Entwicklung eines Frühchens

   
von Redaktion - letzte Aktualisierung:
Die Entwicklung eines Frühchens
  • Etwa eines von zehn Kindern wird vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren. Im Normalfall kommt ein Baby nach etwa 38-42 Schwangerschaftswochen auf die Welt – dann ist die Entwicklung vollständig abgeschlossen.
  • Die Gebärmutter bietet dem ungeborenen Kind optimale Bedingungen für verschiedene Entwicklungsprozesse – vor allem für die Entwicklung des Gehirns.
  • Nach der Geburt muss ein Frühchen die versäumte Zeit im Mutterleib nachholen. Dies geschieht in einem Brutkasten, der die Eigenschaften der Gebärmutter so gut wie möglich nachahmt.

1. Die Ursachen für Frühgeburten sind oft nicht zu vermeiden

Bei Zwillingen ist das Risiko für eine Frühgeburt höher

Bei Zwillingen kommt es besonders häufig zu Frühgeburten. Denn diese benötigen deutlich mehr Nährstoffe und nehmen auch mehr Platz im Mutterleib ein, wodurch die Wehen häufig zu früh einsetzen.

Eine Frühgeburt kann sowohl körperliche als auch seelische Ursachen haben, welche in den meisten Fällen leider nicht vermeidbar sind.

In vielen Fällen sind die Lebensbedingungen der werdenden Mutter ein entscheidender Faktor. Hier spielt vor allem die soziale und wirtschaftliche Situation eine Rolle. Denn viel Stress und hoher psychischer Druck machen den Körper anfälliger für Erkrankungen und Infektionen, welche nicht selten eine Frühgeburt auslösen.

Die häufigste körperliche Ursache für eine Frühgeburt ist eine Verkürzung des Gebärmutterhalses. Dieser ist normalerweise etwa zwei Zentimeter lang und verlängert sich während der Schwangerschaft auf rund vier Zentimeter.

Kurz vor der Geburt verkürzt sich der Gebärmutterhals wieder auf seine ursprüngliche Länge, indem er sich durch den Druck des Kindes wieder zusammenzieht. Bei einer vorzeitigen Verkürzung öffnet sich der Muttermund, was nicht selten eine Frühgeburt zur Folge hat.

Außerdem kann auch eine Fehlfunktion der Gebärmutter zu einer Frühgeburt führen. Wenn diese das Baby nicht mehr mit ausreichend Nährstoffen versorgen kann, setzen die Wehen ein und das Kind kommt möglicherweise zu früh auf die Welt.

Vermeidbare Auslöser von Frühgeburten sind zum Beispiel der Konsum von Nikotin, Alkohol oder anderen Drogen.

Hier bekommen Sie ein paar nützliche Hinweise, wie man einer Frühgeburt entgegenwirken kann.

1.1. Je früher ein Kind auf die Welt kommt, desto höher ist das Risiko für bleibende Schäden

Frühchen in einem Brutkasten

Die ersten Wochen ihres Lebens verbringen Frühchen im Brutkasten.

Mittlerweile hat sich die Grenze, ab der ein früh geborenes Kind überleben kann, auf die 24. Schwangerschaftswoche verschoben. Grundsätzlich hängt die Überlebensfähigkeit nach der Geburt immer davon ab, ob die Lungen schon weit genug entwickelt sind, um das Kind mit Sauerstoff zu versorgen.

Dabei geht es jedoch nicht nur um das reine Überleben, sondern vor allem um das Leben ohne Behinderung. Denn je früher ein Kind geboren wird, desto höher ist das Risiko, dass bleibende Schäden zurückbleiben.

Denn aufgrund der noch nicht vollständig abgeschlossenen Entwicklung können verschiedene Komplikationen bei einem Frühchen auftreten, wie zum Beispiel:

  • Hirnblutungen durch nicht vollständig ausgereift Gefäße im Kopf, was zu bleibenden Behinderungen führen kann.
  • „Wilde Gefäße“ im Bereich der Augen, durch die nicht vollständig abgeschlossene Entwicklung der Augenlider. Dies könnte im schlimmsten Fall zu einer Netzhautablösung führen, welche nicht selten der Grund für eine eingeschränkte Sehfähigkeit oder gar Blindheit ist.
  • Einschränkungen der Atemfähigkeit durch die nicht vollständig ausgebildeten Bronchien.

2. Das Alter eines Frühchens muss korrigiert werden

Damit die körperliche und geistige Entwicklung eines Frühchens besser eingeschätzt werden kann, muss das Alter des Kindes entsprechend korrigiert werden. Dazu wird die Zeit vom tatsächlichen Zeitpunkt der Geburt bis zum errechneten Geburtstermin vom Alter des Kindes abgezogen.

Ist Ihr Kind vier Wochen zu früh auf die Welt gekommen, zum Beispiel in der 36. Ssw, hat es erst acht Wochen nach der Geburt den Entwicklungsstand eines vier Wochen alten Babys erreicht.

Das korrigierte Alter kann den Eltern von Frühchen helfen, besser zu verstehen und auch Anderen erklären zu können, warum ihr Kind noch so klein ist und bestimmte Entwicklungsstufen (das Heben des Kopfes, krabbeln, greifen) noch nicht erreicht hat.

Denn die Entwicklung eines Frühchens verläuft in den meisten Fällen nicht langsamer, als bei reifgeborenen Kindern. Die Entwicklung ist lediglich um so viele Wochen verzögert, wie das Kind zu früh zur Welt gekommen ist.

3. Die Verzögerung der körperlichen Entwicklung ist meist nach zwei Jahren ausgeglichen

Die Größe und das Gewicht eines Frühchens können nach der Geburt sehr unterschiedlich ausfallen. Schließlich sind reifgeborene Babys auch unterschiedlich groß und schwer. Daher gibt es keine speziellen Richtlinien oder gar eine entsprechende Tabelle für Größe und Gewicht von Frühgeborenen, an der man sich orientieren könnte.

Grundsätzlich verläuft die Entwicklung von Frühchen sehr individuell. Nach dem 1. Jahr sind meist noch Rückstände der kindlichen Entwicklung zu erkennen, z.B. dass das Kind noch nicht richtig läuft oder Probleme mit der Motorik hat.

Durchschnittlich haben frühgeborene Kinder Ihren Rückstand in der körperlichen Entwicklung jedoch nach etwa zwei Jahren ausgeglichen. Körperliche Funktionen wie das Sehen oder Hören funktionieren meist von Anfang an genauso gut, wie bei reifgeborenen Kindern.

Eine Ausnahme stellen hier Kinder mit einem sehr geringen Geburtsgewicht dar, welche meist noch vor der 32. Ssw. geboren wurden. Diese werden mit hoher Wahrscheinlichkeit über viele Jahre hinweg kleiner als gleichaltrige Kinder sein. Sollten deutliche Verzögerungen des Wachstums vorliegen, können diese meist durch eine Hormonbehandlung ausgeglichen werden.

3.1 Für den Ausgleich der sprachlichen und geistigen Entwicklung benötigen Frühchen etwa drei Jahre

Bis die geistige und sprachliche Entwicklung von Frühchen auf dem Stand seiner Altersgenossen ist, vergeht in den meisten Fällen etwas mehr Zeit – ungefähr drei Jahre.

Laut Statisten haben Frühgeborene häufiger Probleme in der Schule, wie zum Beispiel Lese- und Rechtschreibschwäche oder eine Rechenschwäche. Grundsätzlich liegt der Intelligenzquotient von früh geborenen Kindern meist etwas unter dem Durchschnitt.

Darüber hinaus neigen Frühchen auch eher zu einem Aufmerksamkeitsdefizit sowie Sprachstörungen und Störungen der Motorik (Dyspraxie).

Entwicklungsstörungen treten bei Jungen etwa doppelt so häufig auf: Bei ungeborenen Mädchen ist die Entwicklung des Gehirns in der Regel früher abgeschlossen, als bei Jungen. Dies könnte der Grund dafür sein, das früh geborene Jungen statistisch gesehen etwa doppelt so häufig Probleme in der Entwicklung haben, wie Mädchen.

4. Frühchen haben oft Schwierigkeiten mit gleichaltrigen Kindern

kind spielt mit wasserschlauch

Die meisten frühgeborenen Kinder können später alles machen, was reifgeborene Kinder auch können.

Die Erziehung eines Frühchens stellt Eltern oft vor eine besonders große Herausforderung. Schließlich sind frühgeborene Kinder oft kleiner als Gleichaltrige und neigen vermehrt zu Erkrankungen.

Aus diesem Grund ist die emotionale Bindung der Eltern oft sehr stark und von Sorgen geprägt. Dies führt nicht selten dazu, dass das Kind „in Watte gepackt“ wird und schnell den Mittelpunkt der gesamten Familie darstellt.

Kommt das Kind in den Kindergarten, fällt es ihm wahrscheinlich schwer zu akzeptieren, dass es nun keine Sonderstellung mehr einnimmt. Dies macht sich oft durch Verhaltensauffälligkeiten bemerkbar.

Tipp: Als Elternteil können Sie diesem Problem jedoch einfach vorbeugen, indem Sie Ihr Kind ganz normal behandeln und ihm auch seine Grenzen aufzeigen, wenn es notwendig ist. Es handelt sich schließlich um ein ganz normales Kind, das einfach nur etwas zu früh geboren Wurde.

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