Erziehungsmaßnahmen in Kindergarten und Schule: Definition & Beispiele

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
Erziehungsmaßnahmen
Welchen Zweck haben Erziehungsmaßnahmen?

Erziehungsmaßnahmen können sehr unterschiedlich ausfallen. Im Kern sollen sie jedoch stets eine dauerhafte Verhaltensänderung bewirken.

Wann sind Erziehungsmaßnahmen erfolgsversprechend?

Positive Beispiele einer Verhaltensänderung lassen sich eher durch unterstützende Maßnahmen erzielen.

Was gilt es stets zu beachten?

Bei der Wahl von Erziehungsmaßnahmen müssen die Kinderrechte eingehalten werden. Was erlaubt ist und was nicht, lesen Sie hier.

Erziehungsmaßnahmen sind ein heikles Thema in der Pädagogik. Sowohl im Kindergarten als auch in der Schule kommt es jedoch von Zeit zu Zeit zu Situationen, die ein Eingreifen durch Erzieher oder Lehrer erforderlich machen.

In unserem Artikel stellen wir Ihnen verschiedene Möglichkeiten für Erziehungsmaßnahmen vor und geben Tipps, inwieweit sich diese in der Praxis umsetzen lassen.

1. Erziehungsmaßnahmen – mit mehr Kommunikation zum Erfolg

Lehrerin steht mit erhobenem Zeigefinger vor einem Schüler

Dem erhobenen Zeigefinger fällt keine große Bedeutung mehr zu.

Erziehungsmaßnahmen haben das Ziel, Kindergartenkinder oder Schüler dazu zu bewegen, ein bestimmtes Verhalten zu unterlassen bzw. an den Tag zu legen.
Im Idealfall soll diese Definition aus dem Bereich der Pädagogik eine dauerhafte Wirkung haben.

Leider gestaltet sich Erziehung in der Praxis alles andere als leicht. Dies gilt im Übrigen nicht nur in der Kita und der Grundschule, sondern auch für Lehrer an weiterführenden Schulen sowie die Eltern zu Hause.

Trotz des unterschiedlichen Kontextes ähneln sich viele erzieherische Maßnahmen. Generell sollte dabei die aktive Kommunikation im Vordergrund stehen. Weisen Sie ein Kind also zunächst auf das unangemessene Verhalten hin, um die Aufmerksamkeit zu erlangen und Ihr Missfallen zum Ausdruck zu bringen.

Im Rahmen des Unterrichts muss dies nicht immer sofort verbal erfolgen, sondern kann auch durch einen strengen Blick geschehen. Wichtig ist allerdings an dieser Stelle, dass Kinder dies wahrnehmen.
Merken Sie, dass dies nicht der Fall ist, sprechen Sie das störende Kind direkt an.

Insbesondere bei kleineren Störungen erweist sich die direkte Ansprache als hilfreiches Mittel, ohne auf weitere Erziehungsmaßnahmen zurückgreifen zu müssen.

Hinweis: Versuchen Sie nicht, Störungen zu ignorieren. Lassen Sie sich im Unterricht jedoch auch nicht von Zwischenrufen aus dem Konzept bringen. Dies erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl.

2. Unterschiedliche Erziehungsmaßnahmen – diese Arten gibt es

Erziehungsmaßnahmen lassen sich in verschiedenen Kategorien einteilen. Diese schließen sich nicht zwangsläufig gegenseitig aus, sondern können auch parallel zum Einsatz kommen.

Kinder in der Kita beim Tauziehen

Erziehungsmaßnahmen können auch durch Belohnungsanreize erfolgen.

  • Unterstützende Erziehungsmaßnahmen:
    In diese Rubrik fällt vor allem die positive Bestärkung in Form von Lob oder Belohnungen. Wichtig ist allerdings, dass unterstützende Erziehungsmaßnahmen stets angemessen erfolgen müssen. Übermäßige Belohnungen für selbstverständliche Verhaltensweisen verkehren sich schnell ins Gegenteil. Viele Kinder erwarten daher in Zukunft eine besondere Form der Anerkennung, sofern Sie dieses Verhalten erneut zeigen sollen.
    Können Kinder indes einen persönlichen Erfolg erzielen, hinterlässt dies oft eine nachhaltigere Wirkung. Ermutigen Sie Kinder daher, etwas zu tun oder zu unterlassen.
Kind sitzt zur Strafe auf einem Stuhl

Strafen dürfen die Würde eines Kindes nicht verletzen.

  • Gegenwirkende Erziehungsmaßnahmen:
    Als gegenwirkende Erziehungsmaßnahmen bezeichnen Pädagogen all jene, die Kinder mit einer negativen Assoziation verknüpfen. Dies muss nicht zwangsläufig direkt eine Strafe sein, soll jedoch durch eine Erinnerung oder Ermahnung an die möglichen negativen Folgen anknüpfen.
    Insbesondere im Kindergarten sollten Strafen eine extrem untergeordnete Rolle spielen. Gegen einen Tadel in Form einer kurzen persönlichen Ansprache ist allerdings nichts einzuwenden.
    Teils reicht auch die bloße Erinnerung an gemeinsam erarbeitete Verhaltensregeln.
    In erzieherischer Hinsicht erweisen sich Strafen als generell weniger geeignetes Mittel, da das jeweilige Verhalten in der Regel nur aufgrund von Angst unterlassen wird, nicht hingegen, weil ein Kind etwas einsieht.

Weiterhin erfolgt eine Einteilung in direkte sowie indirekte Erziehungsmaßnahmen. Als direkte Maßnahmen werden dabei solche bezeichnet, die unmittelbar erfolgen. Dies kann sowohl in Form eines Lobes als auch durch eine Strafe geschehen.
Indirekt sind hingegen Maßnahmen, die Spielgelegenheiten schaffen oder eben nicht ermöglichen. Durch die Arbeit wird beispielsweise etwas anderes erst möglich.

Einen Bericht über die Folgen von guter und schlechter Erziehung finden Sie im folgenden Video:

https://www.youtube.com/watch?v=_0Y0qhvhu9E

3. Erziehungsmaßnahmen in der Praxis

Das theoretische Konzept hinter Erziehungsmaßnahmen zu kennen, ist eine Sache. Etwas ganz anderes ist es allerdings, die jeweiligen Maßnahmen tatsächlich anwenden zu müssen.

Lehrerin ermahnt Schüler

Ein ernstes Gespräch kann zur Verbesserung der Situation beitragen.

In den folgenden Zeilen stellen wir Ihnen einige Beispiele vor, die Sie als Erziehungsmaßnahmen anwenden können:

  • gemeinsam mit Kindern zu Hause, in der Kita oder der Schule einen Vertrag mit für alle geltenden Regeln erstellen (sich auf Augenhöhe begegnen)
  • Schüler auseinander setzen bzw. die Sitzordnung insgesamt verändern
  • schwere Störungen des Unterrichts zum Thema machen (Vorschläge für den Umgang durch ein gemeinsames Konfliktmanagement einfordern)
  • nach dem Unterricht ein direktes Gespräch suchen
  • die vorübergehende Wegnahme störender Gegenstände (insbesondere des Smartphones)
  • Ausschluss aus dem Unterricht (bei wiederholtem Fehlverhalten bzw. einer massiven Beeinträchtigung)
  • Zusatzaufgaben, Extra-Unterricht (Nachsitzen)

Tipp: Passen Sie die jeweiligen Erziehungsmaßnahmen altersgerecht an und berücksichtigen Sie auch individuelle Besonderheiten einzelner Schüler, damit die Kinder etwas lernen.

4. Es sind mehr Erziehungsmaßnahmen erlaubt, als viele Menschen glauben

Bildungsangelegenheiten sind in Deutschland Sache der Länder. Die einzelnen Schulgesetze, die Sie hier nachlesen können, unterscheiden sich allerdings nur in wenigen Facetten.

Gemäß geltendem Recht gibt es eine Einteilung in Erziehungs- sowie darüber hinausgehende Ordnungsmaßnahmen.

ein Schüler nutzt sein Smartphone im Unterricht

Bei der Smartphonenutzung im Unterricht müssen Schüler damit rechnen, dass Lehrer es einkassieren.

Um ein Fehlverhalten zu ahnden, sollen Pädagogen zunächst auf vergleichsweise milde Mittel setzen. Die von den jeweiligen Schulgesetzen geduldeten erzieherischen Maßnahmen umfassen allerdings ein breites Spektrum.
Hier können sowohl Einzelgespräche als auch die Beauftragung mit Aufgaben, die mit dem Fehlverhalten im Zusammenhang stehen, erfolgen.
Kinder, die beispielsweise Müll auf den Schulhof werfen, können im Anschluss zur Reinigung des gesamten Schulhofs verpflichtet werden.

Auch der vorübergehende Ausschluss vom Unterricht sowie Strafarbeiten sind von diesem Kanon umfasst.

Bei drastischen bzw. dauerhaft bestehenden Beeinträchtigungen sollten Lehrer und Erzieher in Kontakt mit der jeweiligen Familie treten. In einigen Fällen hilft der Hinweis auf externe Beratung, um Konflikte zu verhindern.

Ansonsten kann es zur Umsetzung von Ordnungsmaßnahmen, wie beispielsweise dem bis zu zweiwöchigen Ausschluss vom Unterricht oder aber dem Verweis von der jeweiligen Schule kommen.

Solch drastische Maßnahmen sollten jedoch stets die letzte Möglichkeit darstellen, wenn einfache Erziehungsmaßnahmen in der Schule nicht funktionieren.

Hinweis: Im Kindergarten sollten alle Erziehungsmaßnahmen möglichst direkt folgen und nur eine kurze Zeit betreffen. Hält sich ein Kind bei einem Spiel beispielsweise nicht an die Regeln, darf es in dieser Runde nicht mehr mitspielen, in der nächsten allerdings schon.

5. Weiterführende Literatur zum Thema



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Bildnachweise: Comeback Images/Adobe Stock, Dusan Kostic/Adobe Stock, Oksana Kuzmina/Adobe Stock, Racle Fotodesign/Adobe Stock, Syda Productions/Adobe Stock, Kletr/Adobe Stock (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

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