Das Risiko ist tatsächlich signifikant höher als bei anderen Kindern, was sowohl genetische wie auch verhaltenspsychologische Ursachen haben kann.
Ja, und zwar in mehrerlei Hinsicht, sowohl kognitiv als auch sozial und emotional.
Erste Ansprechpartner stammen meist aus dem privaten oder schulischen Umfeld, aber es gibt auch Vereine und Hilfsstellen, die der ganzen Familie unter die Arme greifen.
Kinder psychisch kranker Eltern können in ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden, wenn die Eltern sich keine Hilfe suchen. Ungewollte Fehlhandlungen, die sie im Kinder- oder Jugendalter erleben, haben für die Kinder oft lebenslange psychosoziale Auswirkungen. Welche das sind und wo es für betroffene Familien Hilfe gibt, erfahren Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
Die Verhaltensweisen psychisch Kranker unterscheiden sich häufig von denen gesunder Menschen. Entsprechend schwer sind sie einzuordnen oder zu lesen – gerade von jüngeren Kindern. Aus diesem Grund entwickeln Kinder psychisch kranker Eltern häufig bestimmte Verhaltensweisen.
Tipp: Agieren die Eltern achtsam, müssen sich diese Automatismen nicht entwickeln!
Kinder psychisch kranker Eltern fühlen sich verantwortlich und unzulänglich, wenn sie ihren Eltern nicht helfen können.
Schon im Kleinkindalter spüren wir, wenn es den Eltern schlecht geht. Entsprechend kann man bereits bei Kindern von drei, vier Jahren, die in den Kindergarten gehen sollen, Trennungsängste beobachten. Sie ängstigen sich aber nicht vor dem Kindergarten, sondern davor, die Eltern allein zu lassen.
Kleine Kinder müssen naturgemäß alles auf sich beziehen. Daher glauben sie auch, für die schlechte Stimmung ihrer Eltern verantwortlich zu sein, und empfinden eine schwere Schuld deswegen. Sie strengen sich oft sehr an, um ihren Eltern zu gefallen und ihnen eine Freude zu machen. Das immerwährende Gefühl der Unzulänglichkeit, das sie in dieser Phase empfinden, lässt sich später kaum mehr revidieren.
Wer sich als Kind ohne Aussicht auf Erfolg um eine gute Stimmung bei den Eltern bemüht hat, schwenkt im Teenageralter oft ins Gegenteil um. Enttäuschung, Zorn und Kritik treten an die Stelle der Bemühungen – die Sorge aber und das Schuldbewusstsein schwinden nicht. Heranwachsende Kinder psychisch kranker Eltern geben ihnen eher einen guten Grund zur Beschwerde, da sie so merken, dass ihr Tun wirksam ist.
Tipp: Die meisten Teenager rebellieren gegen ihre Eltern – die meisten machen sich nur nebenbei keine Sorgen oder Schuldzuweisungen.
Erwachsene Kinder psychisch kranker Eltern schaffen den Schritt in die Selbstständigkeit nicht so leicht und haben ein höheres Risiko für Suchterkrankungen.
Ist der Moment gekommen, in dem Kinder psychisch kranker Eltern ihr Elternhaus verlassen sollen, zeigt sich oft die Auswirkung des bisherigen Lebens: Sie schaffen es nicht, ihre Eltern zu verlassen. Statt auszuziehen, einen Beruf zu ergreifen und einen Partner zu finden, bleiben sie daheim. Nicht selten kommt es in einer Situation wie dieser zu Drogenmissbrauch, der dann seinerseits eine psychische Krankheit auslösen kann, für die die Veranlagung ererbt wurde. Spätestens hier beginnt ein Teufelskreis, aus dem die Betroffenen nicht mehr allein ausbrechen können.
Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Psychosen – es gibt eine Menge Erkrankungen, über die man nicht gern spricht, weil sie nach wie vor stigmatisiert werden. Sie alle wirken sich schon früh auf das Kind aus, wenn keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Suchterkrankungen der Mutter etwa können zu Entwicklungsstörungen oder Fehlbildungen beim Baby führen.
Kinder psychisch kranker Eltern können später an gestörtem Sozialverhalten und Beziehungsunfähigkeit leiden.
Andere Krankheiten beeinträchtigen die Interaktion mit dem Kind, teils bis hin zur Vernachlässigung, und führen so zu sozialen und emotionalen Defiziten. Diese können sich in Bindungsängsten, emotionaler Kälte, ungesundem Klammern oder auch Gewaltanwendung ausdrücken. Diese Verhaltensweisen beeinträchtigen alle zwischenmenschlichen Bindungen von Freundschaften im Kindergarten bis hin zu Liebesbeziehungen im Erwachsenenalter.
Der Schritt, die Krankheit zuzugeben und diagnostizieren zu lassen, fällt vielen Eltern schwer. Sie fühlen sich unzulänglich und fürchten, nicht richtig zu funktionieren. Hier muss auf jeden Fall ein Umdenken stattfinden: Aktuelle Zahlen aus der Forschung belegen, dass allein in Deutschland 18 Prozent der Menschen an irgendeiner Form von psychischer Erkrankung leiden. Je früher Eltern sich helfen lassen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Kinder durch ihre psychische Erkrankung nicht beeinträchtigt werden.
Laut Statistik haben Kinder ein höheres Risiko, eine psychische Krankheit zu entwickeln, wenn die Eltern oder ein Elternteil daran leidet. Allerdings sagt diese Statistik nichts über den Einzelfall aus: Es gibt eine ganze Reihe von weiteren Einflussfaktoren, die Sie selbst gestalten können. Wer sich als psychisch erkrankter Elternteil behandeln lässt und ein wachsames Auge auf sein Kind hat, kann viel dafür tun, dieses Risiko zu minimieren.
Tipp: Allein wegen seiner Veranlagung muss niemand psychisch erkranken.
Kinder brauchen stabile Bezugspersonen und nicht nur physische Versorgung, sondern auch emotionale Nähe. Kann ein erkrankter Elternteil das nicht bieten, müssen Sie für adäquaten Ersatz sorgen: Sie können beispielsweise durch eine klug ausgewählte Patenschaft dafür sorgen, dass jemand anders im Umfeld des Kindes dazu imstande ist.
Es erleichtert Kinder psychisch kranker Eltern, wenn sie erfahren, dass sie nicht schuld am elterlichen Verhalten sind.
Zeigt Ihr Kind Verhaltensauffälligkeiten, ist es auch angeraten, den Lehrern Bescheid zu geben. Mit Verständnis ist viel gewonnen. Die vertrauten Erwachsenen im Umfeld des Kindes sollten von seinem Hintergrund wissen. Sie können dann wachsam auf frühe Symptome achten: Was bei anderen Kindern eine Trotzphase ist, kann hier ein Anzeichen für eine psychische Erkrankung sein.
Wichtiger jedoch ist komplette Offenheit dem Kind gegenüber: Erklären Sie ihm mit einfachen Worten, dass es geliebt wird, auch wenn es manchmal anders aussieht. Sagen Sie ihm, dass die bedrückende Situation nicht seine Schuld ist, sondern dass der betreffende Elternteil krank ist. Sie können für diese Erklärungen auch das eine oder andere gut geschriebene Buch für Kinder psychisch kranker Eltern verwenden. Für betroffene Eltern hingegen ist dieser Film gut geeignet.
Therapeuten sind sich beim Thema Kinder psychisch kranker Eltern gleich in mehrerlei Hinsicht einig:
Sie können sich auf verschiedenen Webseiten über das schwierige Thema informieren und finden hier auch Kontaktinformationen zu Gruppen Betroffener. Fundierte Informationen finden Sie zum Beispiel auf der Seite der Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder psychisch erkrankter Eltern oder der Initiative Netz und Boden. In einer ganzen Reihe von Städten in Deutschland gibt es das Angebot der Gruppierung Auryn. Hier können sich betroffene Kinder austauschen, gegenseitig stärken und eine Beratung erhalten. Sind sie offen dafür, werden auch die Eltern mit einbezogen.
Verschiedene Kliniken spezialisieren sich ebenso auf Kinder psychisch kranker Eltern. Für sie steht vor allem der ganzheitliche Ansatz im Vordergrund: Nicht nur die Kinder oder die Eltern benötigen Hilfe, sondern sie alle. Die Therapie kann dabei helfen, die passenden Strategien zu entwickeln, um das Leben mit der psychischen Krankheit so normal wie möglich zu gestalten. In diesem Video erfahren Sie mehr darüber, welche Hilfestellung eine solche Klinik bieten kann:
Keine Produkte gefunden.
Bildnachweise: © dmitrimaruta- stock.adobe.com, © altanaka- stock.adobe.com, © bignai- stock.adobe.com, © fizkes- stock.adobe.com, © motortion- stock.adobe.com (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)