In den vergangenen Jahren hat die Antibabypille aufgrund ihrer vielfachen Nebenwirkungen stark an Beliebtheit verloren. Immer mehr Frauen sind auf der Suche nach Verhütungsmitteln, die ohne Hormone sicher vor einer Empfängnis schützen. Eine mögliche Wahl ist das Diaphragma. Es wird kurz vor dem Geschlechtsverkehr eingesetzt und bildet eine mechanische Barriere zwischen dem Muttermund und der Scheide. Nebenwirkungen gibt es bei einem korrekten Gebrauch hingegen nicht. Erfahren Sie hier alles über die Funktionsweise des Diaphragmas und wägen Sie die Vor-und Nachteile dieses Verhütungsmittels ab.
Inhaltsverzeichnis
Das Diaphragma sollte nie ohne Spermizid angewendet werden.
Ein Diaphragma ist ein mechanisches Verhütungsmittel, dessen Ursprung bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Das bedeutet, dass es ohne hormonelle Zusätze funktioniert. Die kleine Kappe wird auch Scheidenpessar genannt.
Je nach den physischen Voraussetzungen gibt es das Diaphragma in einem Durchmesser zwischen 6 und 9 cm. Die Kappe ist leicht gewölbt und besteht aus weichem Latex oder Silikon. Am Rand des Diaphragmas ist ein Federring eingearbeitet, der der Kappe eine stabile runde Form gibt und für zusätzliche Dichtung sorgt.
Um das Diaphragma anzuwenden, wird es vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt. Um eine verhütende Wirkung zu erreichen, muss es zuvor mit einem Gel bestrichen werden, das spermienabtötend wirkt. Ohne Spermizid gibt es zwar eine mechanische Barriere zwischen Scheide und Gebärmutter, aber Spermien können bis zu fünf Tage überleben. Wird das Diaphragma also entfernt, können überlebende Spermien den Muttermund passieren. Deshalb müssen sie vorab mit einem Gel oder einer Creme abgetötet werden.
Das Diaphragma funktioniert wie eine Barriere und lässt Spermien nicht durch.
Das korrekte Einsetzen des Diaphragmas ist wichtig. Die Kappe wird mit der Innenseite vor den Muttermund gesetzt und muss diesen komplett abdecken.
Das Diaphragma sollte frühestens zwei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingeführt werden, da das Gel nach einiger Zeit seine Wirkung verliert. Nach dem Geschlechtsverkehr muss die Kappe mindestens sechs Stunden eingesetzt bleiben. Erst nach diesem Zeitpunkt ist es sicher, dass alle Spermien abgetötet wurden. Nach dem Herausnehmen wird das Diaphragma mit Seife und Wasser gereinigt und anschließend getrocknet.
Bei guter Handhabung und dem gründlichen Reinigen hat das Diaphragma eine Haltbarkeit bis zu zwei Jahre. Bei Rissen oder anderen sichtbaren Veränderungen sollte es nicht mehr benutzt werden.
Eine Fachkraft ermittelt die richtige Größe des Diaphragmas.
Damit ein Diaphragma richtig sitzt, muss es die passende Größe haben. Zumeist lassen sich Frauen bei einem Gynäkologen zu den verschiedenen Verhütungsmethoden beraten und erhalten dort auch eine Anleitung zur Anwendung. Fällt die Entscheidung auf ein Diaphragma, wird die richtige Größe ermittelt.
Es gibt mehrere Hersteller von Diaphragmen, einige Kappen lassen sich anpassen, andere gibt es nur in einer Standardgröße. Nur wenige Hersteller-Typen machen es möglich, dass Frauen die Größe selbst ermitteln können. Der Test zeigt es: Ist die Kappe noch spürbar, ist sie zumeist zu groß. Ist sie nicht mehr spürbar und sitzt sie korrekt, wurde die richtige Größe gefunden. Welche Größe passt, hängt zumeist von der Anatomie der Frau und ihrem Gewicht ab.
Die Anpassung kann auch in einer Beratungsstelle oder einem Familienplanungs- oder Frauengesundheitszentrum durchgeführt werden.
Tipp: Nach einer Gewichtszu- oder Abnahme von mehr als 5 Kilogramm oder einer Schwangerschaft muss überprüft werden, ob das Diaphragma noch die richtige Größe hat.
Um die Wirksamkeit eines Verhütungsmittels anzugeben, wird der Pearl-Index genutzt. Je geringer der Wert ist, desto sicherer ist die Verhütungsmethode. Bei Verzicht auf die Verhütung liegt der Pearl-Index bei 30.
Je nachdem, welche Studie man bemüht, liegt der Pearl-Index des Diaphragmas bei Nutzung mit einem Spermizid zwischen 1 und 20. Diese enorme Spannweite findet ihre Erklärung in der individuellen Nutzung des Diaphragmas: Die Sicherheit steht und fällt mit der optimalen Handhabung. Bei korrekter Anwendung ist das Diaphragma sehr sicher.
Verhütungsmittel | Pearl-Index |
---|---|
Diaphragma | 1-20 |
Kondom | 2-12 |
Antibabypille | 0,1 – 0,9 |
Kupferspirale | 0,3 – 0,8 |
Portiokappe | 6 |
Das Diaphragma muss vor jedem Geschlechtsverkehr erneut eingesetzt werden.
Die Portiokappe (Verhütungskappe) ist dem Diaphragma sehr ähnlich. Es handelt sich um eine kleine aus Silikon bestehende Kappe, die wie das Diaphragma als Barriere in die Scheide eingeführt wird. Im Gegensatz zum Diaphragma saugt die Portiokappe sich an den Muttermund an, wodurch ein Vakuum entsteht. Beide Verhütungsmittel werden immer mit einem zusätzlichen Spermizid angewendet.
Auch die Verhütungskappe muss vor dem Geschlechtsverkehr eingeführt und anschließend mindestens sechs Stunden getragen werden. Rausholen muss man es nach spätestens 24 Stunden. Die Portiokappe ist für Frauen mit einer Beckenbodenschwäche eine Alternative zum Diaphragma, da diese auch dann hält.
Bei der Wahl eines Verhütungsmittels müssen immer die individuellen Lebensumstände, die sexuelle Aktivität und das Alter der Frau berücksichtigt werden. So kann das Diaphragma für Singles mit wechselnden Sexualpartnern unpraktisch sein, da es vor dem Geschlechtsverkehr eingeführt werden muss. Dazu benötigt es eine gewisse Routine und Intimität. Zudem schützt die Kappe nicht vor Geschlechtskrankheiten. Dem gegenüber steht der Verzicht auf eine hormonelle Verhütung und die vergleichsweise niedrigen Anschaffungskosten.
Vorteile
Nachteile
Im Gegensatz zur Antibabypille und der Spirale funktioniert das Diaphragma ohne Hormone.
Ein Diaphragma ist anfällig für Fehler in der Anwendung. Wer darauf achtet, dass das Diaphragma nicht zu lange in der Scheide verbleibt und während des Geschlechtsverkehrs korrekt vor dem Muttermund sitzt, kann die häufigsten Komplikationen verhindern.
Bleibt die Kappe länger als 24 Stunden in der Scheide, kann das toxische Schocksyndrom ausgelöst werden und es steigt die Wahrscheinlichkeit für Blasenentzündungen. Wird das Diaphragma während der Menstruation mehrere Tage getragen, kann sich das Menstrualblut zurückstauen.
Das Bakterium Staphylococcus aureus und auch Streptokokken produzieren Giftstoffe, die in schweren Fällen zum Tod führen. Die Übertragung kann durch Wunden, Tampons oder Diaphragmen erfolgen.
Ist das Diaphragma zu klein oder zu groß, ist der Verhütungsschutz nicht gegeben. Ist es zu groß, verspürt die Frau außerdem ein unangenehmes Gefühl.
Je nachdem, welches Gel als Spermizid angewendet wird, kann es zu allergischen Reaktionen oder einem Brennen kommen. Dann sollte das Gel nicht mehr benutzt angewendet und eine andere Art ausprobiert werden. Wird ein Silikon-Diaphragma benutzt, darf kein Gleitmittel auf Silikonölbasis angewendet werden, denn es kann das Material der Kappe angreifen.
Das Diaphragma ist nicht verschreibungspflichtig.
Der behandelnde Frauenarzt berät Frauen zu geeigneten Verhütungsmitteln. Jedoch werden die Kosten für ein Diaphragma nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. So ist die Kappe auch nicht rezeptpflichtig und kann in jeder Apotheke oder einer Familienberatungsstelle gekauft werden.
Je nach Hersteller und Größe des Diaphragmas kostet es zwischen 40 Euro und 50 Euro. Zusätzlich wird die spermienabtötende Creme benötigt, die zwischen 9 Euro und 15 Euro kosten. Je nachdem, ob weitere Kontrolluntersuchungen oder Anpassungen notwendig sind, können diese ebenfalls Kosten verursachen.
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