Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Lehrer: Gründe, Inhalt und Konsequenzen

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
dienstaufsichtsbeschwerde lehrer
Sollte ich tatsächlich eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer einlegen?

Dies macht immer nur dann Sinn, wenn ein gravierendes Fehlverhalten vorliegt. Beachten Sie insbesondere, dass Schüler es im Anschluss nicht unbedingt leichter im Unterricht haben.

Muss ich mich beim Verfassen einer Dienstaufsichtsbeschwerde an eine bestimmte Form halten?

Im Rahmen Ihrer Beschwerde sind Sie völlig frei. Dennoch sollten Sie den Sachverhalt möglichst umfassend und so neutral wie möglich schildern, um eine Überprüfung möglich zu machen.

Wie sieht eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer im Detail aus?

Auch wenn viele Beschwerden sehr unterschiedlich aufgebaut sind, haben wir Ihnen ein entsprechendes Muster zusammengestellt, an welchem Sie sich beim Verfassen einer eigenen Dienstaufsichtsbeschwerde orientieren können.

Eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer zu verfassen ist eine ernste Angelegenheit. Keinesfalls sollte daher allzu leichtfertig über eine solche nachgedacht werden.

Es gibt allerdings durchaus Gründe, über die nicht hinweggesehen werden kann, sodass eine offizielle Beschwerde der einzige Weg ist, um ein bestimmtes Verhalten in Zukunft zu unterbinden.

1. Die Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer als letztes Mittel

eine lehrerin steht mit erhobenem zeigefinger vor einer schuelerin

Nicht jedes Verhalten ist hinnehmbar.

Immer wieder kommt es in der Grundschule oder der weiterführenden Schule zu Konflikten zwischen Eltern, Lehrern und Schülern. Bis zu einem gewissen Grad ist dies völlig normal und nachvollziehbar.
Meist lassen sich Streitigkeiten auf einfachem und direktem Wege lösen, ohne dass eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer notwendig wäre.

Versuchen Sie daher stets ergebnisoffen ein Gespräch zu suchen, um zu erfahren, ob eine von einem Kind geschilderte Situation von dem jeweiligen Lehrer anders beurteilt wurde und inwieweit sich daraus Differenzen ergeben haben. Oftmals lassen sich auf diese Weise langwierige und für beide Seiten nervenaufreibende Streitigkeiten vermeiden.

Mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer haben Sie lediglich dann Erfolg, wenn Sie eine Verletzung festgeschriebener Pflichten nachweisen können. In der Praxis zeigt sich, dass dies recht kompliziert ist. Dennoch gibt es durchaus Dinge, die Lehrer nicht ohne Weiteres dürfen.
Dies gilt beispielsweise für Kollektivstrafen gegenüber der gesamten Klasse sowie das Vorlesen eines herumgereichten Zettels.

Das Recht, eine Dienstaufsichtsbeschwerde einlegen zu dürfen, ergibt sich übrigens aus Art. 17 des Grundgesetzes.

Beachten Sie stets, ob die jeweilige Situation so gravierend war, dass eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer erfolgen soll. Ist dies nicht der Fall, suchen Sie zunächst nach alternativen Lösungen.

2. Eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer einlegen – so geht’s

Nicht alles ist formlos!

Obwohl Sie bei der Dienstaufsichtsbeschwerde keinerlei Form- sowie Fristvorschriften beachten müssen, gilt dies nicht für Verwaltungsakte.
So gelten, wenn Sie sich beispielsweise gegen einen Schulverweis oder aber den vorübergehenden Ausschluss vom Unterricht zur Wehr setzen möchten, starre Regelungen.

Im Gegensatz zu vielen anderen rechtlichen Streitigkeiten existieren bei der Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer keinerlei Formvorschriften, die Sie einhalten müssen.
Im Prinzip kann ist sie daher auch mündlich möglich.

Dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass Ihre Dienstaufsichtsbeschwerde nicht mit wenigen Worten zurückgewiesen werden kann. Versuchen Sie daher, den jeweiligen Sachverhalt so genau wie möglich zu schildern und zu erklären, inwieweit dies ein Fehlverhalten des jeweiligen Lehrers begründet.

Achten Sie bei Ihrer Darstellung darauf, möglichst sachlich zu bleiben und keinerlei subjektive Wertung mit in die Sachverhaltsschilderung einzubauen.
Genaue Orts- sowie Zeitangaben erleichtern es, der jeweiligen Situation nachzugehen.

Eine Frist für das Einlegen der Dienstaufsichtsbeschwerde besteht ebenfalls nicht. Wann Sie sich gegen etwas zur Wehr setzen, bleibt Ihnen überlassen, sodass das zurückliegende Ereignis theoretisch auch sehr weit in der Vergangenheit liegen kann.
Praktisch gesehen macht dies allerdings kaum Sinn, da in aller Regel ein unmittelbares Handeln gefordert wird.

Wo Sie die Beschwerde einreichen, ist Ihnen überlassen. Sie können sich mit der Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer direkt an den jeweiligen Schulleiter der Schule richten sowie das Schulamt informieren oder aber die Bezirksregierung anschreiben.

In jedem Fall ist sichergestellt, dass eine Stellungnahme erfolgt. Entspricht diese Stellungnahme des Lehrers bzw. der Schulleitung nicht Ihren Erwartungen, so bleibt Ihnen lediglich die Möglichkeit, eine Klage einzureichen.

Tipp: Der größte Teil aller Dienstaufsichtsbeschwerden gegen Lehrer hat keinerlei Konsequenzen zur Folge. Dennoch macht es bei einem gravierenden Fehlverhalten Sinn, sich zu beschweren, da Sie unter Umständen nicht allein mit Ihrem Anliegen sind.

 

3. Mögliche Konsequenzen einer Dienstaufsichtsbeschwerde

dominosteine werden aufgehalten

Jedes Verhalten hat Konsequenzen.

Geht das Fehlverhalten eines Lehrers über schlechten Unterricht an der Schule hinaus, so kann die Dienstaufsichtsbeschwerde durchaus gravierende Folgen haben.

Sind die Gründe für eine Dienstaufsichtsbeschwerde nachvollziehbar, so rechtfertigt dies ein Disziplinarverfahren gegen den jeweiligen Lehrer.
In jedem Fall hat dieser selbstverständlich das Recht, sich gegen die Vorwürfe zur Wehr zu setzen und eine eigene Stellungnahme abzugeben.

Stellt sich jedoch im Laufe des Verfahrens heraus, dass der jeweilige Lehrer gegen wichtige Rechte und Pflichten verstoßen hat, so kommen unterschiedliche disziplinarrechtliche Maßnahmen in Betracht.

Im schlimmsten Fall führt dies dazu, dass ein Lehrer seinen Job verliert. Für diese extreme Maßnahme muss sich ein Lehrer allerdings bereits strafbar machen.
Einen Schüler zu mobben oder aber das Smartphone zu durchsuchen sind sicherlich Dinge, die keinesfalls in Ordnung sind, jedoch meist eher harmlose Konsequenzen zur Folge haben.

Bei häufigen Verstößen gegen die Rechte und Pflichten kann eine Geldbuße folgen. Ebenfalls denkbar ist ein Schulverweis gegen den Lehrer bzw. die Lehrerin. Im Zweifel drohen dem betroffenen Lehrer keine schweren Strafen, jedoch gestaltet sich die Arbeit innerhalb des Kollegiums deutlich schwerer, wenn ein Fehlverhalten nachgewiesen wurde.

Haben Sie das Gefühl Ihr Kind wird in der Schule grundlegend benachteiligt gehen Probleme mit Schülern oder Lehrern über einen Einzelfall hinaus, sollten Sie eventuell über einen Schulwechsel nachdenken. 

 

4. So könnte eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer aussehen

Sind Sie auf der Suche nach einer kostenlosen Vorlage, werden Sie sich wahrscheinlich schwertun ein Muster zu finden, da sich jeder Sachverhalt etwas anders darstellt und es zudem keinerlei feste Vorschriften gibt, an welche Sie sich beim Verfassen halten müssen.

Um es Ihnen jedoch etwas leichter zu machen, soll Ihnen das folgende Beispiel für eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer wegen Mobbing dienen:

mobbing in der schule

Mobbing betrifft nicht nur Schüler untereinander.

An den Schulleiter der Schule XYZ

Betreff: Dienstaufsichtsbeschwerde (gegen Lehrer Z)

Sehr geehrte/r Herr/Frau X,
mit diesem Schreiben wende ich mich im Namen meines Kindes Y an Sie und lege eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den bei ihnen beschäftigten Lehrer Z ein.

Am 23.09.2019 kam es zu folgendem Ereignis in der Klasse 10A:
In der 3. Stunde begann wie gewohnt der Mathematikunterricht. Nicht zum ersten Mal wurde unser Kind zum Vorrechnen an die Tafel zitiert, was erwartungsgemäß unter Druck nicht gelang. Dies war von Herrn Z offenbar beabsichtigt, da mehrere Bemerkungen erfolgten, die nicht nur die Fähigkeiten in Mathematik, sondern die Persönlichkeit meines Kindes infrage stellten. Besonders möchte ich hier folgende Formulierung hervorheben: „War ja mal wieder klar, dass du nichts auf die Reihe kriegst. Hast am Wochenende bestimmt mal wieder zu viel gekifft.“

Für diese Aussage sowie weitere unangemessene Kommentare verweise ich auf die Schüler der gesamten Klasse 10A als Zeugen.

Bitte werden Sie Ihrer Aufsichtspflicht gerecht und sorgen Sie dafür, dass derartige Kommentare zukünftig ausbleiben.
Weiterhin fordere ich, dass Herr Z disziplinarrechtlich für sein Verhalten zur Rechenschaft gezogen wird.

Mit freundlichen Grüßen
XX

Tipp: Insbesondere Mobbing ist ein ernstes Thema und sollte in keinem Fall einfach so hingenommen werden.

5. Was Lehrer dürfen und was nicht

Lehrer zu sein, ist nicht immer leicht. Während es in früheren Zeiten noch üblich war, Kindern einen Klaps zu verpassen, gehört Körperverletzung in der Schule heute zum Glück der Vergangenheit an.

Dennoch gibt es nach wie vor Dinge, die nicht ganz richtig laufen. Insbesondere das Mobbing ist ein großes Problem, da einzelne Lehrer immer wieder Schüler aus der Klasse herauspicken, um diese ganz bewusst vorzuführen.

Generell gilt bei allen Problemen und Fragen in der Schule, dass die Persönlichkeitsrechte der Schüler beachtet werden müssen. So darf ein Lehrer mit Schülern beispielsweise nicht über die Noten anderer Schüler sprechen.
Ebenfalls untersagt ist es, geheime Briefchen vorzulesen oder aber das Smartphone zu durchsuchen.
Es spricht allerdings nichts dagegen, dass Smartphone für die Dauer des Tages zu konfiszieren, sofern es im Unterricht verwendet wurde.

Tipp: Stellen Sie die Noten Ihrer Kinder infrage, so können Sie dies im Rahmen einer Fachaufsichtsbeschwerde tun. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass Notenentscheidungen fast immer gerechtfertigt werden können und nur in Extremfällen aufgehoben werden.

Einige weitere Fragen, was Lehrer dürfen und in welchen Fällen sie ihre Kompetenz überschreiten, sehen Sie in diesem YouTube-Video:

Grundsätzlich ist eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Lehrer auch anonym möglich. Praktisch gesehen macht dies jedoch nur dann Sinn, wenn allgemein auf einen bestimmten Umstand hingewiesen werden soll und nicht eine konkrete Situation im Fokus steht, in der man sich selbst ungerecht behandelt fühlt.

6. Weiterführende Literatur zum Schulrecht

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