AWO startet Kampagne „Jetzt schlägt’s 13 – wer zusagt muss auch aufmachen“

Betreuungsgeld verhindert bis zu 50.000 neue Erzieherstellen

Betreuungsgeld verhindert bis zu 50.000 neue ErzieherstellenBis zu 50.000 Erzieherstellen könnten nach Auffassung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Kita-Betreiber mit den geplanten Mitteln des Betreuungsgeldes schaffen.* Außerdem geht für den AWO-Bundesvorsitzenden Wolfgang Stadler der Kita-Ausbau viel zu langsam voran. „Es ist völlig unklar, wie der ab August 2013 geltende Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz gewährleistet werden soll. Die Plätze reichen hinten und vorne nicht“, befürchtet Stadler.

Der AWO-Bundesvorsitzende verweist auch auf die Erfahrungen in den Einrichtungen der AWO, die immerhin über 2.200 Kitas in ganz Deutschland betreibt. „Unsere Beschäftigen sind tagtäglich mit den Sorgen und Nöten von Eltern konfrontiert. Sie erleben nahezu täglich verzweifelte Eltern auf der Suche nach einem Betreuungsplatz, die wir leider vertrösten müssen.“ Teilweise müssen sie sogar die Wartelisten schließen. „Es macht keinen Sinn, diese fortzuführen“ erklärt Stadler.

Unterstützung erhält er vom Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Stefan Sell. Dieser ist überzeugt, dass „wir einen enormen Qualitätssprung in der frühkindlichen Bildung und Betreuung vollziehen“ können, verzichtet die Bundesregierung auf die Einführung des Betreuungsgeldes. „Die dafür geplanten Mittel gehören in den Kita-Ausbau. Nur so kommen die Mittel bei denjenigen an, die sie wirklich brauchen“, erklärt Sell. Beispielsweise könne der Bund besonders klamme Kommunen beim Ausbau unterstützen.

Betreuungsgeld verhindert bis zu 50.000 neue ErzieherstellenStadler unterstreicht mit Nachdruck, dass an dem Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz nicht gerüttelt werden dürfe. „Wer solche Zusagen macht, der muss sie auch einhalten.“ Die Organisation erhebt jetzt „AWO-Forderungen zur Umsetzung des Rechtsanspruches auf Kindertagesbetreuung zum 1. August 2013“.

Hierin fordert sie nicht nur einen Ausbau, der dem tatsächlichen Betreuungsbedarf entspricht, sondern auch die Garantie auf eine hohe Qualität der Kindertagesbetreuung. Darüber hinaus sind für die AWO ausreichende und flexible Betreuungszeiten sowie Beitragsfreit für alle Kinder unerlässlich. Nur damit seien gleiche Chancen auf frühkindliche Bildung und Betreuung zu gewährleisten, unabhängig von deren Herkunft und ihrem Wohnort.

In Kürze startet die AWO eine Kampagne unter dem Motto „Jetzt schlägt’s 13 - wer zusagt muss auch aufmachen“, um für die Umsetzung des Rechtsanspruches zu werben.

* Bereits im kommenden Jahr stehen im Bundeshaushalt 400 Millionen Euro für das Betreuungsgeld zur Verfügung - wenn man dieses Geld verwenden würde, um das dringend erforderliche zusätzliche Personal zu bezahlen, dann könnte man damit mehr als 10.500 Erzieher finanzieren. Und noch eindrucksvoller dann die Möglichkeiten ab 2014, denn von diesem Jahr an stehen 1,2 Milliarden Euro pro Jahr im Bundeshaushalt. Damit könnten fast 32.000 Fachkräfte mehr finanziert werden. Und sollte die Prognose zutreffen, dass tatsächlich 1,9 Milliarden Euro pro Jahr aufgebracht werden müssen, weil mehr Eltern als angenommen das Betreuungsgeld in Anspruch nehmen (müssen), dann wären sogar 50.000 neue Erzieherstellen finanzierbar!