Statistisches Bundesamt: Anstieg der Betreuungsplätze für unter 3-jährige Kinder geringer als im Vorjahr

AWO kritisiert Länder wegen schleppendem Ausbau der Kita-Plätze

AWO kritisiert Länder wegen schleppendem Ausbau der Kita-PlätzeSchlecht sieht es nach Auffassung des Bundesvorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Wolfgang Stadler (Foto) aus, den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder unter drei Jahren bis zum Jahre 2013 umzusetzen. „Der Ausbau geht viel zu langsam voran“, kommentiert er die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts zu den Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren.

Stadler befürchtet, dass vielen Frauen gar nichts anderes übrig bleibt, als das am Sonntag den 6.11.11 von der Koalition beschlossene Betreuungsgeld anzunehmen. „Mit der versprochenen Wahlfreiheit bei der Kinderbetreuung hat das aber nichts zu tun.“ Damit wird Frauen eine Berufstätigkeit unmöglich gemacht, befürchtet der AWO-Chef.

230.000 Kita-Plätze fehlen noch

Nach den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes fehlen mit Stichtag 1. März 2011 noch mehr als 230.000 Kita-Plätze für Kleinkinder. Ziel war es, bis zum Jahr 2013 für 750.000 Kinder unter drei Jahren ein Betreuungsangebot in einer Tageseinrichtung oder in Tagespflege bereitzustellen. Zudem sieht das Kinderförderungsgesetz vor, dass vom Kindergartenjahr 2013/14 an einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz mit Vollendung des 1. Lebensjahres besteht.

Insbesondere in den westlichen Bundesländern ist der Nachholbedarf besonders groß. Besonders schlecht stellt sich die Situation derzeit noch im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen dar. Dort können nur knapp 16 Prozent der unter 3-jährigen Kinder in einer Kita betreut werden. Nicht viel besser sieht es in Niedersachsen aus mit einer Quote von 19,1 Prozent. Insgesamt beträgt die Quote im früheren Bundesgebiet – ohne Berlin – nur 20 Prozent, während sie in den Neuen Ländern, wiederum ohne Berlin, bei 49 Prozent liegt.

Rheinland-Pfalz Spitzenreiter - Norddeutsche Länder legen stark zu

Trotz dieser Zahlen ist in einigen westlichen Ländern binnen Jahresfrist März 2010 und März 2011 die Betreuungsquote weit über dem Durchschnitt gestiegen. Spitzenreiter ist Rheinland-Pfalz. Hier stieg die Betreuungsquote um 4,5 Prozentpunkte auf 24,8 Prozent. Überdurchschnittlich hohe Zuwächse verzeichnen auch die Norddeutschen Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen mit Steigerungsraten zwischen 3,2 und 3,8 Prozent. Schlusslicht im Westen ist wiederum Nordrhein-Westfalen. Hier stieg die Betreuungsquote um 1,9 Prozentpunkte.

AWO kritisiert Länder wegen schleppendem Ausbau der Kita-PlätzeGelassen bewertet die Bayerische Staatsregierung die Zahlen des Statistischen Bundeamtes. „Die allermeisten bayerischen Kommunen haben ihren Bedarf an Krippenplätzen bereits gedeckt“, konstatiert Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer (Foto). Sorgen bereiten ihr allerdings die Großstädte, insbesondere München. „Hier besteht naturgemäß ein höherer Bedarf, deshalb müssen die Verantwortlichen ganz besonders aufs Tempo drücken.“ Sie hebt hervor, dass die Bundesmittel in Höhe von 340 Millionen Euro bereits komplett gebunden sind. Bayern stellte dagegen bereits 444 Millionen Euro an Landesmittel zur Verfügung. „Bayern ist damit das einzige Land, das einen höheren Investitionsanteil leistet als der Bund.“ Deshalb standen zu Beginn des Krippenjahres 2011/2012 bereits für rund 28 Prozent der Kinder unter drei Jahren in Bayern Betreuungsplätze zur Verfügung.

Hessen verspricht: Versorgungsquote von 35 Prozent wird erreicht

AWO kritisiert Länder wegen schleppendem Ausbau der Kita-PlätzeAuf einem guten Weg sieht sich auch die Hessische Landesregierung. „Mit einem aktuellen Versorgungsgrad von 28,6 Prozent im November dieses Jahres ist Hessen bestens dafür gerüstet, das auf dem Krisengipfel 2007 vereinbarte Ziel eines 35-prozentigen Versorgungsangebotes bis 2013 zu erreichen,“ erklärt Sozialminister Stefan Grüner (Foto). Mit der aktuellen Betreuungsquote, welche die Zahl der tatsächlich in Anspruch genommenen Angebote widerspiegelt, lag Hessen zum Stichtag 1. März 2011 mit 21,6 Prozent auf Rang drei der westdeutschen Flächenländer.

Sehen lassen kann sich nach Auffassung von Bildungsminister Dr. Ekkehard Klug auch Schleswig-Holstein. Er ist zuversichtlich, dass Ziel von 35 Prozent bis zum Jahr 2015 zu erreichen. „Die Dynamik der Entwicklung in den vergangenen Jahren gibt Anlass zu meiner positiven Einschätzung: Schleswig-Holstein steht gut da“, kommentiert der Minister die Zahlen der Statistiker. Beispielsweise habe das nördlichste Bundesland im Ranking bei diesem Thema im Jahr 2009 mit einer Betreuungsquote von 14,5 Prozent nur den 7. Platz der westdeutschen Länder eingenommen. 2010 lag man mit 18,2 Prozent schon auf Platz 6 und steht heute mit 21,8 Prozent zum Stichtag 1. März auf Platz 3 der westdeutschen Länder.