KiSS-Syndrom: Was Sie über die Kinderkrankheit wissen sollten

   
von Dana S. - letzte Aktualisierung:
Baby erhält Manualtherapie
Was ist das KiSS-Syndrom?

Beim KiSS-Syndrom handelt es sich nicht direkt um eine Krankheit, sondern um eine Fehlstellung des Kopfes und der Halswirbelsäule. Die Existenz der Krankheit ist jedoch sehr umstritten.

Wie kann man das KiSS-Syndrom vorbeugen?

Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Geburt die Weichen für die Entwicklung der Fehlstellung stellt. Den Ursachen kann entsprechend nicht vorgebeugt werden.

Wie kann behandelt werden?

Gegen das KiSS-Syndrom helfen verschiedene Manualtherapien. Durch eine Behandlung kann vermieden werden, dass weitere Entwicklungsstörungen auftreten.

Vor jeder Voruntersuchung haben die meisten Eltern Angst, dass vom Kinderarzt eine Krankheit oder eine Entwicklungsstörung festgestellt wird. Eine befürchtete Diagnose ist beispielsweise das KiSS-Syndrom, welches laut Osteopathen oder Physiotherapeuten weitere Entwicklungsstörungen auslösen kann. Aber was ist eigentlich das KiSS-Syndrom? Und wie kann ich Anzeichen bei meinem Kind erkennen?

Wir klären Sie in unserem Ratgeber rund um das Thema KiSS-Syndrom auf. Wir erklären Ihnen, welche Ursachen für die Fehlstellung infrage kommen und welche Symptome dabei auftreten. Außerdem zeigen wir Ihnen geeignete Behandlungsmöglichkeiten auf.

1.Das KiSS-Syndrom ist eine Fehlstellung der Halswirbel

Kinderkrankheit

Kinder mit KiSS-Syndrom weisen häufig einen sogenannten Schiefhals auf.

Bei dem KiSS-Syndrom handelt es sich um die sogenannte Kopfgelenk-induzierte-Symmetrie-Störung. Bei dem Syndrom handelt es sich nicht um eine Krankheit, sondern um eine Fehlstellung der beiden obersten Halswirbel. Es führt zu Störungen der Körperhaltung und soll laut Mediziner für viele weitere Entwicklungsstörungen verantwortlich sein.

Das Krankheitsbild wird in folgende zwei verschiedene Formen eingeteilt:

  • KiSS 1: Seitneigung des Kopfes, asymmetrische Körperform
  • KiSS 2: Kopf steht in der Rückbeuge

Bei beiden Formen ist eine Bewegungseinschränkung vorhanden, die zu Schmerzen führen kann. Zusätzlich wird begünstigt, dass eine unnatürliche Schonhaltung eingenommen wird.

Das KiSS-Syndrom ist jedoch sehr umstritten. Es ist nicht nachweisbar, sodass es als Krankheit nicht anerkannt ist. Es gibt keine wissenschaftliche Studie, die beweist, dass die Wirbelfehlstellung zu Entwicklungsstörungen führt. Daher werden die Kosten für die Therapie auch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Kritiker halten die Diagnose für eine Modeerscheinung, denn bei Säuglingen kommt es sehr häufig vor, dass einzelne Wirbel verschoben sind. Diese Fehlstellung kommt daher, dass das Baby gegen Ende der Schwangerschaft wenig Platz in der Gebärmutter hatte und daher nur noch in einer bestimmten Lage liegen konnte. Durch die Bauchlage verwächst sich diese Fehlstellung in den meisten Fällen nach einiger Zeit von selbst. Alternativmediziner verteidigen die Existenz des KiSS-Syndroms jedoch vehement. Laut eigenen Aussagen verzeichnen sie gute Behandlungsergebnisse.

2. Als Hauptursache gelten traumatische Geburtserlebnisse

Kaiserschnitte in Deutschland

Seit Jahren steigt die Anzahl der in Deutschland durchgeführten Kaiserschnitte. Laut einer aktuellen Statistik lag die Zahl 2016 bei 232.500.

Die Entstehung des KiSS-Syndroms kann viele verschiedene Ursachen haben. Diese hängen jedoch alle mit dem Aufbau des Mutterleibes oder der Geburt zusammen, sodass dem Syndrom nicht aktiv vorgebeugt werden kann. Entgegen der landläufigen Meinung ist die Fehlstellung nicht vererbbar.

Mediziner gehen davon aus, dass die Probleme mit der Halswirbelsäule in den meisten Fällen auf traumatische Geburtserlebnisse zurückzuführen sind.
Zu diesen zählen:

  • Kaiserschnitte
  • Saugglocken- oder Zangengeburt
  • ein Geburtsgewicht über 4000 Gramm
  • Mehrlingsgeburten
  • Steißlage

Im Prinzip handelt es sich um eine rein mechanische Störung. Dadurch, dass zu viel Druck auf den Kopf und die Halswirbelsäule ausgeübt wurde, stellt sich zwangsläufig eine schiefe Kopfhaltung ein.

3. Die Symptomatik des KiSS-Syndroms ist sehr vielfältig

überstrecken

Häufiges Schreien kann auf das KiSS-Syndrom hindeuten.

Die meisten Eltern sind zunächst überfordert, wenn ihre Babys den ganzen Tag schreien und nicht zu beruhigen sind. Da die Symptome sehr breit gefächert sind, ist das Syndrom als Laie nicht immer gut zu erkennen. Hinzu kommt, dass jedes Kind anders auf die Beschwerden reagiert.

Das häufigste Symptom ist ein Schiefhals. Das bedeutet, dass der Kopf stets zu einer Seite geneigt ist. Dadurch sind die Kinder häufig nicht in der Lage, den Kopf auf die andere Seite zu drehen.

In Bezug auf die Bewegung und die Körperhaltung weisen folgende Anzeichen auf die Atlasblockade hin:

  • asymmetrische Form des Schädels
  • seitlich abgeflachter Kopf
  • stark ausgeprägte Einseitigkeit
  • Fehlstellung der Füße und des Hüftgelenks
  • Asymmetrien im Gesicht

Aber auch folgende Symptome können bei der „Kinderkrankheit“ auftreten:

  • übermäßiges Sabbern mit Schluckbeschwerden
  • ungewöhnliches Trinkverhalten
  • häufiges Schreien, besonders bei gerader Haltung
  • unruhiger Schlaf
  • Probleme beim Stillen
  • Vermeidung der Bauchlage

Es ist ganz normal, dass nicht alle Symptome zutreffen oder gleichzeitig auftreten. Die Symptome können natürlich auch viele weitere mögliche Ursachen haben. Treffen mehrere Symptome auf Ihr Kind zu, sollten Sie zur Abklärung jedoch unbedingt den Kinderarzt oder einen Heilpraktiker aufsuchen.

4. Osteopathie kann Babys helfen

Vererbung

Bei dem Syndrom finden verschiedene Manualtherapien Anwendung.

Die Diagnose wird entweder durch den Kinderarzt oder einen Kinder-Physiotherapeuten gestellt. Dabei werden zunächst die Körperhaltung und die Reflexe überprüft. Um das KiSS-Syndrom eindeutig feststellen zu können, ist jedoch zumeist eine Röntgenaufnahme des Kopfes und der Halswirbelsäule nötig.

Wird das Syndrom eindeutig diagnostiziert, helfen verschiedene Therapien, um die Verspannungen und die Fehlstellung zu korrigieren. Im Normalfall ist die Krankheit sehr gut heilbar.

Folgende Behandlungen können bei dem KiSS-Syndrom zum Einsatz kommen:

  • Atlastherapie
  • HIO-Technik
  • Manualtherapie nach Gutmann/Biedermann
  • Chiropraktik
  • Osteopathie

Die Behandlung sollte stets von einem erfahrenen und qualifizierten Heilpraktiker oder Osteopathen durchgeführt werden. Dieser wendet Druck und spezielle Griffe an, um die vorherrschenden Blockaden zu lösen. Eine Sitzung dauert in der Regel etwa 15 bis 60 Minuten. Während einige Fehlstellungen bereits in der ersten Sitzung gelöst werden können, sind in anderen Fällen mehrere Sitzungen nötig.

Achtung: Nach einer Behandlung kann es zu einer Reaktionsphase kommen, in denen die Symptome verstärkt auftreten können. Machen Sie sich keine Sorgen! Dies ist ganz normal und legt sich nach einigen Wochen wieder.

5. Unbehandelt kann das KiSS-Syndrom zu Störungen der Entwicklung führen

Osteopathie Baby

Um Folgeschäden wie ADHS zu vermeiden, sollte die Therapie möglichst früh beginnen.

Wie bereits erwähnt, ist die Existenz des KiSS-Syndroms sehr umstritten. Befürworter gehen davon aus, dass Spätfolgen entstehen, wenn die Krankheit nicht behandelt wird. Dazu zählen vor allem motorische Einschränkungen, Haltungsschäden, eine verzögerte Sprachentwicklung und viele weitere Entwicklungsstörungen.

Im weiteren Verlauf kann das KiSS-Syndrom dann zum KiDD-Syndrom (Kopfgelenk-induzierte-Dyspraxie/Dysgnosie) führen. Dies hat zur Folge, dass starke Rückenschmerzen, Gleichgewichtsstörungen und Kopfschmerzen bis hin zu Migräne auftreten können. Auch ADHS oder Konzentrationsstörungen werden mit dem Syndrom in Zusammenhang gebracht.

6. Weiterführende Literatur zur Baby-Entwicklung

Babys erstes Jahr: Alles, was wichtig ist (GU Baby)
  • Graefe und Unzer Verlag
  • Babys erstes Jahr: Alles, was wichtig ist (GU Baby)
  • ABIS-BUCH
  • Silber
  • Weigert, Vivian (Autor)
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KiSS-Syndrom: Was Sie über die Kinderkrankheit wissen sollten
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