Hochsensible Kinder: Merkmale von Hochsensibilität und Tipps zum Umgang

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
hochsensible Kinder
Was bedeutet es, hochsensibel zu sein?

Hochsensible Kinder sind empfindlicher als die sie umgebenden Menschen.

Wie sollte man als Elternteil darauf reagieren?

Wird die Hochsensibilität bei Kindern festgestellt, heißt es, frühzeitig das Selbstbewusstsein zu stärken.

Wie zeigt sich das Charaktermerkmal in der Praxis?

Hochsensible Kinder reagieren sehr stark auf äußere Reize und benötigen längere Ruhephasen, um die eigenen Emotionen zu verarbeiten.

Für alle Eltern ändert sich der Alltag, sobald ein Baby auf die Welt kommt. Aber wie sieht es aus, wenn ein Kind besonders sensibel ist? Gibt es einen Test für hochsensible Kinder und worin bestehen die Merkmale?

In unserem Artikel widmen wir uns der Herausforderung, eine Hypersensibilität zu erkennen und zeigen Ihnen, mit welchen Tipps Sie das Selbstvertrauen Ihres Kindes stärken können.

1. Hochsensible Kinder haben eine besondere Wahrnehmung

Bilder aller Sinne

Hochsensible Kinder nehmen ihre Umgebung verstärkt wahr.

Kinder, die hochsensibel sind, nehmen den normalen Alltag etwas anders wahr. Eine laute, hektische Umgebung ist daher eine besondere Herausforderung für alle Kinder. Einige Kinder schreien besonders häufig, wenn es einmal zu einer etwas größeren Geräuschkulisse kommt.
In der geschützten familiären Umgebung sind hochsensible Kinder indes kaum auffällig und die Ausprägung ist nur schwer zu erkennen.

Der erste Kindergartenbesuch stellt viele Eltern vor größere Probleme, denn die immense Wucht an neuen Eindrücken kann hochsensible Kinder sehr stark belasten.
Besonders problematisch ist dies, wenn die eigenen Eltern nicht gut verstehen, warum ein Kind so reagiert. Vielfach kommt es zu falschen Diagnosen und Annahmen, sodass häufig ADHS oder ADS als Diagnose gestellt werden.

Kinder, die auf ihre Umwelt extrem sensibel reagieren, leiden jedoch keineswegs an einer Aufmerksamkeitsstörung. Vielmehr führt lediglich die Reizüberflutung dazu, dass ein Kind nicht mehr zurechtkommt und ausflippt.

Tritt die Hochsensibilität bei einem Baby oder Kleinkind auf, müssen Eltern lernen, auf das Verhalten zu achten.

2. Die Hochsensibilität bei Kindern erkennen

Die Forschung zum Thema Hochsensibilität:

Bislang gibt es nur wenige aussagekräftige wissenschaftliche Abhandlungen über Hochsensibilität. Möchten Sie mehr über die Hintergründe der Forschung erfahren, finden Sie hier einen sehr ausführlichen Artikel des Magazins Spektrum.

Hochsensible Kinder sind im Umgang mit anderen Menschen meist eher zurückhaltend und reagieren relativ stark auf Veränderungen.
Grundsätzlich reagieren nicht alle Kinder gleich auf bestimmte Außenreize, sodass es manchmal schwer ist, die Symptome richtig zu deuten.

Im Folgenden finden Sie eine kurze Liste mit Merkmalen, die auf eine Hochsensibilität bei Kindern hindeuten:

  • Babys kommen bei einer lauten Umgebung nicht zur Ruhe
  • einige Kinder reagieren in ungewohnten Situationen aggressiv und wütend oder ziehen sich zurück
  • nach einem akuten Ausbruch fällt es schwer, Kinder wieder zu beruhigen
Kind weint im Wasser

Hochsensible Kinder reagieren oftmals ängstlich.

  • viele Kinder lassen sich leicht ablenken
  • die alltägliche Körperpflege gestaltet sich teils schwierig
  • auf Ungerechtigkeiten erfolgt eine starke Reaktion
  • viele Kleidungsstücke werden als unangenehm empfunden
  • bestimmte Erlebnisse beschäftigen Kinder sehr lange
  • perfektionistische Veranlagung
  • ein feines Gespür für Gerüche

Bitte beachten Sie, dass die Liste keineswegs abschließend ist und einen genauen Test nicht ersetzen kann. Sie soll Ihnen lediglich als Anhaltspunkt dienen, ob ein Kind möglicherweise hochsensibel sein kann.

3. Die Hochsensibilität – Fluch und Segen zugleich

Hochsensible Kinder sind keineswegs krank und es ist nicht unbedingt notwendig, sie entsprechend zu behandeln. Dennoch haben sie meist einige Charaktereigenschaften, die den Alltag deutlich erschweren können, sodass eine Therapie durchaus sinnvoll sein kann.

Diese dient primär dazu, Kindern genügend Selbstvertrauen zu geben, damit sie mit sich und ihrer Hochsensibilität zurechtkommen. Erhalten bereits Kindergartenkinder ausreichende Hilfe, fällt der Übergang in die Schule nicht mehr ganz so schwer und Kinder lernen einzuschätzen, in welchen Situationen sie sich zurückziehen müssen, um zur Ruhe zu kommen.

Hier finden Sie einige positive sowie negative Aspekte der Hochsensibilität bei Kindern:

  • sind sehr empathisch, sodass enge Freundschaften möglich sind
  • nehmen die Umwelt umfassend wahr und können diese so sehr genau erfassen
  • sind extrem wissbegierig und verstehen viele Dinge frühzeitig
  • haben vielfach eine große Fantasie und sind sehr kreativ
  • das Streben nach Perfektion macht genaues Arbeiten möglich (bei einem Buch kennen Kinder beispielsweise unzählige Details)
  • der Umgang in Gruppen ist teils schwierig, sodass ein Rückzug erfolgt (extreme Ausprägungen führen zur Einsamkeit)
  • hängen sehr stark an vertrauten Personen, benötigen Halt
  • zweifeln schnell an sich selbst
  • die geringe Reizschwelle führt in stressigen Situationen zu Schwierigkeiten
  • benötigen mehr Zeit, um Dinge richtig verarbeiten zu können
  • beschäftigen sich oftmals unnötig lange mit kleinen Details
  • perfektionistische Züge machen Kinder in der Schule teils langsam

Versuchen Sie, die positiven Aspekte von hochsensiblen Personen (HSP) in den Vordergrund zu rücken und früh zu üben, auch mit schwierigen Situationen zurechtzukommen.

Tipp: Da viele hochsensible Kinder sehr intelligent sind, ist bis heute noch nicht ganz klar, inwieweit ein extrem sensibles Verhalten mit Intelligenz in Verbindung gebracht werden kann.

4. Der optimale Umgang mit hochsensiblen Kindern

Vater zieht seinem Kind eine Jacke an

Kleidung bereitet vielen Kindern Probleme.

Es ist nicht immer einfach, auf die Bedürfnisse von hochsensiblen Kindern passend zu reagieren. Auf der einen Seite gilt es, Kinder möglichst früh an andere Menschen und ungewohnte Situationen zu gewöhnen. Auf der anderen Seite soll dies jedoch auch nicht in eine dramatische Reizüberflutung ausarten, sodass ein schmaler Grat gefunden werden muss.

Generell ist es wichtig zu verstehen, dass hochsensible Kinder ihr eigenes Tempo haben. Trotz einer sehr raschen Auffassungsgabe benötigen einige Kinder etwas länger, um gewonnene Erkenntnisse umfassend zu verarbeiten. Dies führt jedoch auch dazu, dass das Langzeitgedächtnis bereits sehr früh stark ausgeprägt ist.

Mit der Zeit erkennen Sie, in welchen Situationen Ihr Kind stärker oder weniger stark reagiert. Versuchen Sie an dieser Stelle, möglichst wenige herausfordernde Situationen hintereinander zu legen. Hochsensible Kinder sollten immer genügend Ruhezeiten haben, damit sie nicht von ihren eigenen Gefühlen überwältigt werden.

Im Alltag sollten Sie zwar Verständnis dafür haben, dass ihr Kind den vermeintlich kratzenden Pullover nicht anziehen möchte, jedoch erklären, dass dies notwendig ist, um sich nicht zu erkälten.
Ebenso verhält es sich mit dem Kindergartenbesuch, der für viele Kinder eine große Hürde darstellt. Auch wenn sich die erste Zeit etwas schwieriger gestalten kann und Kinder nach wenigen Stunden im Kindergarten bereits k.o. sind, kann der Kindergarten auch zu einem zweiten Zuhause werden, an dem sich die Kinder sehr wohl fühlen.
Um dies zu gewährleisten, müssen Kinder allerdings lernen, auch unangenehme Situationen kurzzeitig in Kauf zu nehmen und zu versuchen, die Scheu zu überwinden.

Tipp: Sparen Sie nicht mit Lob und Anerkennung. Vermeintlich alltägliche Dinge sind für hochsensible Kinder oftmals mit großer Anstrengung verbunden, die entsprechend gewürdigt werden sollte.

5. Ratgeber zum Umgang mit hochsensiblen Kindern kaufen

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Hochsensible Kinder: Merkmale von Hochsensibilität und Tipps zum Umgang
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