charakterzüge der Kinder und Jugendlichen einzugehen. Behandelt werden vordergründig Verhaltensauffälligkeiten, Depressionen und Ängste. Dabei werden verschiedene Techniken und Methoden angewendet, die individuell auf das Kind zugeschnitten werden. Ziel ist es, die Erkrankung in den Griff zu bekommen und das Selbstbewusstsein des Kindes zu stärken.
Als Kinderpsychiater hat man mitunter den längsten Ausbildungsweg. Erst nach 12 Semestern Medizin und der bestandenen Prüfung zu Approbation kann die Facharztausbildung beginnen. Die Facharztausbildung im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie dauert fünf Jahre.
Der Kinderpsychiater geht anders vor als der Kinderpsychotherapeut: Während der Kinderpsychotherapeut die seelischen Verstimmungen zu kurieren, untersucht der Psychiater den Patienten auf körperliche Ursachen der seelischen Probleme. So kann zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion eine depressive Verstimmung hervorrufen. Der Psychiater führt keine Gesprächstherapien oder ähnliches durch, sondern versucht das körperliche und seelische Leiden seiner kleinen Patienten durch Medikamente zu beheben.
Fast alle Eltern machen sich hin und wieder Gedanken darüber, ob sich Ihre Kinder normal entwickeln und ob Verhaltensauffälligkeiten nur vorübergehend zu Tage treten. Die Gesundheit der Kinder steht bei allen Eltern im Vordergrund. Aber nur weil ein Kind in manchen Situationen anders reagiert, als andere Kinder, ist dies noch lange kein Fall für die Kinder- und Jugendpsychotherapie. Laut Experten wachsen sich die meisten Auffälligkeiten nach einiger Zeit von selbst aus.
Wichtig ist es dabei jedoch, Ihr Kind genau zu beobachten und die Entwicklungen zu verfolgen. Störungen, die auch nach einigen Wochen noch bestehen, sollten ernst genommen und von einem Facharzt genauer unter die Lupe genommen werden.
Folgende Kennzeichen sollten Sie bei Verhaltensauffälligkeiten genauer beobachten:
Verhaltensauffälligkeiten, motorische Störungen oder sprachliche Probleme treten bei etwa 33% der Vorschulkinder auf. Wenn die Störungen nicht besonders stark ausgeprägt sind, bedürfen sie zunächst auch keiner Behandlung. Der Alltag von Kindern im Vorschulalter ist häufig noch von magischem Denken geprägt. Dadurch sind sie besonders kreativ und phantasievoll.
Es gibt natürlich auch Verhaltensweisen, die Sie unbedingt von Beginn an ernst nehmen sollten. Schwere Entwicklungsprobleme und seelische Störungen können besser geheilt werden, wenn sie frühestmöglich professionell von einem Kindertherapeuten behandelt werden. Bei folgenden Warnzeichen sollten Sie unbedingt einen Kinder- und Jugendpsychologen aufsuchen:
In der Kinder-Psychotherapie beschäftigt sich der Kinderpsychotherapeut vorrangig mit Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsstörungen. Neben einer Verhaltenstherapie beim Kind findet auch häufig gleichzeitig eine Familienberatung statt.
Bevor eine Diagnose gestellt werden kann, führt ein Kinder- und Jugendtherapeut zunächst einige Tests und Untersuchungen durch. Je nach gestellter Diagnose wird daraufhin ein individueller Behandlungsplan erstellt. Die Kinder- und Jugendtherapie setzt sich dabei oftmals aus vielen verschiedenen Bausteinen zusammen. In den meisten Fällen wird das soziale Umfeld in die Therapie miteinbezogen.
Die Psychotherapie für Kinder ist grundsätzlich anders aufgebaut als die Psychotherapie für Erwachsene. Bei der Kindertherapie muss vor allem der Entwicklungsstand des Kindes berücksichtigt werden. Hinzu kommt, dass das soziale Umfeld wie die Familie, der Kindergarten oder die Schule unbedingt in die Therapie miteinbezogen werden muss.
Aufgaben und Ziele einer Kindertherapie sind, die psychischen Krankheiten zu lindern und im besten Fall zu heilen. Dazu zählen unter anderem Ängste bei Kindern überwinden oder Depressionen bei Kindern behandeln.
Je nach Krankheitsbild kommen dabei folgende Methoden infrage:
Nachdem die Therapieform gewählt und der Behandlungsplan erstellt wurde, beginnt die eigentliche Kinder-Psychotherapie. Die Behandlungstermine finden zumeist in wöchentlichen Abständen statt. Die Behandlungsdauer kann nicht vorhergesagt werden, da der Prozess bei jedem Kind unterschiedlich verläuft.
Wenn Sie Verhaltensauffälligkeiten bei ihrem Kind entdecken, sollten Sie diese zunächst beobachten. Versuchen Sie, vorerst selbst nach den Ursachen für das jeweilige Verhalten zu suchen. Manche Probleme können Sie so ganz einfach selbst lösen. Teilweise können auch Kinderpsychologie-Bücher für Eltern dabei helfen, die Probleme mit verschiedenen Methoden und Techniken in den Griff zu bekommen. Sobald Sie jedoch merken, dass Sie Ihrem Kind nicht genügend Unterstützung geben können, ist es ratsam, sich auf die Suche nach Hilfe zu machen.
Achtung: In manchen Fällen ist professionelle Hilfe und Unterstützung zwingend notwendig!
Erster Ansprechpartner ist dabei die Familien- oder Erziehungsberatungsstelle. In diesen Einrichtungen arbeiten Fachleute, die Sie bei Problemen und Schwierigkeiten professionell beraten können. Hier bekommen Sie Tipps und Ratschläge, wie Sie mit bestimmten Verhaltensweisen umgehen können. Zusätzlich werden die Ursachen für das auffällige Verhalten der Kinder erforscht. Sie lernen, welche Regeln das Zusammenleben erleichtern und erfahren, welche Veränderungen notwendig sind. Sie erhalten Antworten auf alle Fragen, die Sie rund um die Erziehung Ihrer Kinder haben.
Allerdings reicht diese Beratung und Familientherapie in einigen Fällen nicht aus, um beispielsweise die Angst bei Kindern behandeln zu können. In diesem Fall werden die Mitarbeiter Sie an einen Kindertherapeuten oder eine Kindertherapeutin weiterleiten.
Einen geeigneten Therapeuten für Kleinkinder oder Kinder zu finden, ist gar nicht so einfach. Die Auswahl an Einrichtungen für Kinder- und Jugendpsychotherapie ist in Deutschland sehr groß.
Um Ihnen die Auswahl zu erleichtern, werfen Sie auch gerne einen Blick in den Lebenslauf, den fachlichen Hintergrund und die bisherigen Tätigkeiten, um sich ein genaueres Bild machen zu können. Vielleicht kann der Kinderpsychologe sogar eine Zusatzausbildung nachweisen, die für Ihre Problematik von zentraler Bedeutung ist.
Wenn Sie eine Empfehlung für einen Kindertherapeuten bei einer Beratungsstelle bekommen haben, können Sie zunächst telefonisch oder persönlich Kontakt aufnehmen. Wenn Sie sich selbst auf die Suche nach einem Therapeuten begeben möchten, ist es ratsam, einen Blick ins Telefonbuch oder ins Internet zu werfen. Das Internet bietet den Vorteil, dass die Praxen oftmals eine eigene Homepage haben. Dort bekommen Sie einen ersten Einblick in die Praxisräume, das Team und den Ablauf einer Therapie.
Die Kinderpsychologie wie sie heute existiert, bildete sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Vorläufer gab es jedoch bereits im 18. Jahrhundert. Zuvor wurden Kinder ab sieben Jahren als Erwachsene angesehen.
Nachdem Sie Kontakt aufgenommen haben, werden Sie zunächst aufgefordert, einige wichtige Daten zu Ihrem Kind anzugeben. Eine Überweisung von einem Haus- oder Facharzt ist in der Regel bei Kindern und Jugendlichen nicht notwendig. Im Anschluss daran erhalten Sie einen ersten Beratungstermin. An diesem ersten Termin macht sich der Therapeut ein Bild von Ihrem Kind und dessen seelischen und körperlichen Beschwerden.
Auf diesen Termin folgen in der Regel zwei bis drei Termine, bei denen verschiedene Tests durchgeführt werden. Zu diesen zählen Sprach-, Entwicklungs- und Intelligenztests. Mithilfe der Ergebnisse wird ein Behandlungsplan erstellt. Diesen können Sie je nach Alter Ihres Kindes zusammen besprechen.
Vertrauen ist die Basis einer erfolgreichen Psychotherapie!
Wichtig ist, dass die Beziehung zwischen Ihrem Kind und dem zuständigen Kindertherapeuten stimmt. Laut verschiedener Studien hängt der Therapieerfolg maßgeblich von der Wahl des Therapeuten ab. Wenn Ihnen und Ihrem Kind sowohl die Therapie als auch der Kinderpsychotherapeut zusagen, kann die Behandlung beginnen.
Viele Eltern machen sich Gedanken darüber, wie Sie die Therapie Ihrer Kinder bezahlen sollen. Sobald es sich um eine psychische Störung mit Krankheitswert handelt, werden die Kosten für einen Kinderpsychotherapeuten von der jeweiligen Krankenkasse getragen. Zu diesen Krankheiten zählen unter anderem:
Die Notwendigkeit einer Therapie muss bei einem Arzt festgestellt werden. Bevor die Therapie beginnt, müssen Sie einen Antrag auf Kostenübernahme bei Ihrer Krankenkasse stellen. Dies gilt vorrangig für die gesetzliche Versicherung. Für die privaten Versicherungen gibt es keine einheitlichen Regelungen. Fragen Sie am besten vor Therapiebeginn nach, ob sämtliche Kosten übernommen werden.
Ob die Kosten für die Sitzungen der Kinde- und Jugendtherapie von der Krankenkasse übernommen werden, hängt auch maßgeblich mit der gewählten Therapieform zusammen. Folgende Behandlungsarten werden derzeit auf jeden Fall von den Krankenkassen übernommen:
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