Expertise des Bundesfamilienministeriums erstmalig präsentiert

Kita der Zukunft wird Familienzentrum

Niedersachsen

Kita der Zukunft wird FamilienzentrumDie Kindertagesstätte der Zukunft entwickelt sich flächendeckend zum Familienzentrum, lautet die Prognose von Prof. Dr. Julia Schneewind, Fachhochschule Osnabrück. Ursache sind die sich rapide veränderten Lebenslagen von Familien. Dies ist das Kernergebnis einer Expertise, die sie im Auftrag für das Bundesfamilienministerium erstellt hat und erstmalig auf dem Kongress „Auf dem Weg zur Kita 2020“ des Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung (nifbe) in Hannover vorstellte.

Schneewind betont, dass die von ihr beschriebenen Positionen die Sicht der Praxis wiedergibt. Dies sei umso bemerkenswerter, erklärt sie, weil Erzieherinnen und Kitaleitungen sowie Fachberaterinnen bislang nur wenig systematischen Einfluss auf die politischen und wissenschaftlichen Diskussionen nehmen konnten.

Nach Auffassung der Kita-Fachkräfte passen die Rahmenbedingungen und die Anforderungen nicht zusammen. Dies heißt, die Anzahl der Kinder pro Gruppe und die erforderliche individuelle Bildungsarbeit in den Kitas, sind in der derzeitigen Form nicht zu vereinbaren. Fraglich ist auch, wie sich diese Diskrepanz für die Zukunft auflösen lässt. „Denn mit den vorhanden Mitteln, sind diese zusätzlichen Aufgaben nicht zu leisten“, fasst die Pädagogin die Befürchtungen der Kita-Mitarbeiterinnen zusammen.

Entscheidend für eine gute Bildungsarbeit ist zudem eine stabile und gesunde Persönlichkeit kombiniert mit einer fundierten Ausbildung der pädagogischen Fachkraft. „Die Bedeutung von Beziehung und die Bereitschaft, Bindungen einzugehen, nimmt - insbesondere im Rahmen der zunehmenden Betreuung von Kindern unter drei Jahren - einen wichtigen Stellenwert ein“, konstatiert Schneewind.

Insgesamt vermissen die Praktikerinnen eine bundesweit klare Linie der politischen Entscheidungen. Für sie ist nicht erkennbar, welche Ziele einzelne Maßnahmen auf der Ebene der Kommunen, Länder und des Bundes verfolgen.

Ein von parteipolitischen Machtspielen und Ländergrenzen unabhängig Gesamtpaket, steht - gerade mit Blick auf die Professionalisierung des Feldes - ganz oben auf der Wunschliste der Praktikerinnen. Darunter verstehen sie: Realistische Rahmenbedingungen (z.B. Vertretungsfachkräfte, ausreichend Vor- und Nachbereitungszeit, altersangemessene Gruppengrößen), die systematische, wissenschaftlich fundierte Weiterqualifikation des Personals für die Arbeit mit Kindern von der Geburt bis zum Schuleintritt sowie die Wertschätzung ihrer anspruchsvollen und wichtigen Tätigkeit in Form von finanzieller Anerkennung.

Sind diese Voraussetzungen gegeben, folgen daraus alle zentralen pädagogischen Aspekte der Arbeit, zeigen sich die Kita-Fachkräfte überzeugt. Diese sind: Intensive Elternarbeit, Beziehung als Grundlage für Bildungsprozesse, im Alltag integrierte Sprachförderung, Erziehung der Kinder zu gesunden, selbstbewussten und demokratischen Bürgerinnen und Bürger unseres Landes.