Insbesondere Mädchen sind vielfältigen Formen sexueller Gewalt ausgesetzt

„Sexueller Missbrauch ist Mord an Kinderseelen“

Hessen

„Sexueller Missbrauch ist Mord an Kinderseelen“Rund 200- bis 300.000 Kinder sind jedes Jahr sexuellem Missbrauch ausgesetzt schätzt das Bundeskriminalamt. Darunter fallen nicht nur Vergewaltigungen, sexuelle Nötigung und Missbrauch. Auch sexistische, frauenfeindliche Redewendungen, Übergriffe mit dem Foto-Handy oder im Internet-Chat sowie Belästigung sind sexuelle Übergriffe. „Das ist Mord an Kinderseelen“, erklärte Petra Müller-Klepper, Staatssekretärin im Hessischen Sozialministerium, auf der Fachtagung „Sexualisierte Gewalt gegen Mädchen – Alltag!? Wahrnehmen – Erkennen – Handeln“ diese Woche in Erbach. Sie forderte auf der Tagung eine konsequente Ächtung und Bekämpfung sexualisierter Gewalt. „Wir müssen die Kultur des Wegschauens oder Verschweigen von einer Kultur des Hinschauens und Ansprechens ablösen.“

Ziel der Fachtagung ist es, bei Mitarbeitern aus den Bereichen Schule, Jugendhilfe, Justiz, Polizei und Kommunen die Wahrnehmung für sexualisierte Gewalt gegen Mädchen zu schärfen und ihnen Möglichkeiten der Prävention sowie Intervention aufzuzeigen. Veranstalter der Fachtagung sind das „Netzwerk gegen Gewalt“, der Odenwaldkreis und das Hessische Sozialministerium. Wichtig, betont die Staatssekretärin, sei es „zum einen vorbeugend zu handeln und zum anderen sexualisierte Gewalt systematisch zu verfolgen und zu bestrafen.“

Mädchen sind in 90 Prozent der Fälle die Opfer. Insbesondere sie erleiden Vergewaltigungen, sexuelle Nötigung und Missbrauch. Aber eben auch sexistische, frauenfeindliche Redewendungen, Übergriffe mit dem Foto-Handy oder im Internet-Chat sowie Belästigungen. „Dies sind sexuelle Übergriffe, die das Selbstbestimmungsrecht von Mädchen verletzen“, unterstrich Petra Müller-Klepper. Ein Klima der Offenheit sei unerlässlich, damit sich die Opfer trauten, ihre Leidensgeschichte zu erzählen.

Prävention stärken

Fachtagungen, wie die jetzt stattgefundene, sind ein wichtiger Baustein, um sicherzustellen, dass die Betroffenen auf kompetente Personen träfen und schnell Hilfe erhalten. „Nur so kann es gelingen, die hohe Dunkelziffer in diesem Bereich zu reduzieren und Täter schnell zu ermitteln und zu bestrafen“, konstatiert die Staatssekretärin.

„Sexueller Missbrauch ist Mord an Kinderseelen“Jährlich investiert das Hessische Sozialministerium rund 100.000 Euro speziell in die Fortbildung von sozialen Fachkräften. Damit will das Ministerium diesen Personenkreis für das Thema sexuelle Gewalt sensibilisieren und für den professionellen Umgang damit in den Einrichtungen schulen. Weitere rund 30.000 Euro fließen in Fortbildungen zur Kinderschutzfachkraft und in spezielle Fortbildungen für einzelne Zielgruppen. Darüber hinaus erhalten die ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit den Leitfaden „Irgendetwas stimmt da nicht...“ ausgehändigt.

Neben dem Ausbau der Hilfen darf auch die Prävention nicht zu kurz kommen. Deshalb gibt es in Hessen bereits seit knapp zehn Jahren eine engmaschige Vernetzung der verschiedenen Institutionen zur Gewaltprävention. Sichtbarstes Beispiel ist das von der Hessischen Landesregierung 2002 beschlossene, ressortübergreifende „Netzwerk gegen Gewalt“. Seine Träger sind neben der Hessischen Staatskanzlei viele Ministerien des Landes sowie der Landespräventionsrat Hessen.