Chantalismus / Kevinismus: Wenn Namen vorverurteilt werden

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
chantalismus oder kevinismus
Was verbinden Menschen mit Namen wie Kevin oder Chantal?

Tatsächlich sind beide Namen stark vorurteilsbehaftet. Unabhängig davon, ob es zutrifft oder nicht, werden Kinder mit diesem Namen leider häufiger als weniger intelligent oder als verhaltensauffällig vorverurteilt.

Was steckt hinter dem Begriff Chantalismus?

Im Prinzip ist dieser Begriff eine satirische Darstellung über die Namensgebung und wird mit einer Krankheit gleichgesetzt. Auch wenn es durchaus lustig gemeint ist, steckt allerdings auch viel Kritik dahinter.

Worauf sollte ich achten, wenn ich einen Vornamen für mein Kind auswähle?

Am besten lassen sich nicht allzu sehr von aktuellen Trends beeinflussen. Überlegen Sie stattdessen, was Ihnen selbst für Namen gefallen würden.

Wer heutzutage Kevin oder Chantal heißt, hat es in der modernen Gesellschaft nicht allzu leicht. Trotz des nicht vorhandenen Einflusses, den eigenen Namen zu wählen, sind bestimmte Vornamen inzwischen stark vorurteilsbehaftet.

So kommt es, dass sich die Begriffe Chantalismus sowie Kevinusmus etabliert haben, um die Neigung zu charakterisieren, wenn Eltern ihren Kindern außergewöhnliche Namen geben.

1. Chantalismus und Kevinismus – Die Rolle eines Vornamens wird unterschätzt

der name chantal

Es gibt Namen, die viele Menschen negativ verknüpfen.

Auch wenn das Kevin-Syndrom oder der Chantalismus keiner klaren Definition zugänglich sind, da sie eher als Spaßbegriffe verwendet werden, so steckt dennoch eine ganze Menge an Wahrheit hinter diesem Phänomen.

Viele Wissenschaftler sind der Ansicht, dass Namen einen entscheidenden Einfluss auf die Zukunft eines Kindes haben. 

Auch wenn durchaus kontrovers darüber gestritten werden kann, ob es Chantal und Kevin als Paradebeispiele bei Namen für verhaltensauffällige Kinder tatsächlich schwerer haben als andere Kinder, so ist dies zumindest nicht gänzlich von der Hand zu weisen.

Der Name an sich entscheidet selbstverständlich nicht darüber, wie schlau Ihr Kind von Geburt an ist, wie fleißig es lernen kann oder wie talentiert es in bestimmten Bereichen ist. Dennoch kann die Namensgebung die Entwicklung Ihres Kindes beeinflussen, ob gewollt oder nicht. 

Nicht nur Kevin und Chantal werden als Namen oftmals belächelt. Auch Kinder mit den Namen Mandy, Jacqueline, Justin, Sandy oder Dennis gelten eher als „dumm“ und „verhaltensauffällig“ – auch wenn dies keineswegs zwingend der Wahrheit entspricht. 

2. Chantal und Kevin – Namen aus der Unterschicht

kinder drohen einem anderen kind mit den faeusten

Einige Kinder haben es nicht nur aufgrund ihrer Herkunft schwerer.

Grund dafür sind die sozialen Stigma, von denen sich auch ein noch so offener und toleranter Mensch, nie ganz frei machen kann. Auch in unserer modernen Kultur schleichen sich Vorurteile ein, wie etwa bei den Namen Kevin oder Chantal. 

Hartnäckig hält sich das Vorurteil, dass Eltern, die solche Babynamen auswählen, eher der Unterschicht entstammen. Doch dieses Argument stimmt nur zur Hälfte. Untersuchungen zeigen, dass die Namenswahl natürlich viel mit den Vorbildern. Wünschen und auch Erfahrungen der Eltern zusammenhängen.

So nennen Sie Ihr Kind beispielsweise nicht Anna-Lena, wenn Sie in Ihren Bekanntenkreis eine Anna-Lena haben, die Sie eher weniger mögen. Genauso wenig würden Sie Ihrem Kind den Namen Ihres Schwagers oder Ihrer Schwester geben.

Bei den Vorbildern zeichnen sich tatsächlich Trends ab, die man mit der sozialen Schicht in Verbindung bringen kann. Es lässt sich sagen, dass aus Akademikerkreisen eher historische Figuren, Wissenschaftler*innen oder fiktive Personen aus gehobener Literatur als Vorbild zur Namensgebung dienen. In unteren Schichten werden die Vorbilder eher aus Film und Fernsehen oder Popkultur bezogen. Daher lässt sich auch die Beliebtheit der Namen Kevin oder Justin erklären. In den 1990ern erfreute sich der Film „Kevin allein zu Haus“ größter Beliebtheit. Zu Beginn der 2000er wurde Justin Timberlake in Radios rauf und runter gespielt. 

3. „Kevins und Chantals sind dumm“ – Was ist dran?

Doch wie bereits erwähnt, entscheidet der Name alleine nicht über die Bildungschancen oder individuellen Talente Ihres Kindes. Dennoch finden sich immer wieder vermeintliche Belege für diese Aussage, wenn gezielt danach gesucht wird.

Sorgt ein Kevin für Ärger in der Schule, gerät in eine Schlägerei oder kommt in der Klasse nicht mit, folgen schnell Sätze, wie „Was will man bei diesem Namen auch erwarten.“ oder „Das war ja klar, dass Kevin daran beteiligt war.“

Auch wenn es absolut wünschenswert wäre, dass unsere Gesellschaft außerhalb solcher Vorurteile leben könnte, sind wir noch nicht an dieser Stelle angelangt. 

Nicht nur Mitschüler könnten daher Kinder mit Namen wie Kevin, Chantal, Sandy oder Justin piesacken oder gar mobben. Leider sind auch Lehrer und Erzieher nicht gänzlich frei von inneren Vorurteilen. Auch wenn ein guter Lehrer und ein guter Erzieher, dass nie offen zeigen sollte, kann es dazu kommen, dass er oder sie unterbewusst dem Kind aufgrund des Namens weniger zutraut und eine Marie oder Katharina bevorzugt wird. 

4. Tipps für die Namenswahl

Es kann also durchaus zu Problemen kommen, die das soziale Leben oder eben auch die Schullaufbahn Ihres Kindes negativ beeinflussen können. 

Daher möchten wir Ihnen nahelegen, einige Eckpunkte bei der Namenswahl zu beachten, damit Ihr Kind sich frei und ohne Hindernisse entwickeln und entfalten kann. 

Halten Sie sich daher am besten an die folgenden Tipps:

  • Wählen Sie keine Namen aus Filmen aus, die derzeit aktuell sind. Frodo oder Mogli mögen zwar in einigen Jahren durchaus noch bekannt sein, jedoch eher für ein verständnisloses Kopfschütteln bei anderen Menschen sorgen.
  • Regional typische Namen eignen sich nicht, um in der Welt zurechtzukommen. Bevorzugen Sie daher Vornamen, die nicht nur in einigen Gebieten zu finden sind.
  • Ausländisch klingende Vornamen hören sich meist seltsam an, wenn der Nachname typisch deutsch (Müller, Maier, Schmidt etc.) ist.
    Dies gilt insbesondere, wenn kein Bezug zu dem jeweiligen Land besteht.
  • Verzichten Sie auf andere, künstliche Schreibweisen eines Namens, da es ansonsten immer wieder zu lästigen Nachfragen kommen wird. Als Beispiel soll die Schreibweise Yann für Jan dienen. 
  • Spitznamen, wie Willi oder Rudi sind in Kindheitstagen sehr niedlich, doch bedenken Sie, dass auch Ihr Kind eines Tages erwachsen wird und dann eventuell keinen „niedlichen“ Namen mehr tragen möchte. 

Hinweis: Wir möchten Ihnen keinesfalls verbieten, Ihr Kind Chantal, Justin, Kevin etc. zu nennen. Wenn Sie den oder die Namen schön finden, ist das völlig in Ordnung und Ihre freie Entscheidung. Es ist für jeden von uns wichtig, unsere Kinder zu offenen und vorurteilsfreien Erwachsenen zu erziehen. Dies sollte eher das Ziel sein, anstatt manche Namen aufgrund Ihrer Stigmata zu meiden.

Welche Vorurteile noch mit solchen Namen verbunden werden, sehen Sie zu Beispiel im folgenden Video:

5. Namensvielfalt in Deutschland – Kevin und Chantal finden sich nicht in den oberen Rängen wieder

schild auf dem standesamt steht

Ob eine Name rechtlich zulässig ist, entscheiden die Mitarbeiter des Standesamts.

Generell ist es in Deutschland erlaubt, Kindern sehr viele verschiedene Namen zu geben. Es existieren nur wenige Verbote, die sich je nach Standesamt ein wenig unterscheiden.
Warum es allerdings erlaubt ist, sein Kind Matt-Eagle (Mettigel) zu nennen, Pfefferminza allerdings als Vorname abgelehnt wurde, bleibt wohl ein Geheimnis der Standesämter.

Allgemein sollte der Vorname zu dem Nachnamen der Familie passen. Je gewöhnlicher der Nachname dabei erscheint, desto mehr Spielraum haben Sie selbstverständlich bei der Wahl des Vornamens.

Auch wenn es Exoten nicht immer leicht haben, kann es auch zu Problemen führen, wenn die dritte Marie Schmidt in der Klasse sitzt.

Viele werdende Eltern suchen auf einem Blog bei Tumblr oder nutzen einen Generator, um den passenden Vornamen zu finden.
Sicherlich schadet es nicht, einen Blick auf die eine oder andere Liste zu werfen.
Letztlich sollten Sie jedoch nach Ihrem Gefühl entscheiden und sich nicht von anderen Menschen und Meinungen abhängig machen. Fragen Sie sich stattdessen, wie Sie selbst gern heißen würden.

Die Listen der Top-Ten-Vornamen der vergangenen Jahre können Sie übrigens an dieser Stelle einsehen.

6. Bücher zur Bedeutung von Vornamen

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