AWO-Fachschule Potsdam

Auf dem Weg zur ersten Papilio-Fachschule in Brandenburg

Auf dem Weg zur ersten Papilio-Fachschule in Brandenburg

AWO-Fachschule für Sozialwesen in Potsdam integriert Präventionsprogramm Papilio in Erzieherausbildung

Die AWO-Fachschule für Sozialwesen in Potsdam bindet ab dem Schuljahr 2016/2017 das Kindergartenprogramm Papilio in die Erzieherausbildung ein. Sechs Lehrkräfte haben sich dazu zu Papilio-Trainern fortbilden lassen, damit sie ihren Studierenden im Laufe ihrer dreijährigen Ausbildung die Basisqualifikation des Kindergartenprogramms vermitteln können. Setzen die angehenden Erzieherinnen die gelernten Inhalte auch in einem ihrer Praktika einer Kita um, schließen sie ihre Ausbildung als zertifizierte Papilio-Fachkraft ab. Die Fachschule bietet damit einen Kompetenz- und Erfahrungsmehrwert. Und die zukünftigen Absolventen profitieren von einer Zusatzqualifikation, mit der sie in den Arbeitsmarkt eintreten.

Papilio ist ein wissenschaftlich evaluiertes Sucht- und Gewaltpräventionsprogramm, das schon im Kindergarten ansetzt. Es stärkt die sozial-emotionalen Kompetenzen von Kindern, reduziert erste Verhaltensprobleme und beugt dadurch Sucht und Gewaltentwicklungen im Jugendalter vor. Um das Programm in der Kita umzusetzen, müssen die Fachkräfte eine Fortbildung durchlaufen, die in der Regel berufsbegleitend erfolgt. Die Papilio-Inhalte lassen sich jedoch auch schon in die Ausbildung angehender Erzieherinnen an Fachschulen und Fachakademien einbinden. Genau das macht die AWO-Fachschule für Sozialwesen in Potsdam ab diesem Schuljahr. „Wir bieten damit unseren Fachschülerinnen und Fachschülern schon während der Ausbildung die Möglichkeit, sich als Papilio-Fachkraft zu qualifizieren“, sagt Schulleiter Hans-Martin Rühe.

Sechs Lehrkräfte der Fachschule wurden dafür in Workshops und mehreren Seminarblöcken zu Papilio-Trainern fortgebildet. Sie lernten dabei die theoretisch-wissenschaftlichen Grundlagen zu Sucht und Gewalt, Theorie und Umsetzung der Papilio-Maßnahmen in der Praxis, die qualitätsgesicherte Begleitung bei der Umsetzung des Programms in der Kindergartenpraxis und wie die Inhalte in den Schulalltag eingebunden werden können. Damit sind sie bestes geschult, um die Papilio-relevanten Inhalte zu lehren.

Davon profitieren die 25 Auszubildenden, die in diesem Schuljahr mit der Erzieherausbildung an der Fachschule begonnen haben. Sie bekommen während der dreijährigen theoretischen Ausbildung die Basisqualifikation für das Präventionsprogramm vermittelt – einen Teil davon über den Wahlpflichtbereich. Wenn sie die gelernten Inhalte dann auch in einem Praktikum aus dem Arbeitsfeld Kinderbetreuung in einer Einrichtung umsetzen, können sie ihre Erzieherausbildung mit der Zusatzqualifikation als zertifizierte Papilio-Erzieherin abschließen. Schulleiter Rühe schätzt, dass etwa die Hälfte der Schüler, die jetzt mit der Ausbildung begonnen haben, diesen Weg wählen wird.

Die AWO-Fachschule für Sozialwesen in Potsdam hat sich somit auf den Weg gemacht, die erste zertifizierte Papilio-Fachschule in Brandenburg zu werden. Denn auch die Fachschule selbst wird ein Papilio-Zertifikat erhalten, wenn die Inhalte im Lehrplan integriert sind und die ersten Schüler die Ausbildung mit der Papilio-Zusatzqualifikation abschließen werden.

Die ersten Fachschulen, die bundesweit Papilio in die Erzieherausbildung eingebunden haben, sind das Sozialpflegerische Berufsbildungszentrum Saarbrücken (SBBZ) im Saarland und die Fachschule für Sozialpädagogik der Beruflichen Schulen Hersfeld-Rotenburg in Hessen. Sie haben mit der Papilio-Integration bereits 2009 bzw. 2010 begonnen und 2013 die ersten Absolventen mit Papilio-Zusatzqualifikation verabschiedet. Eine weitere Fachschule hat in diesem Schuljahr mit der Einbindung von Papilio gestartet: die Fachschule für Sozialpädagogik am Berufskolleg Beckum in NRW.

Seit 2006 wurden in Brandenburg über 360 pädagogische Fachkräfte aus rund 50 Kitas berufsbegleitend in Papilio fortgebildet. Allein in Potsdam gibt es 16 Papilio-Kitas. Für die Studierenden der AWO-Fachschule für Sozialwesen ist das ein großer Vorteil, da sie so leichter eine Einrichtung finden, um das Programm auch in ihrem Praktikum umzusetzen.

Bundesweit wurden inzwischen 6.500 Erzieherinnen in dem Programm fortgebildet. Dadurch profitieren etwa 130.000 Kinder von Papilio. Verantwortlich für das Präventionsprogramm, die Fortbildung und die wissenschaftliche Basisarbeit ist das Sozialunternehmen Papilio in Augsburg, das mit Partnern in ganz Deutschland zusammenarbeitet. Weitere Informationen unter www.papilio.de.