Abstillen: Wie Du den Abschied von der Brust liebevoll gestaltest

   
von redaktion - letzte Aktualisierung:
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Was bedeutet eigentlich „Abstillen“?

Abstillen bezieht sich auf das Beenden des Stillens eines Babys durch die Mutter oder ein stillender Elternteil.

Wie funktioniert abstillen?

Abstillen kann auf verschiedene Arten erfolgen, wie zum Beispiel langsam die Anzahl der Stillmahlzeiten zu reduzieren. Ein stillender Elternteil kann sich an eine Hebamme oder einen Arzt wenden, um eine Methode zu finden, die am besten zur persönlichen Situation passt.

Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Abstillen?

Das Abstillen ist eine individuelle Entscheidung und kann zu jedem Zeitpunkt erfolgen, wenn es für den stillenden Elternteil und das Kind passt.

Während das Stillen für Dich und Dein Kind viele Vorteile hat, kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem Du Dein Baby abstillen möchtest. Überlegst Du Dir vielleicht, wie Frau ihr Baby richtig abstillt? Ob Du schnell und schmerzlos abstillen solltest oder lieber schrittweise und schonend beim Abstillen vorgehen solltest?

In diesem Artikel möchten wir Dir Informationen zum Thema Abstillen an die Hand geben. Wir informieren Dich darüber, wann Du abstillen solltest bzw. in welchen Fällen dies nicht notwendig ist. Darüber hinaus geben wir Dir eine Orientierung, wie das Abstillen funktioniert und was Du in der Abstillphase beachten solltest, je nachdem, welches Alter Dein Kind zum Zeitpunkt des Abstillens hat.

Stillen und Abstillen – ein natürlicher Prozess

Es ist zunächst wichtig zu verstehen, dass das Abstillen ebenso wie das Stillen ein natürlicher Prozess ist, der auf natürliche Weise langsam und schrittweise erfolgt.

Gründe, warum Mütter ihre Kinder stillen, gibt es zahlreiche. Nicht umsonst weisen Frauenärzt*innen und Hebammen immer wieder darauf hin, dass ausschließliches Stillen im ersten Lebenshalbjahr Deines Babys eine optimale Nährstoffversorgung gewährleistet.


Die Vorteile des Stillens auf einen Blick:

  1. Gesundheitliche Vorteile für das Kind: Muttermilch enthält alle Nährstoffe, die das Baby für seine körperliche und geistige Entwicklung benötigt. Stillen kann das Risiko für Krankheiten, Allergien und Übergewicht reduzieren.
  2. Gesundheitliche Vorteile für die Mutter: Stillen kann dazu beitragen, den Uterus nach der Geburt schneller zu seiner normalen Größe zurückzuführen, das Risiko für bestimmte Krankheiten zu reduzieren und den Stress zu reduzieren.
  3. Bindung zwischen Mutter und Kind: Stillen stärkt die Mutter-Kind-Bindung und fördert eine enge Beziehung.

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So wie das Stillen also ein natürlicher Prozess ist, erfolgt auch das Abstillen optimalerweise als schondender Prozess, und zwar schrittweise. Dadurch beugst Du zum einen Brustentzündungen oder Milchstau vor, zum anderen verhinderst Du auf diese Weise eine Nährstoff-Unterversorgung bei Deinem Kind.

Den besten Zeitpunkt zum Abstillen gibt es nicht – aber einen günstigen Zeitraum

Wann bzw. wie Du richtig abstillst, ist von mehreren individuellen Faktoren abhängig, wie z. B. Deiner Gesundheit, der Bindung zwischen Dir und Deinem Baby und Deinen persönlichen Wünschen. Es gibt jedoch Empfehlungen, die sich an der natürlichen Entwicklung Deines Kindes und den gesundheitlichen Vorteilen des Stillens orientieren.

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass Babys mindestens 6 Monate ausschließlich gestillt werden sollten. Für den Beikoststart lautet die generelle Empfehlung, spätestens im 7. Monat zu beginnen.


Zusatzinformation zum Beikoststart: Die Empfehlung, spätestens im 7. Monat mit der Beikost zu beginnen, bedeutet jedoch nicht, wie oftmals missverstanden, dass Du Dein Kind ab dem 7. Monat von Beikost ernähren musst. Dein Kind wird Dir Anzeichen geben, ob es bereits ist für die Beikost. Die typischen Anzeichen kannst Du in unserem Artikel „Beikost einführen“ nachlesen. Zwinge Dein Kind niemals, die Beikost zu essen, das kann ein gestörtes Essverhalten in der weiteren Entwicklung Deines Kindes begünstigen.


Des Weiteren lautet die offizielle WHO-Empfehlung, dass bis zu 2 Jahre oder länger gestillt werden sollte, wenn beide Seiten es wünschen. Die Empfehlung spricht die WHO deshalb aus, weil in Studien belegt werden konnte, dass sich bei Müttern, die insgesamt 2 Jahr in ihrem Leben stillen (das kann auch bei unterschiedlichen Kindern sein), das Brustkrebsrisiko erheblich verringert. Das Abstillen sollte also im günstigsten Fall erst nach dem vollendeten zweiten Lebensjahr Deines Kindes erfolgen.

Schrittweises Abstillen beugt gesundheitlichen Problemen bei Mutter und Kind vor

Das natürliche abstill-Alter schätzen Hebammen und Stillberaterinnen zwischen 2 und 4 Jahren ein. Das liegt daran, dass zum einen Muttermilch nicht mehr unbedingt notwendig ist, um die Nährstoffversorgung beim Kind sicherzustellen. Vorausgesetzt natürlich, Dein Kind nimmt regelmäßige Mahlzeiten ein und nimmt kontinuierlich zu.

Zum anderen lässt das Saugbedürfnis bei Kindern in diesem Alter in der Regel von selbst nach und so geht der Abstill-Prozess natürlich schonend voran. Ein richtiges Alter zum Abstillen gibt es jedoch allgemein nicht und Du und Dein Kind, ihr bestimmt selbst, wie lange ihr stillen möchtet.

Nun kann es jedoch Gründe geben, früher abzustillen. Ein häufiger Grund ist dabei der Wunsch der Mutter nach mehr Unabhängigkeit. Vielleicht fühlst Du Dich auch mit dem Stillen körperlich nicht wohl und hast zum Beispiel häufiger Brustentzündungen. Auch hier gilt: Du und Dein entscheiden, wann es Zeit ist zum Abstillen.

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Auch in einem früheren Alter kann das Abstillen schonend und schrittweise erfolgen. Je nachdem, welches Alter Dein Kind hat, wenn Du den Zeitpunkt des Abstillens festlegst, solltest Du dabei verschiedene Dinge beachten. Im Folgenden findest Du eine Übersicht:

Abstillen vor dem 6. Monat

In den ersten 6. Monaten sollte Dein Baby noch keine Beikost erhalten, da das Verdauungs- und Immunsystem noch nicht ausreichend entwickelt ist. Wenn Du abstillst, benötigt Dein Baby von daher auf jeden Fall Pre-Milch aus der Flasche. Auch einen Schnuller solltest Du ihm anbieten, um das Saugbedürfnis Deines Babys zu befriedigen. Letzteres hilft im beim Stressabbau und der Selbstregulation. Es gilt wie beim Stillen, nach Bedarf die Flasche zu geben.

Abstillen mit dem Beikoststart

Wenn Du mit dem Beikoststart abstillen möchtest, bietet sich eine schrittweise Reduktion des Stillens ein. So kannst Du mit jeder neu eingeführten Mahlzeit, die Dein Kind gut annimmt, einmal Stillen reduzieren. Der gemeinhin bekannte „Breifahrplan“ funktioniert nach diesem Prinzip. Leider wird er jedoch nicht selten missverstanden und die Reduktion des Stillens als Notwendigkeit verstanden. Du kannst ebenso gut die Beikost einführen und normal weiter stillen. Solltest Du Dich dafür entscheiden, sofort abzustillen, musst Du einige Dinge beachten:


Hinweis: Schnell und schmerzlos abstillen – das funktioniert leider in den wenigsten Fällen. Wenn Du dennoch vorhast, das Abstillen möglichst schnell und möglichst schmerzlos zu gestalten, erfordert das eine besondere Brustpflege. Da die Milchproduktion sich erst regulieren muss, solltest Du regelmäßig Deine Brust ausstreichen oder Milch abpumpen, um einem Milchstau oder Brustentzündungen vorzubeugen. Zudem solltest Du die Muttermilch durch Pre-Milch ersetzen, die Du Deinem Baby im ganzen 1. Lebensjahr geben kannst. Die Pre-Milch kannst Du mit der Flasche füttern oder Deinem Kind mit einem Becher anbieten. Du kannst auch Breimahlzeiten damit zubereiten.


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Abstillen nach dem ersten Lebensjahr

Nach dem ersten Lebensjahr wird Muttermilch nicht mehr unbedingt zur Nahrungsversorgung Deines Kindes benötigt. Von daher musst Du auch nicht zwingend Pre-Milch füttern, wenn Du nicht schrittweise abstillen möchtest. Es reicht aus, wenn Du Deinem Kind ausreichende Mahlzeiten und Flüssigkeit gibst. Achte jedoch darauf, dass es ausreichend isst und trinkt. Die besten Anzeichen dafür sind ein aktives und ausgeglichenes Kind, kontinuierliche Gewichtszunahme und eine altersgerechte Entwicklung.

Nichtsdestoweniger bietet Stillen auch nach dem ersten Lebensjahr Vorteile für die Gesundheit Deines Kindes. Insbesondere passt sich die Muttermilch flexibel den Bedürfnissen Deines Kindes an. Sie bildet entsprechende Antikörper, die sich der Umwelt Deines Kindes und den daraus resultierenden Anforderungen an sein Immunsystem nach Bedarf anpassen.

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6 unnötige Gründe, die häufig fälschlicherweise zum Abstillen führen

Es gibt Gründe, von denen Mütter glauben, dass sie abstillen sollten. In vielen Fällen ist man sich in der Medizin heute jedoch einig, dass ein Abstillen hier nicht notwendig ist. In folgenden Situationen ist ein Abstillen nicht unbedingt erforderlich:

  • Brustentzündung: Abstillen kann Brustentzündungen sogar eher begünstigen, da die Milchproduktion sich nicht abrupt verringert, wenn schnell abgestillt ist. Sprich mit Deiner Hebamme oder Deinem Frauenarzt, wenn Du davon betroffen bist.
  • Ein zahnendes Kind: Bekommt Dein Kind Zähne, wird es lernen, mit Zähnen zu stillen. Manchmal benötigen Kinder etwas Zeit, um das Stillen mit Zähnen umzulernen, da sich das Mundgefühl ändert. Normalerweise pendelt sich das jedoch nach kurzer Zeit wieder ein.
  • Erneute Schwangerschaft: Solange es Dir gesundheitlich gut geht, kannst Du auch in diesem Fall normal weiterstillen, der Körper kann auch in der Schwangerschaft weiterhin Muttermilch bilden.
  • Medikamente: Wenn Du Medikamente einnehmen musst, solltest Du mit Deinem Arzt besprechen, dass Du stillst. Er kann einschätzen, welche Medikamente mit dem Stillen vereinbar sind und Dich entsprechend beraten.
  • Arbeit: Wenn Du wieder arbeiten möchtest, gibt es Wege, Beruf und Stillen zu vereinbaren. Im ersten Lebensjahr hast Du sogar einen Rechtsanspruch auf Stillpausen während der Arbeitszeit. Sprich mit Deinem Arbeitgeber oder Deiner Arbeitgeberin, um einen Weg zu finden.
  • Rauchen: Natürlich ist klar, dass stillende Mütter nicht rauchen sollten. Es ist nicht abschließend geklärt, inwiefern Rauchen bei Kindern zu gesundheitlichen Problemen führt, deren Mütter rauchen. Dennoch wird Müttern empfohlen, weiter zu stillen, wenn sie das Rauchen nicht lassen können. Mehr zu den Risiken des Tabakkonsums beim Stillen und Vorsorgemaßnahmen findest Du hier.
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Verschiedene Möglichkeiten schrittweisen Abstillens

Es ist möglich, das Stillen zu reduzieren und so in Deinen Alltag einzubauen, wie Du es brauchst.

Das Stillen tagsüber reduzieren

Du kannst mit Deinem Kind nach dem ersten Lebensjahr Zeiträume festlegen, in denen tagsüber nicht gestillt wird. Es wird lernen, sich daran anzupassen. Wenn Du zum Beispiel arbeitest oder Dein Kind schon in die Kita geht, könnt ihr tagsüber weniger stillen oder erst nach Feierabend. Sobald Ihr zu Hause seid, legst Du Dein Kind an. So kann es sich von den Eindrücken des Tages erholen, sich regulieren und sich seine Portion Mama-Nähe holen.

Nachts abstillen

Viele Mütter empfinden das nächtliche Stillen als Belastung. Dein Kind kann jedoch lernen, dass es nachts keine Brust mehr bekommt. Wichtig zu wissen ist dabei, dass es mit der Entwicklung Deines Kindes zusammenhängt. Wenn es noch zu klein ist, kann es sein, dass es nachts noch Nahrung benötigt. In diesem Fall wird nächtliches Stillen noch empfohlen. Ersatzweise kann es die Flasche bekommen.


Tipp: Vielleicht hast Du schon einmal von dem Begriff „Dreamfeeding“ gehört. Hierbei geben Stillende ihren Kindern nochmal die Brust, bevor sie selbst ins Bett gehen. Das kann dazu führen, dass Dein Kind danach eine längere Phase durchschläft und Du selbst auch erstmal ein paar Stunden Schlaf am Stück bekommst.


Wenn Du bemerkst, dass Dein Kind nachts häufig nicht mehr trinkt, sondern nur noch nuckelt, kannst Du einen „stillfreien“ Zeitraum festlegen. Hier kannst Du ersatzweise Wasser anbieten und es anders in den Schlaf trösten, sollte es aufwachen und schreien. Die Umstellung braucht meist ein paar Tage, danach akzeptieren viele Kinder jedoch die neue Situation und schlafen oft besser durch. Helfen kann bei der Umstellung auch, wenn der Vater oder eine andere Person in diesen nächtlichen Zeiträumen die Betreuung Deines Kindes übernehmen.


Zusatzinformation: Abstill-Tabletten sind Medikamente, die zur Unterstützung beim Abstillen eingesetzt werden können. Sie werden eingenommen, um den Milchfluss zu reduzieren. Heute werden Abstill-Tabletten jedoch eher selten verschrieben, da die Nebenwirkungen stark sein können und die Wirkung ohnehin nur in den ersten 6 Monaten zuverlässig eintritt. Vor der Einnahme von Tabletten zum Abstillen solltest Du in jedem Fall einen Arzt konsultieren.


Zusammengefasst gilt: Du und Dein Kind gestalten das Abstillen

Wir hoffen, dass wir Dir in unserem Artikel nahelegen konnten, wie Du den Abstill-Prozess Euren Bedürfnissen entsprechend gestalten kannst. Wie Du siehst, gibt es verschiedene Möglichkeiten und am Ende kommt es darauf an, dass Deine Bedürfnisse und die Deines Kindes dabei im Fokus stehen. Viel Erfolg!

Quellen

FAQ Abstillen

Wie lange dauert es, bis sich die Brust nach dem Abstillen zurückgebildet hat?

Die Rückbildung der Brust kann einige Wochen bis zu mehreren Monaten dauern, abhängig von verschiedenen Faktoren wie Alter, Größe und Stoffwechsel des stillenden Elternteils.

Wie stille ich ab, wenn mein Kind das nicht will?

Es ist wichtig, das Kind langsam an das Abstillen zu gewöhnen und eventuell alternative Fütterungsmethoden wie eine Flasche anzubieten.

Wie lange dauert es abzustillen?

Die Dauer des Abstillens hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Alter des Kindes, der Dauer der Stillzeit und dem persönlichen Verlauf.

Wann bekomme ich meine Periode wieder nach dem Abstillen?

Die Rückkehr der Periode nach dem Abstillen kann variieren, abhängig von verschiedenen Faktoren wie Alter, Größe und Stoffwechsel des stillenden Elternteils. Die Periode kehrt nicht selten bereits während des Stillens zurück, je nachdem, wie lange gestillt wird.

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