Politik

Kita Sara Nussbaum in Kassel feiert Weihnachten!

Hessen

Ausgelöst durch einen Zeitungsbericht geistert im Internet das Gerücht herum, dass in der Sara-Nussbaum-Kita in Kassel dieses Jahr auf weihnachtliche Feiern verzichtet wird - angeblich mit Rücksicht auf die religiösen Gefühle von Flüchtlingen. Das hat vorhersehbar einigen Wirbel bei den entsprechend politisch interessierten Kreisen verursacht, den auch wir feststellen können. Zum einen erreichen uns mehrere fehlgeleitete E-Mails mit Protesten - die Nutzer gehen irrtümlicherweise davon aus, dass sie über das Kontaktformular die Kita erreichen, was aber nicht der Fall ist - zum anderen stellen wir auf der Infoseite der Kita bei uns extreme Aktivität seit dem 6. Oktober fest. Allein gestern verzeichneten wir dort über 500 Abrufe. Normal sind 2 - 10 pro Tag. Um der Gerüchte Herr zu werden, hat die Stadt Kassel eine Pressemitteilung mit einem Interview mit Kassels Jugend-Stadträtin Anne Janz veröffentlicht, das wir hier im Wortlaut wiedergeben. Fazit: Natürlich wird auch in Kassel Weihnachten gefeiert, ebenso wie Feste anderer Religionen.

Frau Janz, die HNA titelte „Weihnachten fällt im Kindergarten aus“. Stimmt das?

Anne Janz: Nein, natürlich nicht. In allen städtischen Kindertagesstätten werden die mit dem Weihnachtsfest verbundenen christlichen Traditionen gelebt. Das gilt selbstverständlich auch für die Kita Sara-Nussbaum-Haus. Die Behauptung, dort falle das Weihnachtsfest regelmäßig aus, ist schlicht falsch.

Es wird also nicht auf christliche Rituale verzichtet?

Anne Janz: In unseren Kitas vermitteln wir den Kindern – je nach Alter und Entwicklungsstand – das Grundwissen über die zentralen Elemente unserer christlich-abendländischen Kultur. Dazu gehört selbstverständlich zu erklären und erlebbar zu machen, welche Bedeutung Ostern, Pfingsten oder eben auch das Weihnachtsfest haben. Die Kinder erfahren, dass zu Weihnachten zum Beispiel die Wohnungen geschmückt werden, dass in christlichen Familien der Weihnachtsbaum aufgestellt wird, dass Familien zusammen backen, Kinder Sterne und Geschenke basteln und warum Christen überhaupt an diesem Tag das Weihnachtsfest feiern.

Uns ist es aber auch wichtig, dass die Kinder anderen Religionen und Kulturen offen begegnen. Diese Offenheit beinhaltet eine Grundhaltung, die geprägt ist von Toleranz, Wertschätzung und Achtung des Glaubens - auch eines anderen oder Nichtglaubens.

Mal ganz konkret, wie werden die mit dem Weihnachtsfest verbundenen Traditionen in den Kitas gelebt?

Anne Janz: Die Erzieher und Erzieherinnen basteln mit den Kindern, sie backen Weihnachtsplätzchen, schmücken im Advent die Gruppenräume und stellen einen Adventskranz auf. Auch der Nikolaus besucht die Kita, um nur einige Beispiele zu nennen. Das Weihnachtsfest an sich feiern wir nicht, da die Kitas an den Weihnachtsfeiertagen geschlossen sind.

Werden auch Weihnachtslieder gesungen?´

Anne Janz: Das Repertoire der Lieder, die in der Vorweihnachtszeit in den Kitas gesungen werden ist umfangreich und unterschiedlich und reicht von traditionellen Weihnachtslieder bis zu modernen. Letztere singen die Kinder übrigens meist lieber, weil sie ihnen besser gefallen.

Gesungen wird ja auch am Martinstag, der in den Kasseler Kitas Laternenfest heißt. Warum ist das so?

Anne Janz: Diesen Begriff gibt es in den städtischen Kitas in Kassel so schon seit mehr als 25 Jahren. Wenn wir das Laternenfest feiern, erzählen wir natürlich die Geschichte des St. Martin. Die Martins-Geschichte erzählt ja vom Teilen und von Solidarität, von Nächstenliebe. Dies sind christliche Werte - sie sind aber auch Bestandteil aller anderen großen Weltreligionen.

Die Kritik bezog sich ja konkret auf die Kita Sara-Nussbaum-Haus. Es hieß, die Erzieherinnen dort verzichteten mit Verweis auf die unterschiedlichen Kulturen der Kinder auf christliche Rituale.

Anne Janz: Auch in der Kita Sara-Nussbaum-Haus wird, wie in allen anderen städtischen Einrichtungen, seit Jahren und auch dieses Jahr die Vorweihnachtszeit festlich gestaltet. Die Aussage, dass in den vergangenen Jahren das Weihnachtsfest ausgefallen ist, ist falsch.

In allen Gruppen gibt es einen Adventskalender, aus dem an jedem Tag ein anderes Kind ein „Geschenk“ erhält. In jeder Gruppe steht ein Adventskranz, mit den Kindern wird gebastelt, die Kita wird geschmückt und auch dort werden Weihnachtsplätzchen gebacken. In einer der Gruppen wird seit mehreren Jahren in der Adventszeit ein Märchen-Theaterstück eingeübt und den Eltern bei einer Feier vorgeführt. Und der Nikolaus besuchte in den vergangenen Jahren auch die Kinder im Sara –Nussbaum-Haus.

Die Adventszeit und die Nikolausfeier finden statt und werden traditionell und adventlich begangen.

In der Kita Sara-Nussbaum-Haus gibt es zum Mittagessen kein Schweinefleisch. Warum ist das so?

Anne Janz: Wichtig ist zunächst, dass es beim Mittagstisch immer eine Auswahl gibt. Es ist richtig: Im Sara-Nussbaum-Haus gibt es kein Essen mit Schweinefleisch, sondern mit Geflügel oder Rindfleisch sowie ein vegetarisches Gericht. Beim Mittagessen ist vor allem wichtig, dass es gesund und vitaminreich ist. Es muss für die Eltern bezahlbar sein und es soll möglichst wenig Essen weggeworfen werden. Wenn in einer Kita Gerichte mit Schweinefleisch mehrheitlich nicht abgerufen werden, dann können wir sie auch nicht anbieten.

Was können Eltern machen, die unzufrieden sind oder einen Vorschlag haben, was man in ihrer Kita anders machen könnte?

Anne Janz: Ich bitte alle Eltern: Bringen Sie sich in die Arbeit in Ihrer Kita ein. Sprechen Sie die Leitung der Kita an oder den Elternbeirat. Wichtig ist, ins Gespräch zu kommen. Denn Eltern und Kita tragen eine gemeinsame Verantwortung für die Kinder. Wir wünschen uns aktive Eltern, die uns auch kritisch begleiten.