Mit der Pluralisierung der Familienformen wird der Begriff „Familie“ immer weitgefächerter, was auch die Familienpolitik vor die große Aufgabe stellt, individuelle Unterstützung für die verschiedenen Bedürfnisse von Familien zu finden.
Das Zusammenleben in Familienverbänden sorgt für Sicherheit gegen äußere Einflüsse und die Mitglieder der Gruppe können sich aufeinander verlassen. Bei Krankheit werden Verwandte gepflegt, die Eltern sorgen für die Erziehung und Ernährung der Kinder.
Die Familie steht unter staatlichem Schutz, die Rechte und Pflichten von Familien und Familienangehörigen sind beispielsweise im Unterhalts-, Vormundschafts-, Adoptions- und Erbrecht geregelt.
Die Familie gilt als Kern unserer Gesellschaft. Kinder werden in Familien hineingeboren und erhalten hier alle Unterstützung, um zu einem wertvollen Mitglied der Gesellschaft heranzuwachsen. Dabei haben sich die Funktionen der Familie in den vergangenen Jahrhunderten drastisch gewandelt und stärker definiert.
Was die Familie früher ein wichtiger Bestandteil zur sozialen und finanziellen Absicherung war, ist sie heute mehr als jemals zuvor ein freiwilliges Bündnis. Erfahren Sie hier, wie sich die Idee der Familie von der Antike bis in die Neuzeit verändert hat.
In der Geschichte hat der Begriff „Familie“ einen großen Bedeutungswandel hingelegt. Während zu sehr frühen Zeiten die Beziehung zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern sowie Freien und Sklaven als Machtverhältnisse verstanden wurden, herrscht heute ein ganz anderes Bild von einer Familie.
Es geht vielmehr um ein soziales Miteinander, Teilhabe und gemeinsam verbrachte Freizeit. Dieser Entwicklung liegt auch die Tatsache zugrunde, dass der Staat für die soziale Absicherung bei Krankheit und im Alter aufkommt, während früher die Familie das einzige Sicherheitsnetz war.
Früher waren die Familienstrukturen hierarchisch geordnet.
Bereits im frühesten Zeitalter gibt es familienähnliche Strukturen, die auf dem Verwandtschaftsgrad von Menschen beruhen. Familien waren früher vor allem dadurch definiert, dass es ein männliches Oberhaupt sowie eine Mutter und Kinder gibt.
Der Mann und Vater war für das Wohl seiner Familie verantwortlich, d.h. er hatte für die Sicherheit und Ernährung seiner Schutzbefohlenen zu sorgen. Dazu gehörten auch Hausangestellte und weitere Verwandte. Dieses Prinzip hat sich bis in die Neuzeit kaum verändert. Der Mann stand dem Haushalt vor und hatte eine alleinige Vormachtstellung.
Weitere Merkmale kennzeichneten diesen Familienbegriff:
Der Begriff „Familie“ stammt vom lateinischen „famulus“ bzw. „famula“ ab und bedeutet „Diener“ bzw. „Sklave“. „familia“ bedeutet „vielschichtig“.
Etwa ab dem 17. Jahrhundert nimmt die Familie die heutige Form an. Bis dahin wurde der Begriff „Familie“ wenig und nicht in dem heutigen Sinne benutzt. In der Neuzeit formen sich nach und nach ein bürgerliches Selbstverständnis und die Idee der Kernfamilie. Diese beinhaltet Vater, Mutter und die ehelichen Kinder. Weitere Haushaltsangehörige und Verwandte gehören nicht dazu. Zum bürgerlicher Verständnis von Familienstrukturen gehörte eine gewisse repräsentative Wirkung.
Als Familienmitglied repräsentierte man seine ganze Familie, weshalb öffentliches Fehlverhalten sich immer auf die soziale Stellung der ganzen Familie auswirkte.
In diesem Sinne war es auch wichtig, in welche Familie – und damit in welchen Stand – man hineingeboren wurde. Denn damit bestimmte sich, welche Rolle man in der Gesellschaft einnahm, wobei die Rolle der verheirateten Frau eher gering geschätzt wurde.
Heute bilden alleinerziehende Väter und Mütter mit ihren Kindern Ein-Eltern-Familien.
Heute gibt es sehr viel mehr Familienformen als das typische „Vater, Mutter, Kind“. Mit der Säkularisierung und der immer geringer werdenden Bedeutung von religiösen Regeln ist es heute möglich, Ehebündnisse ohne den Verlust von gesellschaftlichem Ansehen aufzulösen und neue Partnerschaften einzugehen.
Daraus entstehen weit vernetzte Patchwork-Familien, die aus zwei oder noch mehr ehemaligen Kernfamilien bestehen. Es ist in modernen Familien mittlerweile normal, dass nicht alle Geschwister den gleichen Familiennamen tragen und sie alle zwei Wochen zwischen den beiden Elternteilen pendeln. Sicher ist diese Flexibilität und Offenheit ein wesentlicher Unterschied zwischen damals und heute.
Heute bilden Vater, Mutter und Kind(er) die sogenannte Kernfamilie.
Der Wandel der Familienformen ist auch durch die Gleichberechtigung der Geschlechter beeinflusst. Frauen sind heute oftmals berufstätig und leisten ihren Beitrag zum Familieneinkommen. Während früher Frauen den Haushalt führten und für die Erziehung zuständig waren, ist durch die Berufstätigkeit der Eltern die Möglichkeit der Fremdbetreuung von Kindern immer wichtiger. Hinzu kommt, dass mit der Globalisierung weitere Verwandte wie Großeltern oder Onkel und Tanten oftmals nicht in der Nähe wohnen und so keine unterstützende Funktion in der Pflege der Kinder übernehmen können.
Immer mehr Mütter und auch Väter sind alleinerziehend und bilden eine sogenannte Ein-Eltern-Familie. Und auch gleichgeschlechtliche Partner entscheiden sich immer öfter für die Gründung einer Familie.
Info: Mit dieser Pluralisierung der Familienformen wird der Begriff „Familie“ immer weitgefächerter, was auch die Familienpolitik vor die große Aufgabe stellt, individuelle Unterstützung für die verschiedenen Bedürfnisse von Familien zu finden.
Dazu gehören Änderungen des Adoptionsrechts, damit gleichgeschlechtliche Ehepartner Kinder adoptieren können sowie moderne Regelungen für junge Familien, wie z.B. Elternzeit für Mütter und Väter oder Elterngeld Plus.
Das Familienleben hat einer wichtige Rolle bei der geistigen Entwicklung von Kindern.
Kinder sind keine Nestflüchter, zumeist verbringen sie mindestens die ersten 16 Lebensjahre in ihrer Familie. Deshalb hat das Familienleben einen großen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern.
Babys und Kinder benötigen sehr lange die Pflege von erwachsenen Personen, was den Menschen einzigartig macht. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, über einen längeren Zeitraum miteinander zu leben.
Das Zusammenleben in Familienverbänden sorgt für Sicherheit gegen äußere Einflüsse und die Mitglieder der Gruppe können sich aufeinander verlassen. Bei Krankheit werden Verwandte gepflegt, die Eltern sorgen für die Erziehung und Ernährung der Kinder.
Vor- und Nachteile des Familienlebens
Zur Pluralität der Familienformen gehören auch gleichgeschlechtliche Ehepaare mit Kindern.
Eine Familie gibt Halt und ist wichtig für die Bildung einer sozialen Identität. Die Umstände, in denen ein Mensch aufwächst, prägen seinen Charakter und Habitus. So haben Menschen, die in eine Familie in der Oberschicht geboren werden, ein anderes soziales Umfeld als Kinder, die in finanziell schwierigen Verhältnissen leben.
Deshalb gibt es auch eine wichtige soziale Funktion der Familie: Sie bestimmt, wie ein Mensch sozialisiert wird, mit welchen moralischen Werten er aufwächst und wie er in der Herausbildung einer Persönlichkeit unterstützt wird. Denn die Aufgabe von Eltern ist es neben der reinen Aufzucht, die Fähigkeiten und Fertigkeiten ihrer Kinder zu fördern und sie zu selbstständigen Menschen zu erziehen.
Die Funktionen der Familie können um die weiteren Komponenten erweitert und untergliedert werden:
Funktion | Bedeutung |
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Wirtschaftlich | Sehr wichtig ist die wirtschaftliche Funktion der Familie. Sie sichert alle Familienangehörige ab, so dass für Nahrung, Kleidung und eine Obhut gesorgt ist. |
Religiös | Die Familie nimmt in vielen Religionen wie etwa dem Christentum oder dem Islam eine wichtige Position ein, der katholische Glauben nennt die Familie die „Hauskirche“, die ein Heiligtum und die Urzelle des gesellschaftlichen Lebens ist. |
Rechtlich | Die Familie steht unter staatlichem Schutz, die Rechte und Pflichten von Familien und Familienangehörigen sind beispielsweise im Unterhalts-, Vormundschafts-, Adoptions- und Erbrecht geregelt. |
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