Bei zweisprachigem Unterricht handelt es sich um Unterricht, der nicht in der Muttersprache, sondern in einer Zweitsprache stattfindet. In den meisten Fällen werden jedoch lediglich bestimmte Fächer ausschließlich in der Fremdsprache unterrichtet. Die vorherrschende Zweitsprache ist Englisch.
Besuchen Kinder eine bilinguale Schule, haben sie keine Hemmungen, sich in der Zweitsprache zu unterhalten. Sie sind offener im Hinblick auf andere Kulturen und glänzen auch bei kognitiven Fähigkeiten.
Gerade für leistungsschwächere Kinder kann der Unterricht an einer bilingualen Schule zu einer großen Herausforderung werden. Grundsätzlich ist eine wesentlich längere Vor- und Nachbereitung notwendig. Ein großes Problem ist auch, dass es Lehrern an anschaulichem Material fehlt.
Verschiedene Sprachen sprechen zu können, ist heutzutage ein enormer Vorteil, um leichter mit anderen Kulturen in Kontakt zu kommen. Durch die Teilnahme an einem bilingualen Unterricht wird Kindern zusätzlich eine bessere Grundlage für die Arbeitswelt geschaffen. Aber für wen ist er geeignet?
Wie bilingualer Unterricht abläuft und welche Vorteile und Nachteile er mit sich bringt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Ob Grundschulen, Realschulen, Gesamtschulen oder Gymnasien – immer mehr Schulen bieten mittlerweile bilingualen Unterricht an. Das liegt vor allem daran, dass sich immer mehr Eltern wünschen, dass ihre Kinder verschiedene Sprachen sprechen können.
Die Geschichte des bilingualen Unterrichts reicht bis in die 1960er Jahre zurück. Zu dieser Zeit standen vor allem die politischen Umstände im Fokus. Durch den Élysée-Vertrag, den Deutschland und Frankreich geschlossen hatten, sollte eine engere Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern gesichert werden.
Um mit der Kultur und der Sprache des Nachbarlandes in Kontakt zu kommen, gab es viele Schulen, die den zweisprachigen Unterricht einführten. Erst in den 1980er und 1990er Jahren bekam Englisch den höheren Stellenwert. Im Jahr 1999 gab es bereits 366 Schulen in Deutschland, die diesen bilingualen Unterricht angeboten haben. Bis heute ist Englisch die unangefochtene Nummer eins.
Leider sind bilinguale Schulen in den meisten Fällen Privatschulen. Das bedeutet auch, dass Schulgeld anfällt, welches die Eltern jeden Monat aufbringen müssen. Die Höhe der Kosten kann sehr unterschiedlich ausfallen.
Die Kompetenzstufen beim Erlernen einer Fremdsprache setzen sich aus Buchstaben und Zahlen zusammen. Die Stufen reichen dabei von A1 bis C2. Einen umfassenden Überblick bekommen Sie hier.
Da jedes Land selbst darüber entscheiden kann, ab welcher Jahrgangsstufe, in welchen Fächern und in welcher Intensität der bilinguale Unterricht stattfindet, können die Konzepte sehr unterschiedlich ausfallen.
So gibt es sehr unterschiedliche Formen des bilingualen Unterrichts:
An einigen wenigen Schulen gibt es sogar binationale Züge, sodass die Schülerinnen und Schüler am Ende zwei Abschlüsse machen können. Dazu muss es jedoch Vereinbarungen zwischen den beiden Ländern geben.
In den meisten Schulen findet der zweisprachige Unterricht jedoch ab der siebten Klasse statt. Im Vordergrund stehen gesellschaftswissenschaftliche Fächer wie Erdkunde oder Geschichte. Aber auch naturwissenschaftliche Fächer wie Biologie oder Physik können in der Zweitsprache unterrichtet werden. Im Hinblick auf die angewendeten Methoden im Unterricht achten Lehrer darauf, authentisches und motivierendes Material zu benutzen und so häufig wie möglich auf verschiedene Medien zurückzugreifen.
Bilingual unterrichten dürfen nur Lehrer, die die Zweitsprache als Muttersprache haben oder die entsprechende Sprache mindestens auf C1-Niveau beherrschen.
Wie der Schulalltag an der bimodal-bilingualen Gemeinschaftsschule am Roten Berg in Thüringen aussieht, können Sie sich in diesem Video anschauen:
Eine bilinguale Schule ist aufgrund der zunehmenden Globalisierung natürlich beliebter denn je. Wer eine erhöhte Sprachkompetenz aufweist, hat nicht nur während der Ausbildung oder des Studiums, sondern auch auf dem Arbeitsmarkt wesentlich größere Chancen.
Erhalten Kinder von Anfang an bilingualen Unterricht, haben sie wesentlich weniger Schwierigkeiten damit, sich ohne Hemmungen auf dieser Sprache zu unterhalten. Auf diese Weise ergibt sich automatisch eine Erfolgsspirale, da das ungehemmte und regelmäßige Sprechen der Sprache wiederum die Kompetenz erhöht.
Das Erlernen einer zweiten Sprache hat außerdem einen positiven Einfluss auf die Toleranz der Menschen. Dadurch, dass sie die Sprache lernen, rücken sie auch automatisch näher an die Kultur heran. Gerade in heutigen Zeiten ist die Aufgeschlossenheit anderen Kulturen gegenüber enorm wichtig.
Bilinguales Lernen wirkt sich aber auch auf positiv auf die kognitiven Leistungen der Kinder aus. In einer Studie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wurden die Leistungen von 900 Schülerinnen und Schülern untersucht. Dabei kam heraus, dass diejenigen Kinder, die am bilingualen Unterricht teilnahmen, sowohl in Deutsch als auch in Mathematik wesentlich bessere Leistungen zeigten.
Dieses Phänomen lässt sich ganz einfach erklären. Dadurch, dass zwei Sprachen gleichzeitig erlernt werden müssen, wird das Gehirn daran gewöhnt, ständig neue Verknüpfungen zu bilden. Dies führt dazu, dass diese Kinder einen kognitiven Vorteil haben.
Bilingualer Unterricht kann dennoch neben Vorteilen auch Nachteile mit sich bringen. Lehrer, die ihre Schüler bilingual unterrichten möchten, stehen oft vor dem Problem, dass es viel zu wenig geeignetes Material gibt. Vor allem für den bilingualen Unterricht in der Grundschule gibt es einen erheblichen Mangel. Den Materialien fehlt es dabei häufig an Anschaulichkeit, die beim Erlernen einer zweiten Sprache enorm wichtig ist.
Viele Kritiker merken zudem an, dass die Inhalte in einer bilingualen Schule eher in den Hintergrund rücken. Dies soll zur Folge haben, dass die Kinder weniger Fachwissen erwerben und sich lediglich auf die Zweitsprache konzentrieren. Schaut man sich jedoch die aktuelle Studienlage an, konnte diese Befürchtung bislang nicht bestätigt werden.
Gerade für lernschwächere Kinder kann der bilinguale Unterricht jedoch zu einer großen Herausforderung werden. Sie müssen einen wesentlich größeren Mehraufwand betreiben, um in Bezug auf den Unterrichtsstoff und die Zweitsprache mithalten zu können. Kinder mit einer Sprachbegabung haben hier einen großen Vorteil.
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