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In Deutschland werden pro Jahr ungefähr 63.000 Kinder geboren, bevor die 37. Schwangerschaftswoche abgeschlossen ist. Davon sind circa 8.000 Kinder Frühstgeborene, die kurz nach der 28. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen.
Das deutlichste Anzeichen einer drohenden Frühgeburt sind Wehen, die im Abstand von circa fünf bis zehn Minuten auftreten, länger als 30 Sekunden andauern und sich über einen Zeitraum von ungefähr 60 Minuten hinziehen. Diese Wehen werden gelegentlich auch von Rückenschmerzen oder einem Ziehen im Oberschenkel begleitet.
Wenn Sie schwanger sind, lassen sich beginnende Wehen oft nicht von einem herkömmlichen Zwicken unterscheiden. Tritt der Schmerz häufiger auf, sollten Sie zur Sicherheit ein Krankenhaus aufsuchen.
Extreme Fälle einer drohenden Frühgeburt zeigen sich durch Blutungen oder ein vorzeitiges Platzen der Fruchtblase (auch frühzeitiger Blasensprung genannt). Bei diesen beiden Fällen ist schnelles Handeln wichtig und medizinische Betreuung unbedingt erforderlich.
40 % aller „Frühchen“ sind mit nicht bekannten Ursachen verbunden. Es gibt jedoch einige Ursachen, die bekannt sind und eine Frühgeburt begünstigen können.
Ursachen für eine mögliche Frühgeburt sind unter anderem:
Leinöl wurde in einer Studie der Universität Montreal nachgesagt, dass es das Risiko auf eine Frühgeburt erhöhen könnte. Der Grund dafür sind wohl Pflanzenöstrogene, die im Leinöl nachgewiesen wurden. Wenn Sie schwanger sind und eine Frühgeburt vermeiden möchten, ist vom Verzehr von Leinöl also unbedingt abzuraten.
Kam es bei der Mutter bereits in der Vergangenheit zu einer oder mehreren Frühgeburten, ist das Risiko grundsätzlich erhöht. Das Gleiche gilt bei Schwangeren, die regelmäßig rauchen oder Alkohol trinken. Wurde die erste Schwangerschaft jedoch ohne Komplikationen absolviert, geht die zweite Schwangerschaft in der Regel mit einem geringeren Risiko einher.
Ungefähr 16 % der Frühchen sind mit starken Fehlbildungen belastet. Das Risiko für eine körperliche oder geistige Behinderung steht in enger Verbindung mit dem Gewicht, welches das Frühchen zum Zeitpunkt der Geburt auf die Waage bringt.
Bei Frühchen, die weniger als 1500 Gramm wiegen, liegt zu ungefähr 31 % eine Fehlbildung vor. Dabei handelt es sich meist um unausgereifte Organe, die zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen können. Im Großteil aller Fälle ist vor allem die Lunge betroffen.
Deswegen wird versucht, die Schwangerschaft solange wie möglich zu erhalten, damit sich das Kind im Mutterleib richtig entwickeln kann. Ärzte gehen davon aus, dass die Entwicklung der Organe nach dem absolvieren der 33. Woche der Schwangerschaft im Normalfall so gut wie abgeschlossen ist.
Um das zu erreichen, muss die Schwangere eine strenge Bettruhe einhalten. Wenn Wehen auftreten, muss die betroffene Frau im Krankenhaus überwacht werden. Dort können im Notfall Medikamente (Magnesium Präparate oder Tokolytika) verabreicht werden, welche die Wehen hemmen und die Muskulatur der Gebärmutter entspannen.
Ist der Muttermund bereits geöffnet, kann dieser mit Hilfe eines sogenannten Cerclagepessar wieder verschlossen werden. In seltenen Fällen ist auch eine operative Schließung des Muttermundes nötig.
Achtung: Die Schwangerschaft kann grundsätzlich nur dann erhalten werden, wenn die Fruchtblase noch nicht geplatzt und der Muttermund noch nicht weiter als 3 cm geöffnet ist. Ansonsten kann die Geburt nicht aufgehalten werden. Wenn das Kind dabei noch nicht in die Kopflage gewechselt ist, wird ein Kaiserschnitt notwendig.
Ein Großteil der „Frühchen“ sind überlebensfähig. Die genaue Überlebenswahrscheinlichkeit hängt aber stark vom Gestationsalter (Alter zum Zeitpunkt der Geburt) des Kindes ab. Die Grenze der Überlebensfähigkeit liegt zwischen der 22. und 24. Schwangerschaftswoche.
Kinder, die zwischen der 24. und 25. Woche geboren wurden, haben eine Überlebenswahrscheinlichkeit von ungefähr 70 bis 85 %. Mit jeder Woche der Schwangerschaft steigen die Überlebenschancen. Ab der 28. Woche der Schwangerschaft liegt sie bereits bei über 90 %.
Wenn das Gewicht des Kindes sehr gering ist und unter 500 Gramm liegt, ist die Wahrscheinlichkeit für das Überleben unabhängig von der Schwangerschaftswoche in Deutschland momentan bei 20 bis 30 %.
Direkt nach der Geburt werden Frühchen in einem Brutkasten untergebracht. Dieser bewahrt das Neugeborene vor Infektionen und hilft bei der medizinischen Überwachung. Das gilt besonders für die Atmung.
Zu Beginn wird das Kind meist mit einer Wasser-Zucker Emulsion ernährt, da der Magen die Milch noch nicht verarbeiten kann. Nach Möglichkeit wird es danach mit abgepumpter Muttermilch ernährt.
Wie lange ein Frühgeborenes im Brutkasten bleiben muss, hängt vom Zeitpunkt der Geburt und dem gesundheitlichen Zustand des Kindes ab. Hier finden Sie weitere Informationen zur Versorgung von Frühchen.
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