Eigentlich wird in zwei Formen des Bettnässens unterschieden: In die Enuresis nocturna, also das nächtliche Einnässen, und in die Enuresis diurna, das Einnässen tagsüber. Tritt bei einem Kind beides auf, heißt der Befund nocturna et diurna.
Das kann ein Alarmsignal sein. Ängste oder andere psychosoziale Gründe (der Tod eines Menschen, der Umzug der Familie, die Scheidung der Eltern, Ärger im Kindergarten etc.) können hierfür der Auslöser sein.
Das Prinzip ist bei beiden gleich: Ein Feuchtigkeitsfühler befindet sich in der Nähe des Genitalbereichs, die Klingel in Ohrnähe. Nässt das Kind ein, läutet die Klingel. Im Idealfall wacht Ihr Kind auf und geht zur Toilette.
Vielleicht hat Sie bereits eine innere Unruhe beschlichen, weil Ihr Kind schon fünf Jahre alt ist und nachts noch immer Windeln braucht? Sorgen Sie sich nicht. Sowohl das nächtliche Bettnässen als auch das Einnässen tagsüber kommt auch bei älteren Kindern noch vor. Eines von zehn Siebenjährigen kann nachts den Harndrang nicht kontrollieren, am Tag sind es noch zwei bis drei Prozent dieser Altersgruppe. Sogar bei Erwachsenen gibt es Fälle von Enuresis. Wir erklären Ihnen unterschiedliche Formen der Enuresis, die Enuresis nocturna und die Enuresis diurna, und verraten Ihnen, welche Therapien möglich sind.
Inhaltsverzeichnis
Diese zwei Fachbegriffe aus der Medizin klingen wahrlich sehr gleich. Enuresis ist per Definition das Einnässen bei Kindern. Enkopresis wird als das Einkoten bei Kindern übersetzt.
Eigentlich wird in zwei Formen des Bettnässens unterschieden: In die Enuresis nocturna, also das nächtliche Einnässen, und in die Enuresis diurna, das Einnässen tagsüber. Tritt bei einem Kind beides auf, schreibt der Kinderarzt diese Worte ins Untersuchungsergebnis: nocturna et diurna.
Wie alle anderen Krankheiten ist auch die Enuresis nach den medizinischen Leitlinien kategorisiert, in der sog. ICD-10. Mit Hilfe dieser internationalen Leitlinien, soll die Kommunikation der Ärzte vereinfacht werden. Zudem ist die Diagnose dadurch verschlüsselt. Das ist vor allem bei Erwachsenen, die an Enuresis leiden, wichtig, um einer Ausgrenzung vorzubeugen. Formen der Enuresis sind so in der ICD-10 nachzulesen:
Die meisten Eltern forcieren das Trockenwerden Ihrer Kinder mit dem Beginn der Kindergartenzeit. Warum Ihr Kind tagsüber nicht rechtzeitig auf die Toilette gehen will (oder kann), kann jedoch mehrere Ursachen haben:
Füllt sich die Blase des Kindes nicht richtig, verspüren Kinder das Gefühl zur Toilette zu müssen, deutlich früher. Betroffen sind hiervon meist Mädchen, die zwar öfter zur Toilette müssen, aber nur wenig Urin dort lassen. Im Fachjargon ist die Rede von einer „anlagebedingten Dranginkontinenz“. Die Folge: Harnwegsinfektionen.
Schiebt Ihr Kind es möglichst lange auf, auf die Toilette zu gehen, kann dies ebenfalls eine Enuresis begünstigen. Ein spannendes Spiel, eine ungünstige Situation (beispielsweise beim Spielen draußen auf dem Spielplatz) und andere Situationen im Leben eines Kindes können den Nachwuchs dazu verleiten, den Gang zur Toilette aufzuschieben. Irgendwann ist jedoch auch die stärkste Blase erschöpft. Es kommt zum ungewollten Einnässen. Ihr Kinderarzt bezeichnet dies als Harninkontinenz bei Miktionsaufschub.
Auch eine Fehlfunktion der Blase kann der Grund dafür sein, dass Ihr Kind tagsüber in die Hose macht. Öffnet sich der Schließmuskel nicht vollständig, ist das eine mögliche Form der Blasenfunktionsstörung. Im medizinischen Fachjargon ist die Rede von „Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination“.
Hat Ihr Kind eine sogenannte Stressinkontinenz, bedeutet das, dass es meist bedingt durch einen Husten- oder Niesanfall in die Hose macht. Auch stark angespannte Bauchmuskeln (beim Spielen und beim Sport) können zu viel Druck für die kindliche Blase bedeuten. Treten diese Faktoren ein, hat es das Einnässen zur Folge.
Verspürt Ihr Kind nur selten das Bedürfnis, zur Toilette zu gehen, kann eine sogenannte unteraktive Blase der Grund dafür sein. Kinder mit dieser Diagnose spüren nur selten einen Harndrang. Der Grund: Die Blase ist stark vergrößert und kann sich nicht komplett entleeren. Auch wenn Ihr Kind mit unteraktiver Blase zur Toilette geht, bleiben große Mengen an Urin in der Blase zurück.
Ist Ihr Kind älter als fünf Jahre und macht nachts ins Bett (oder braucht eine Windel), ist das das eindeutigste Anzeichen einer Enuresis. Konnte Ihr Kind nachts bereits auf die Toilette gehen und kann es nun nicht mehr, heißt das in der Medizin „sekundäre Enuresis nocturna“. Hat es hingegen nachts noch nie geklappt mit dem Gang zur Toilette, ist von einer „primären Enuresis nocturna“ die Rede. Welche Ursachen hierbei zugrunde liegen, ist von Fall zu Fall verschieden.
Achtung: War Ihr Kind bereits trocken und macht nachts nun wieder ins Bett, kann das ein Alarmsignal sein. Ängste oder andere psychosoziale Gründe (der Tod eines Menschen, die Geburt eines Geschwisterchens, der Umzug der Familie, die Scheidung der Eltern, Ärger im Kindergarten etc.) können hierfür der Auslöser sein.
Die Enuresis kann bis ins Jugendalter andauern, Enuresis nocturna bei Erwachsenen ist ebenfalls nicht undenkbar. Statistiken zeigen: Ein bis zwei Prozent der Jugendlichen sind nachts noch nicht trocken, am Tag liegt der Prozentsatz bei maximal einem Prozent. Häufig ist das nächtliche Einnässen auf eine verlangsamte Entwicklung zurückzuführen. Oft ist Enuresis ein bereits bekanntes Problem innerhalb der Familie, das quasi „vererbt“ wurde. Äußerst selten nur sind Erkrankungen an Blase oder Niere Schuld daran, dass Ihr Kind nachts ins Bett macht.
Tipp: In jedem Fall können Sie aber davon ausgehen, dass Ihr Kind nicht mit Absicht ins Bett macht. Vielmehr schämt es sich sehr dafür. Sprechen Sie Ihrem Kind Mut zu und vermitteln Sie Zuversicht und Sicherheit. Glauben Sie fest an die Besserung und teilen Sie Ihrem Kind diesen Optimismus auch mit.
Folgt nach Feststellung der Symptome der Gang zum Kinderarzt, gestaltet sich das Vorgehen meist ungefähr so wie hier beschrieben:
Ultraschall: Die Untersuchung via Ultraschall ist für Ihr Kind schmerzfrei und hält doch viele wichtige Informationen bereit. Ihr Arzt kann sehen, wie viel Harn in der Blase auch nach dem Gang zur Toilette verbleibt. Verstopfungen lassen sich ebenso feststellen. Diese können auch das Einnässen bei Nacht und im Schlaf hervorrufen.
Auch Sie selbst können den Kinderarzt aktiv auf der Suche nach den Ursachen unterstützen. Führen Sie ein Protokoll, in dem Sie über zwei Tage und Nächte hinweg das Trinkverhalten Ihres Kindes dokumentieren. Notieren Sie zusätzlich wie oft Ihr Kind zur Toilette geht. Zudem sollten Sie idealerweise auch die Menge erfassen, die Ihr Kind getrunken oder auf der Toilette gelassen hat. Auch für weitere Besonderheiten – Halten, Pressen, Drängen – ist in diesem Protokoll Platz.
Seien Sie nicht beunruhigt, wenn Ihr Kind sich mehr Zeit nimmt, um trocken zu werden. Konnte Ihr Kinderarzt ausschließen, dass Ihr Kind an einer Fehlbildung der Organe leidet, sind in erster Linie Geduld und Optimismus gefragt. Bei Kindern nützt es nur wenig, mit Druck zu agieren. Das verunsichert sie nur. Eventuell reichen bereits einige simple Verhaltensänderungen wie diese:
Helfen diese Veränderungen nicht, können Sie eine sogenannte Klingelhose zur Unterstützung nutzen oder das Pendant auf dem Bett: die Klingelmatte. Das Prinzip ist bei beiden gleich: Ein Feuchtigkeitsfühler befindet sich in der Nähe des Genitalbereichs, die Klingel in Ohrnähe. Nässt das Kind ein, läutet die Klingel. Im Idealfall wacht Ihr Kind auf und geht zur Toilette.
Haben Verhaltensänderungen und klingelnde Helfer keinen Erfolg gebracht, können Sie eine Therapie mithilfe von Medikamenten versuchen. Desmopressin wird in diesem Zusammenhang häufig verwendet. Der Wirkstoff reduziert den Harndrang, hat aber keine Nebenwirkungen für Ihr Kind. Nicht ausschließen lässt sich allerdings ein Rückfall, wenn Sie Ihrem Kind die Tabletten nicht mehr geben.
Ein anderer Wirkstoff namens Oxybutinin verringert nicht nur die Menge an Harn, sondern sorgt auch für eine entspannte Blase.
Es besteht auch die Möglichkeit, Enuresis homöopathisch zu behandeln. Unter globuli.de werden diverse Globuli gelistet, die an den verschiedenen Ursachen ansetzen: Natrium chloratum, Causticum Hahnemanni, Sepia, Pulsatilla pratensis und Staphisagria sind hier die am häufigsten verwendenten homöopathischen Mittel.
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