Adoptivkinder: Probleme und Herausforderungen bewältigen

   
von Ralf-Ingo S. - letzte Aktualisierung:
Glückliche Familie
Welche späteren Folgen hat die Adoption auf das Kind?

Zahlreiche Adoptivkinder leiden unter der Abgabe als Baby. Im Rahmen ihrer Identitätsfindung suchen sie oftmals nach ihren leiblichen Eltern.

Wie sollte man als Adoptiveltern mit dem Thema umgehen?

Ein offener Umgang mit der Adoption hilft dabei, Problemen vorzubeugen und Spätfolgen der Abgabe als Kind abzumildern.

Was kann ich tun, wenn mein Adoptivkind emotional stark belastet von der Situation ist?

Insbesondere in der Jugend kann es sein, dass das Wissen um die Adoption Ihrem Kind sehr zu schaffen macht. Wenden Sie sich an Ärzte und Therapeuten, um Ihrem Kind zu helfen.

Eine Adoption ist eine besondere Herausforderung im Leben von Eltern und Kindern. Um diese zu meistern und keine Probleme entstehen zu lassen, bedarf es einer Menge Fingerspitzengefühl.

Viele Adoptivkinder leiden unter der Situation, wenn sie nicht in der Lage sind, diese zu verarbeiten. In unserem Artikel gehen wir auf Schwierigkeiten in der Kindererziehung ein und zeigen, mit welchen Problemen viele Adoptivkinder in der Kindheit und besonders in der Pubertät zu kämpfen haben.


1. Die verlorene Identität – Adoptivkinder auf der Suche nach Halt

Jugendlicher schaut in den Spiegel

Oftmals fragen sich Adoptivkinder, wer sie eigentlich sind.

Für kein Kind auf der Welt ist es schön, zu erfahren, dass die eigenen Eltern nicht die leiblichen Eltern sind. Genauso wichtig ist es jedoch auch, dass jedes Kind die Möglichkeit hat, von der Adoption zu erfahren.

Wer als Baby oder Kleinkind keinen richtigen Bezug zur Mutter oder zum Vater aufbauen kann, hat oftmals Schwierigkeiten damit, Vertrauen zu entwickeln. Fehlt das Urvertrauen, kann dies bereits eine Persönlichkeitsstörung auslösen, deren Spätfolgen bis ins Erwachsenenleben hinein spürbar bleiben.

Einige Adoptivkinder sind daher eher unsicher und haben Angst vor einer erneuten Trennung. Viele Kinder hinterfragen sich und ihr Verhalten deutlich öfter und achten wesentlich mehr darauf, wie andere auf sie selbst reagieren.

Alle Eltern, die ein Kind bei sich aufnehmen und es liebevoll behandeln, wünschen sich natürlich, dass es zu keinerlei Identitätsproblemen kommt. An der Entwicklung in der frühesten Kindheit können Sie allerdings nichts mehr ändern.

Umso wichtiger ist es, dass Eltern mit ihren Adoptivkindern offen über die Situation sprechen und ihnen das Gefühl vermitteln, für immer zur Familie zu gehören.

Tipp: Eltern sollten es vermeiden, die leiblichen Eltern in ein schlechtes Licht zu rücken. Selbst wenn dies durchaus der Wahrheit entsprechen kann, macht es die Situation für Adoptivkinder unnötig schwer.

2. Die Gründe für die Abgabe des eigenen Kinds sind vielfältig

Immer weniger Kinder werden adoptiert:

Im Jahr 2017 lag die Zahl der Kinderadoptionen lediglich bei 3.888, 20 Jahre zuvor noch bei 7.173 Fällen. Bei etwa 2/3 aller Adoptivkinder handelt es sich dabei um Stiefkindadoptionen, also die Annahme durch einen neuen Elternteil. Für jedes echte Adoptivkind gibt es inzwischen mehr als 7 Bewerber.

Wer sich dazu entscheidet, ein Kind zur Adoption freizugeben, macht sich diese Entscheidung in aller Regel nicht leicht. Viele Frauen, die diesem Schritt dennoch gehen, sind häufig deutlich überfordert.

Insbesondere wenn der familiäre Rückhalt fehlt, die werdende Mutter noch sehr jung ist oder sich in einer schwierigen beruflichen Phase befindet, kann die unerwartete Schwangerschaft das Leben vollends ins Chaos stürzen.

Da dies weder für die Psyche der leiblichen Mutter noch für das Kind eine sinnvolle Option darstellt, ist die Abgabe des eigenen Kindes in einigen Fällen eine Lösung.

Einen kurzen Einblick in die Geschichte dreier Mütter, die sich zur Abgabe ihres Kindes entschlossen haben, sehen Sie in diesem YouTube-Video:

Die Fälle, in denen ein Kind aufgrund von Misshandlungen durch die Jugendhilfe aus der Familie genommen wird, sind in Deutschland hingegen sehr selten.

3. Konflikte beherrschen das Leben vieler Adoptivkinder

Früher oder später möchten viele Kinder wissen, wo sie herkommen. Aufgrund der anonymen Adoptionsmöglichkeit bleibt diese Frage allerdings vielfach unbeantwortet. Umso entscheidender ist es, dass Adoptivkinder all ihre Fragen loswerden können, um diese nicht über längere Zeit mit sich herumzutragen.

zwei Kinder mit unterschiedlicher Hautfarbe lächeln einander an

Lassen Sie keine Konflikte zwischen Geschwistern entstehen.

Alle Eltern sollten sich daher frühzeitig auf einige Fragen ihrer Kinder vorbereiten:

  • Wer ist meine richtige Mama?
  • Warum wollten mich meine Eltern nicht haben?
  • Gebt ihr mich auch wieder ab?

Wen diese Fragen unerwartet treffen, der muss meist mehr als nur einmal schlucken. Überlegen Sie sich daher am besten frühzeitig ein paar Antworten, um Ihr Kind zu stärken und Vertrauen aufzubauen.

Einige Kinder stellen diese Fragen bereits mit drei oder vier Jahren. Die möglichen Antworten sollten also dementsprechend einfach ausfallen.

Im Laufe der Kindererziehung kommt es meist zu einer zweiten schwierigen Phase in der Pubertät. In dieser Zeit rebellieren Teenager generell und machen sich den Umstand der eigenen Adoption häufig zu Nutze, um sich von den Adoptiveltern abzugrenzen.

Sätze wie, „Ich bin nicht so wie du, sondern wie meine leibliche Mutter“, sind in dieser Phase keine Seltenheit, sollten allerdings bei einer gefestigten Beziehung keine Zweifel aufkommen lassen.
Eltern können an dieser Stelle versuchen, die angespannte Situation ins Gegenteil umzudrehen. Mit der Antwort „Stimmt, deine leuchtenden Augen musst du von deiner leiblichen Mutter haben“, erreichen Sie in aller Regel mehr, als sich auf eine Konfrontation einlassen.

Tipp: Je offener Sie als Adoptiveltern mit der Situation umgehen, desto seltener kommt es zu drastischen Auseinandersetzungen. Die Adoption ist ein Teil des Lebens. Sie kann und sollte daher nicht verschwiegen werden.

4. Hilfe annehmen – in schwierigen Situationen ist professioneller Rat sinnvoll

Kind in einer Therapiesitzung

Es ist wichtig, Probleme offen anzusprechen.

Viele Probleme lassen sich innerhalb der Familie lösen. Gegenseitiges Zuhören, ein respektvoller Umgang miteinander sowie ein vertrauensvolles Verhältnis machen es Ihnen auch in komplizierten Angelegenheiten leichter, Lösungen zu finden.

Stehen allerdings größere Umbrüche, wie beispielsweise ein Umzug oder aber eine Scheidung an, so kann dies auch etwas gefestigtere Adoptivkinder schnell aus der Bahn werfen.

Wenn Ihr Kind unter Schlafstörungen leidet, sich zunehmend zurückzieht oder mit seinem Selbstbewusstsein hadert, zögern Sie nicht, sich psychologische Hilfe zu suchen. Werden Probleme frühzeitig aufgearbeitet, so lassen sich oftmals deutlich problematischere Spätfolgen sehr gut in den Griff bekommen.

5. Weiterführende Lektüre zum Umgang mit Adoptivkindern



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Bildnachweise: Africa Studio/Adobe Stock, Jan H. Andersen/Adobe Stock, lassedesignen/Adobe Stock, Leonid/Adobe Stock (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

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