Dass Kinder nicht nur einen Zugang zu Ihren Gefühlen haben, sondern auch mit diesen umgehen können, ist ein wichtiger Schritt in der Kindesentwicklung.
Einige Kinder entwickeln relativ schnell eine hohe Frustrationstoleranz, während der Prozess bei anderen Kindern viel Zeit und Geduld benötigt.
Sprechen Sie Kindern negative Gefühle nicht ab, sondern zeigen Sie ihnen, wie der Umgang mit diesen Gefühlen aussehen könnte.
Kleine Kinder gehen oftmals schnell an Decke, wenn es nicht nach ihren Wünschen läuft. Zunächst ist es der verwehrte Schokoriegel im Supermarkt, anschließend ein verlorenes Spiel im Kindergarten oder später eine Niederlage beim Sport.
Aber wo liegen eigentlich die Ursachen für eine niedrige Frustrationstoleranz? Wie lässt sich diese erhöhen? Und warum ist es so wichtig, verlieren zu können?
In unserem Ratgeber befassen wir uns intensiv mit der Persönlichkeitsentwicklung und zeigen Ihnen, wie sich die Frustrationstoleranz langsam, aber sicher steigern lässt.
Inhaltsverzeichnis
Gefühle sind vielfältig und nicht leicht zu kontrollieren.
Alle Kinder werden im Laufe ihres Lebens schrittweise mit verschiedenen Gefühlen konfrontiert. Neben Freude und Glück sind dies jedoch auch Wut und Enttäuschung.
In den ersten Lebensmonaten stellen Kinder fest, dass sämtliche ihrer Bedürfnisse erfüllt werden. Dies ist auch gut und wichtig, um das Urvertrauen aufzubauen. Im Laufe der Zeit kommt es jedoch dazu, dass Eltern längst nicht mehr jedes Verhalten dulden können und es zwangsläufig zu Frust kommt.
Negative Gefühle sind völlig normal und eine niedrige Frustrationstoleranz steht im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung stets am Anfang des Lebens. Die Fähigkeit, Niederlagen zu ertragen und nicht immer Erfolg zu haben, zu erlernen, ist keine einfache Herausforderung.
Dennoch muss jedes Kind vor der Einschulung lernen, Enttäuschungen zu verkraften und Rückschläge hinzunehmen.
Tipp: Schützen Sie Ihr Kind nicht vor allen negativen Gefühlen. Ansonsten sind Kinder nicht in der Lage, mit starken Emotionen zurechtzukommen und haben es schwer, sich in die Gesellschaft zu integrieren.
Geschwister können Kindern dabei helfen, eine höhere Frustrationstoleranz zu entwickeln, da nicht nur die eigenen Bedürfnisse im Fokus stehen.
Laut dem Statistischem Bundesamt wuchsen im Jahr 2016 81 % der 10-jährigen Kinder mit Geschwistern auf.
Mit Frustration umzugehen, ist für alle Kinder eine Herausforderung. Dennoch gibt es große charakterliche Unterschiede, sodass die Stressbewältigung bei einigen Kindern sehr gut funktioniert, während andere Kinder etwas mehr Hilfe benötigen, um mit starken Emotionen zurechtzukommen.
Um zu erklären, wie sich eine niedrige Frustrationstoleranz äußert, widmen wir uns kurz der Definition:
Die Frustrationstoleranz beschreibt die Fähigkeit, konstruktiv mit
umzugehen.
Ermutigen Sie Ihr Kind, nicht aufzugeben.
Hat ein Kind eine eher geringe Frustrationstoleranz, erkennen Sie dies beispielsweise an folgenden Eigenschaften im Test:
All diese Eigenschaften lassen sich jedoch mit etwas Hilfe fördern. Haben Sie etwas Geduld und beginnen Sie möglichst früh damit, Ihr Kind nicht in Watte zu packen. Nur so kann es lernen, negative Gefühle zu akzeptieren, ohne auszurasten.
Haben Kinder nicht gelernt, mit Frust umzugehen, verschärft sich das Problem spätestens in der Schule deutlich. Es kommt zu häufigen Konflikten mit Freunden und auch im Unterricht macht sich die geringe Frustrationstoleranz vielfach durch mangelnde Aufmerksamkeit bemerkbar.
Um dies zu verhindern, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die die Frustrationstoleranz erhöhen.
Einige Tipps zum Umgang bei Spielen sehen Sie in diesem YouTube-Video:
In den folgenden Abschnitten geben wir Ihnen ein paar Anregungen, wie Sie in künftigen Situationen mit dem Verhaltens Ihres Kindes umgehen können, um die Frustrationstoleranz zu stärken.
Es macht Sinn, Wünsche nicht direkt zu erfüllen.
Nicht jeder Wunsch kann sich sofort erfüllen. Es gibt Dinge im Haushalt, die erledigt werden müssen. Um etwas auf dem Tisch zu haben, müssen Sie einkaufen gehen und in einer größeren Gruppe kann ein Kind nicht die gesamte Aufmerksamkeit für sich beanspruchen.
Da sich ohnehin nicht alle Bedürfnisse direkt erfüllen lassen, macht es Sinn, frühzeitig die Geduld zu trainieren.
Versuchen Sie dabei stets, Ihrem Kind zu verdeutlichen, warum sich bestimmte Wünsche nicht sofort oder überhaupt nicht erfüllen lassen. So kann ein Kind lernen, dass Sie ebenfalls Aufgaben haben, die erledigt werden müssen.
Nutzen Sie folgende Ideen, um an der Geduldschraube zu drehen:
Natürlich gestaltet sich dies in der Praxis manchmal gar nicht so leicht. Je öfter Sie diese Situationen jedoch üben, desto leichter fällt es Ihrem Kind, einen Moment auf Ihre Aufmerksamkeit zu verzichten.
Tipp: Weihnachten und Geburtstage sind gute Gelegenheiten, bei denen Kinder lernen können, auf etwas zu warten und vorher zu verzichten.
Niemand mag schlechte Verlierer.
Als emotionale Intelligenz wird im Bereich der Psychologie die Fähigkeit verstanden, Emotionen wahrzunehmen, sich von diesen jedoch nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.
Wer eine hohe Frustrationstoleranz besitzt, lässt sich von Emotionen kaum mehr aus der Ruhe bringen und ist so ein Vorbild in puncto Stressbewältigung.
Um dies zu erlernen, zeigen Sie Ihren Kindern, dass Sie die Emotionen verstehen. Lediglich der Umgang mit diesen bereitet anderen Menschen Schwierigkeiten. Lassen Sie den akuten Wutanfall verklingen und sprechen Sie nachher in Ruhe mit Ihrem Kind über die Situation.
Mit gezielten Fragen, wie
kommen Sie der Lösung schrittweise näher.
Achtung: Kinder, die sehr schlecht verlieren können oder nicht gelernt haben, auf die Bedürfnisse anderer Rücksicht zu nehmen, leiden früher oder später häufig unter Einsamkeit.
Fördern Sie die Eigenständigkeit.
Lassen Sie Ihre Kinder bewusst an der einen oder anderen Aufgabe scheitern, um den Umgang damit zu schulen. Geben Sie die Lösung vor, ändert dies nichts am Selbstwertgefühl Ihres Kindes. Vielmehr führt dies eher zu einer Konzentrationsschwäche, da das Kind aus dieser Situation gelernt hat, dass es im Zweifel Hilfe bekommt.
Um ein gutes Selbstbewusstsein zu entwickeln, ist es jedoch notwendig, Dinge selbst herauszufinden und bestimmte Aufgaben zu meistern, an denen das Kind zuvor gescheitert ist. Dies gilt sowohl beim Stapeln von Bauklötzen, als auch bei bauen mit Legoteilen sowie später bei den Hausaufgaben in der Schule.
All diese Aufgaben erfordern ein gewisses Durchhaltevermögen sowie ein gesundes Konfliktmanagement, welches sich nur schrittweise erarbeiten lässt.
Tipp: Unterstützen Sie Ihr Kind, die Aufgabe selbst zu bewältigen.
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