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Allein in Deutschland leiden ungefähr 4,5 Millionen Männer im Alter zwischen 30 und 80 Jahren unter einer erektilen Dysfunktion – das sind rund 20 % der Bevölkerung dieser Altersgruppe. Je weiter das Alter fortschreitet, desto häufiger kommt es zu einer Erektionsstörung. Bei 30 Jährigen sind es lediglich 2 % bis 3 % und bei über 70 Jährigen bereits über 50 %.
Die Annahme, dass man die Ursachen in zwei Kategorien unterteilen kann (organisch und psychisch), ist mittlerweile veraltet. Erektionsstörungen haben vielfältige Ursachen, ob biologisch, psychisch, interpersonell oder kulturell. Dabei sind im jungem bis mittleren Alter eher psychische Gründe zu finden und im zunehmenden Alter eher biologische.
Ab dem 50. Lebensjahr geht man davon aus, dass 80 % der erektilen Dysfunktionen eine körperliche Ursache haben.
Die psychischen Ursachen sind meistens Ängste des Mannes, sexuell zu versagen. Diese Angst steht oftmals in Verbindung mit Beziehungskonflikten wie z. B. der Trennung von der Partnerin, Selbstvorwürfen, beruflichen Misserfolgen oder das Unter-Druck-Stehen wegen eines Kinderwunsches.
Organische Ursachen sind unter anderem:
Neurologen oder Psychotherapeuten werden nur noch bei Bedarf zur Diagnostik hinzugezogen. Es kommt in vielen Fällen zu einer interdisziplinären Zusammenarbeit. Der Urologe versucht, mit einen Anamnesegespräch herauszufinden, wie es genau um die sexuellen Probleme steht.
Dabei zeigen sich die ersten Hinweise, ob psychische Faktoren der Grund für den schlaffen Penis sein könnten. Es folgen Risiko bzw. Medikamentenanamnese, um zu ergründen, ob Vorerkrankungen oder Medikamente die Ursache des Problems sein könnten.
Ultraschall gibt bei einer körperlichen Untersuchung Hinweise darauf, ob eine Verletzung ursächlich für die Errektionsstörung sein könnte. Eine Blutabnahme soll hormonelle Störungen ausschließen. Werden keine schwerwiegende Befunde entdeckt, wird der Patient mit gefäßerweiternden PDE-5-Hemmern versorgt.
Schlägt dies nicht an oder werden Anzeichen von organischen Schäden gefunden, erfolgt eine invasive Methode zur Diagnostik. Hierzu zählen die:
Hinweis: Laut einigen Studien ist die ED oft ein Hinweis auf einen noch kommenden Schlaganfall oder Herzinfarkt, weil sich die Blutgefäße im Penis und die des Herzens sehr ähneln..
Erst seit dem September des Jahres 2012 gibt es eine evidenzbasierte medizinische Leitlinie zur Behandlung von Erektionsstörungen. Diese unterteilt sich in Psychotherapie, Pharmakotherapie, Operative Verfahren, Stoßwellentherapie und andere Hilfsmittel.
Bei psychischen Ursachen kann bereits eine beratende Sexualtherapie oder Psychotherapie, gegebenfalls mit dem dem Lebenspartner, zu einer entgültigen Lösung führen. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen, sobald eine Erkrankung diagnostiziert wird.
Surrogatpartner (speziell tätiger Sexarbeiter), die die Rolle eines Wunschpartners einnehmen und eine zwanglose Begegnung mit der eigenen Sexualität ermöglichen, werden im offiziellen Gesundheitssystem nicht eingesetzt.
In vielen Fällen kann die medikamentöse Behandlung mit potenzsteigernden Mitteln Beschwerden auf ein sehr niedriges Maß reduzieren. Allerdings ist von einer Selbstmedikation dringendst abzuraten, insbesondere mit aus dem Internet bestellten Medikamenten.
Durch wissenschaftliche Studien überprüft und in Deutschland zugelassen sind nur PDE-5-Hemmer wie Viagra, Vardenafil (Levitra), Tadalafil (Cialis) und Avanafil (Spedra). Jedoch besteht für keines von diesen Medikamenten momentan eine Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen.
Liegt die Ursache in einer Verletzung der Gefäße oder einem Leistenbruch, kann die erektile Dysfunktion auch operativ behandelt werden. Sind der Patient und seine Partnerin gut aufgeklärt, liegt eine hohe Akzeptanz und Zufriedenheit mit einer prothetischen Versorgung mittels Implantaten vor.
Es wird zwischen semirigiden und hydraulischen Implantaten unterschieden. Als beliebter haben sich die hydraulischen Implantate durch ihr besseres kosmetisches Ergebnis erwiesen, wobei diese mit einer Fehlerquote von ungefähr 5 % einhergehen.
Diese Therapien zählen in der Urologie zum operativen Standard. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für solche Operationen.
Die Stoßwellentherapie zählt eher zu den umstrittenen Methoden. Sie wird zwar von der European Association of Urology als Erstlinienbehandlung erwähnt, diese erteilt jedoch aufgrund der schwachen Datenlage keine Empfehlung.
Tipp: Als alternatives Hilfsmittel gibt es die Penispumpe, deren Kosten sogar von den Krankenkassen übernommen werden, wenn sie vom Arzt verordnet wurde. Bei sachgemäßer Anwendung sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Die Penispumpe ist bei allen Arten der erektilen Dysfunktion anwendbar, selbst bei einer psychisch bedingten.
Laut Studien wird durch das Vakuumsystem der Pumpe bei über 80 % der Anwender der Penisschwellungsgrad erreicht, der zur Ausführung des Geschlechtsverkehrs benötigt wird.
Dass die Partnerin trotzdem schwanger werden kann, ist für viele Männer mit dem Problem der erektilen Dysfunktion erstmal eine riesige Erleichterung. Der Kinderwunsch ist also grundsätzlich nicht gefährdet. Oftmals wird nämlich „Impotenz“ mit Zeugungsunfähigkeit fälschlicherweise gleichgestellt. Hier finden Sie nähere Informationen zur Impotenz im allgemeinen.
Vielen Betroffenen einer ED ist es möglich, eine Ejakulation oder einen Orgasmus zu erreichen und der Partnerin somit auf natürlichem Weg eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Schwanger werden und eine erektile Dysfunktion schließen sich somit zum Glück nicht aus.
Der prominente ehemalige brasilianische Fußballspieler und Sportminister Pelé unterstützt Kampagnen, in denen die ED enttabuisiert werden soll und betroffenen ermöglicht wird, offener über ihr Problem zu sprechen.
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