Landesregierung stellt neues Konzept zur Sprachförderung von Kindern vor

Schluss mit dem Flickenteppich von Programmen

Baden-Württemberg

Schluss mit dem Flickenteppich von Programmen

Baden-Württemberg stellt die frühkindliche Sprachförderung in den Kindergärten auf neue Beine. Mit dem neuen Gesamtkonzept will die Landesregierung möglichst allen förderbedürftigen Mädchen und Jungen in den Kitas Sprachförderung anbieten. Zusätzliche Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer ermöglichen die Umsetzung des Programms. „Wir wollen endlich alle Kinder mit Sprachproblemen unterstützen können“, betonten Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links) und Kultusstaatsekretär Dr. Frank Mentrup (rechts im Bild) bei der Vorstellung des Konzepts.

SPATZ heißt das neue Konzept und steht für Sprachförderung in allen Tageseinrichtungen für Kinder mit Zusatzbedarf. Unter dem Dach von SPATZ fasst die Landesregierung die bisherigen Sprachförderprogramme ISK (Intensive Sprachförderung im Kindergarten) und HSL (Hausaufgaben-, Sprach- und Lernhilfe) sowie das Landesförderprogramm SBS (Singen – Bewegen – Sprechen) zusammen.

Künftig stehen somit allen förderbedürftigen Kindern vom ersten Kindergartenjahr an die notwendigen Maßnahmen offen. „Wir machen Schluss mit dem Flickenteppich von Programmen und setzen auf die frühkindliche Sprachförderung aus einem Guss“, unterstrich Kretschmann. Damit entspricht die Landesregierung einem langjährigen Wunsch von Trägern und Kindertageseinrichtungen. „Unser neues Gesamtkonzept der Sprachförderung vereinfacht das Antragsverfahren für die Kindergartenträger erheblich und sorgt für größtmögliche Transparenz“, ergänzt Mentrup.

Wichtiger Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit

Kretschmann sieht SPATZ als einen wichtigen Beitrag für mehr Bildungsgerechtigkeit. Er zeigt sich überzeugt, „dass die Träger und die Kindertageseinrichtungen diese neuen Chancen für alle sprachförderbedürftigen Kinder gerne wahrnehmen.“ Künftig können die Träger bei SPATZ zwischen den beiden Förderprogrammen ISK und SBS wählen. Stellen die Verantwortlichen in den Kitas künftig über alle drei Jahrgangsstufen hinweg bei mindestens vier Kindern einen Sprachförderungsbedarf fest, kann die Einrichtung eine ISK- oder eine SBS-Gruppe beantragen.

„Mit SPATZ gelingt uns ein erster wichtiger Schritt zur alltagsintegrierter Sprachförderung in den Kindertageseinrichtungen“, erklärt Staatssekretär Mentrup. Denn SBS bringt durch die Elemente Musik und Bewegung einen wichtigen pädagogischen Ansatz in die Sprachförderung mit ein.

Ein großer Erfolg sei es darüber hinaus, dass im Zuge der Neuaufstellung dieses Programm nun auch allen Kindern mit Sprachförderbedarf offen stehe. Der Staatssekretär verspricht eine Fortsetzung der gut bewährten Kooperation zwischen den Kindertageseinrichtungen und den Musikpädagogen der Musikschulen.

Zusätzliche Mittel, die aus der Erhöhung der Grunderwerbsteuer fließen, hat die Neuaufstellung der Sprachförderung ermöglicht. In dem bereits im Dezember 2011 beschlossenen Pakt für Familien mit Kindern, den die Landesregierung und die Spitzen der kommunalen Landesverbände unterzeichneten, sind für dieses Jahr elf Millionen Euro für frühkindliche Sprachförderung vorgesehen.

Intensive Fortbildung des pädagogischen Personals

Schwerpunkte von Qualifizierungsangeboten für das pädagogische Personal sollen in Abstimmung mit den kommunalen Landesverbänden, den Kirchen und anderen freien Trägerverbänden die Themenkomplexe „Sprache“ (Sprachbildung, Sprachbegleitung und Sprachförderung) sowie „Eltern als Partner“ werden. Dabei will die Landesregierung die jährlichen Mittel in Höhe von zehn Millionen Euro, die das Land über den Finanzausgleich (FAG) zur Fortbildung zur Verfügung stellt, mit einbeziehen. Kretschmann unterstreicht, dass "zur nachhaltigen Qualitätssteigerung der frühkindlichen Bildung selbstverständlich auch die intensive Fortbildung des pädagogischen Personals gehört."

Rund 30 Prozent eines Jahrgangs in den Kindergärten benötigt nach Schätzungen der Landesregierung eine Sprachförderung. Dafür setzt die Regierung für das Jahr 2013 einen Gesamtbedarf von rund 32 Millionen Euro an. Die Mittel fließen zum einen aus dem „Pakt für Familien“ mit elf Millionen Euro und zum anderen aus dem Budget des bisherigen Projekts „Schulreifes Kind“ in Höhe von 21 Euro.

Im laufenden Kindergartenjahr 2011/2012 nähmen rund 15.500 Kinder an einer ISK-Maßnahme und 2.600 Kinder an einer HSL-Maßnahme teil. Beim Landesprogramm SBS, das derzeit noch auf 1.400 Standorte begrenzt sei, wären es rund 40.000 Kinder.